Unsere Arbeit in Deutschland
Im Jahr 2016 haben wir unsere Programmarbeit ausgeweitet und ein eigenes Kinderschutzprogramm mit Projektaktivitäten innerhalb Deutschlands ins Leben gerufen. Wir machen uns stark für die Umsetzung der UN-Kinderrechte in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung des Schutzes und der Integration von Kindern und Jugendlichen mit Flucht- und Migrationserfahrungen.
Wir haben die weltweit erprobten Kinderschutzansätze um den deutschen Kontext erweitert und setzen sie im Rahmen unserer Programmarbeit in Deutschland mit Kooperationspartner:innen um. Angesichts des erhöhten Zuzugs von schutzsuchenden Menschen im Jahr 2016 lag der Fokus unseres Programmes zu Beginn vor allem auf Kinderschutz und Einhaltung der UN-Kinderrechte in Unterkünften für geflüchtete Menschen in Hamburg. In den letzten Jahren haben sich die Themen, die geflüchtete Kinder und ihre Familien beschäftigen, entwickelt. Unsere Aktivitäten finden nicht mehr ausschließlich in Unterkünften für geflüchtete Menschen, sondern auch in neu erschlossenen Lebensräumen, wie beispielsweise in Kitas, statt. Dabei gilt es, Integrationsprozesse von Kindern und Jugendlichen zu fördern und Eltern in ihrer Rolle zu stärken.
Außerdem sind wir inzwischen neben Hamburg in vier weiteren Bundesländern aktiv. Referent:innen des Kinderschutzprogrammes beraten und begleiteten dabei in verschiedenen Projekten zu kinderschutzrelevanten Themen, wie u.a. zu der Verbindlichkeit von Schutzkonzepten. Darüber hinaus setzten wir uns für die gesellschaftliche, kulturelle und politische Teilhabe von geflüchteten Menschen ein.
Zu unseren Kernaktivitäten innerhalb der Projekte gehören:
- Präventiver Kinderschutz in Unterkünften für geflüchtete Menschen
- Advocacy Arbeit und Beratung von politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern
- Unterstützung von Integrationsprozessen im Sozialraum
- Förderung der Kultursensibilität in Kitas
- Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt und
- Stärkung von alternativen Unterbringungsmöglichkeiten von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten.
- Zugang zu psychosozialer Unterstützung
Im Fokus
Im Audiobeitrag stellen Expertinnen von Plan International und dem Psychosozialen Zentrum Xenion e.V. das Projekt „Stimme finden“ vor – ein therapeutisches Angebot für geflüchtete Kinder und Jugendliche in Berlin.
Gelangen Sie hier zur vollständigen Version des Gesprächs.
Weltweit sind über 100 Millionen Menschen auf der Flucht. Viele davon sind Kinder. Auch in Deutschland kommen Familien an, die durch Krieg, Verlust und Gewalt stark belastet sind. Plan International unterstützt genau diese Familien, vor allem aber Kinder und Jugendliche seit 2015 und hat dafür in den vergangenen zwei Jahren ein umfangreiches Nothilfeprogramm umgesetzt. Ein Teil dieses Programms: das Projekt 'Stimme finden' beim psychosozialen Zentrum Xenion in Berlin. Und dort geht es vor allem darum, geflüchteten Kindern zuzuhören und ihnen wieder Halt zu geben. Die Psychologin und Psychotherapeutin Janina Meyeringh leitet Xenion und hat das Projekt vom ersten Tag an intensiv begleitet.
Wir glauben, dass nur so auch das Potenzial der Menschen natürlich sich entfalten kann, wenn sie wieder an sich glauben. Es ist ganz oft so, dass in Erstgesprächen, wenn wir Menschen kennenlernen, viele sagen, sie sind gebrochen, sie sind kaputt, sie können nicht mehr. Und das, was ich sehe, ist was ganz anderes. Das ist ein Mensch, der vor mir sitzt, der Unglaubliches gemeistert und erlebt hat, das aber gar nicht sieht, gar nicht seine Stärken und Ressourcen sieht.
Genau diese Ressourcen müssen wieder spürbar werden. Manchmal reicht schon eine Stunde pro Woche, um Kindern Halt zu geben. Aber oft scheitert es allein an den Unterstützungsstrukturen für Geflüchtete. Während Kinder und Jugendliche dringend Unterstützung brauchen, fehlt es genau dort am meisten. Oft zieht sich der Staat zurück und es bleiben zu viele bürokratische Hürden im System. Dieses Problem kennt Kathrin Diehl Villescas von Plan International nur zu gut.
Unsere Arbeit, also vom Plan International, aber auch von psychosozialen Zentren wie Xenion, ist nicht institutionalisiert. Wir erleben es eigentlich immer wieder, dass Finanzierung niemals reicht. Und wir arbeiten ja auch mit mehreren psychosozialen Zentren zusammen und hören immer nur das Gleiche: unschaffbare Wartelisten. Die Situation wird immer prekärer, vor allem für Kinder und Jugendliche.
Frühzeitige Hilfe würde letztlich sogar Kosten sparen, etwa weil dadurch weniger Folgeerkrankungen bei den Geflüchteten entstehen, die sonst das Gesundheitssystem belasten. Doch es wächst ein weiteres Problem. Der Blick der Gesellschaft auf geflüchtete Menschen wird zunehmend negativer. Und auch das merkt Kathrin Diehl Villescas.
Auch wir nehmen wahr, dass sich das Narrativ immer weiter zum Negativen verändert und geflüchtete Menschen auf immer mehr Ausgrenzung und Rassismus und alles Mögliche stoßen und es sich immer mehr darauf konzentriert wird, geflüchtete Menschen oder auch Andersartigkeit eher als Gefahr oder Bedrohung wahrzunehmen. Und es macht uns sehr, sehr große Sorgen. Wie wir alle wissen, gibt es momentan sehr viele rechte Strömungen, die Unwahrheiten verbreiten und da ist es aus unserer Sicht weiter ja zu verstehen oder nach außen zu tragen, dass gesellschaftliche Problemlagen, die auch schlimm sind, also sowas wie mangelnde Kita-Plätze oder ja mangelnde Schulplätze oder auch Wohnraummangel eben nicht aufgrund einer Verfehlung der geflüchteten Menschen entstehen oder diese nicht der Grund sind, sondern schlicht und ergreifend politische Versäumnisse sind, nicht mehr, nicht weniger. Und da ja werden geflüchtete Menschen leider sehr viel instrumentalisiert und da müssen wir entgegenwirken.
Und nicht zuletzt deshalb braucht es Menschlichkeit, Empathie und verlässliche Informationen. Das Nothilfeprogramm ist beendet, aber die Arbeit geht weiter. Plan International baut die Angebote in Deutschland derzeit aus und richtet den Fokus weiter auf die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Und auch hier gilt: Jedes Kind hat ein Recht auf Schutz, auf Unterstützung und auf eine eigene Stimme.
Unsere Projekte
Unser Schulungsangebot
Jugendbeteiligung
Seit 2016 arbeiten wir im Rahmen des Kinderschutzprogrammes in Deutschland mit einer ehrenamtlichen Jugendgruppe, die sich national und international für die Rechte geflüchteter Kinder, Jugendlicher und deren Familien engagiert. Die Jugendlichen sind unterschiedlichster Herkunft und setzen sich als "Youth Advocates" für die Stärkung der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe von jungen Menschen mit Fluchterfahrung ein. Weitere Informationen, Fotos und Videomaterial der Gruppe finden Sie auf unserer Seite: Youth Advocates
Partizipative Risiko- und Schutzanalysen
Plan International führt seit 2016 Partizipative Risiko- und Schutzanalysen (PRuSA) in Unterkünften für geflüchtete Menschen in Deutschland durch. Kinder, Jugendliche und Familien bewerten dabei die Unterkünfte, in denen sie leben. Auf Grundlage der Analyseergebnisse werden in Zusammenarbeit mit den zuständigen Betreiberorganisationen und Unterkunftsverantwortlichen Maßnahmen ergriffen, um die Kinderschutzstrukturen zu stärken und bedarfsgerechte Angebote zu etablieren.
Publikationen
Kontakt
Bei Fragen zu unserem Programm in Deutschland und bei Interesse an unseren Publikationen stehen wir Ihnen unter folgender E-Mail-Adresse gern zur Verfügung: inlandsarbeit@plan.de









