Informieren
  1. Plan Post Online
Eine Frau wird mit einer Spritze in den Arm geimpft
„Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die gerechte Verteilung der Impfstoffe international vorangetrieben wird", sagt Maike Röttger, Geschäftsführerin von Plan International Deutschland. © Plan International
21.12.2020 - von Sascha Balasko

Corona-Pandemie: Plan International Deutschland fordert weltweit gerechte Verteilung von Impfstoffen

Angesichts des anstehenden bundesweiten Impfstarts gegen das Corona-Virus mahnt Plan International Deutschland die weltweit gerechte Verteilung des Impfstoffs an.

„Für viele Millionen Deutsche bedeuten die nun anstehenden Impfungen Schutz vor einer lebensbedrohlichen Krankheit und damit die Rückkehr zu einem normalen Leben“, sagt Maike Röttger, Vorsitzende der Geschäftsführung. „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für alle Menschen fatal – doch vor allem für unzählige Mädchen und junge Frauen in Entwicklungsländern sind die Gefahren ungleich größer. Wir dürfen sie nicht allein lassen.“ Aus diesem Grund müsse die Bundesregierung neben der ausreichenden Versorgung der eigenen Bevölkerung dafür Sorge tragen, dass die Verteilung der Impfstoffe im Globalen Süden abgesichert sei.

„Mädchen und junge Frauen sind durch die Ausgangsbeschränkungen einem extrem hohen Risiko ausgesetzt, Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt zu werden. Zudem steigt die Gefahr, dass sie noch minderjährig und gegen ihren Willen verheiratet werden, wodurch auch die Zahl der Frühschwangerschaften steigt“, so Maike Röttger weiter. Verstärkend komme hinzu, dass die Lockdowns den Zugang zu Gesundheitsdiensten und Verhütungsmitteln verhinderten.

Laut UN-Schätzungen führe ein derartiges Szenario innerhalb eines halben Jahres zu etwa sieben Millionen ungeplanten Schwangerschaften. „Diese Entwicklung ist real für heranwachsende Mädchen und junge Frauen“, sagt Maike Röttger. „Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt sind schon jetzt eine verbreitete Todesursache bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren.“ Schätzungen der Vereinten Nationen prognostizieren zudem 13 Millionen zusätzliche Kinderheiraten in einkommensschwachen Ländern, sollte dort das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf längerfristig um nur zehn Prozent sinken.

Schon vor der Corona-Pandemie hatten viele Mädchen in Entwicklungsländern nur geringe Chancen auf eine Schulbildung. Durch die Schließung von Schulen wird dieses Problem jetzt noch verstärkt. Mädchen müssen im Haushalt arbeiten, die Betreuung ihrer Geschwister übernehmen oder zum Einkommen der Familie beitragen. Selbst wenn Schulen wieder öffnen, werden arme Familien kein Geld mehr haben, um ihre Töchter wieder in den Unterricht zu schicken. Von den weltweit rund 743 Millionen Mädchen, die seit Ausbruch der Pandemie nicht zur Schule gehen konnten, wird ein großer Teil aus Ländern mit niedrigem Einkommen nicht in den Unterricht zurückkehren – vor allem, wenn es um weiterführende Schulen geht. 

„Das alles passiert jeden Tag und ist ein massiver Rückschritt für die Gleichberechtigung. Deshalb können wir es uns nicht leisten, dass es bei der Verteilung der Impfstoffe aus finanziellen Gründen zu Verzögerungen kommt“, sagt die Vorsitzende der Geschäftsführung von Plan International Deutschland. Sie appelliert daher an die Bundesregierung, die Situation der Entwicklungsländer noch stärker in den Blick zu nehmen. „Wir wissen von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort, dass die Sorge der Menschen groß ist, beim Zugang zu den Impfstoffen abgehängt zu werden.“

Im Zuge der Verteilung der Impfstoffe wird Plan International sein bestehendes Netzwerk in den Programmländern Mittelamerikas, Afrikas und Asiens zur Information der Bevölkerung nutzen und so zur Akzeptanz der Impfstoffe beitragen. „Unser Vorteil ist, dass wir bereits vor Ort sind. Wir kennen die Menschen und ihre Bedürfnisse. Bereits heute tragen wir dazu bei, die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen, indem wir Wasser, sanitäre Anlagen oder Hygieneartikel beschaffen und verteilen. Wir werden uns bei der Verteilung der Impfstoffe für einen gleichberechtigten Zugang zu den Gesundheitszentren einsetzen und dafür, dass im öffentlichen Gesundheitswesen tätige Personen und andere gefährdete Gruppen vorrangig Zugang zu Impfstoffen erhalten.“

Maike Röttger: „Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die gerechte Verteilung der Impfstoffe international vorangetrieben wird. Wenn uns Covid-19 eines gelehrt hat, dann, dass das Virus nicht an Grenzen Halt macht. Die Krankheit lässt sich nur dann eindämmen, wenn sich alle Menschen auf der Welt nachhaltig davor schützen können.“

Umfrage von Plan International zur Situation von Mädchen und jungen Frauen während der Corona-Pandemie:

Laut einer Umfrage von Plan International tragen Mädchen und junge Frauen die Hauptlast der sekundären Auswirkungen der Corona-Pandemie.

  • Neun von zehn Mädchen (88 Prozent) geben an, dass sie sich durch die Covid-19-Pandemie stark oder mittelstark beunruhigt fühlen.
  • 40 Prozent haben die Befürchtung, dass ihre Familie oder Freunde an dem Virus erkranken könnten und 33 Prozent, dass sie selbst daran erkranken.
  • 26 Prozent haben Sorge vor einem Sinken des Haushaltseinkommens aufgrund der Pandemie.
  • Negative Auswirkungen, die von Mädchen und Frauen am häufigsten genannt wurden, waren:
    • Nicht in der Lage zu sein, zur Schule oder Universität zu gehen (62 Prozent)
    • Nicht in der Lage zu sein, das Haus regelmäßig zu verlassen (58 Prozent).
    • Nicht in der Lage zu sein, sich mit Freunden zu treffen (58 Prozent).

An der Umfrage nahmen im Sommer 2020 mehr als 7.000 Mädchen und junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren aus 14 Ländern teil (Nicaragua, Ecuador, Brasilien, USA, Spanien, Frankreich, Ägypten, Ghana, Äthiopien, Mosambik, Sambia, Indien, Vietnam und Australien).

 

Weitere Informationen: 

Plan International Deutschland e.V., Kommunikation, Bramfelder Str. 70, 22305 Hamburg 

  • Alexandra Tschacher, Leiterin des Presseteams, Tel. 040 607716-278 
  • Sascha Balasko, Referent Media Relations, Tel. 040 607716-146, presse@plan.de 

Pressemitteilung zum Download
PDF 143,17 KB