In einem Therapieraum stehen drei Sessel um einen kleinen Tisch herum. Daneben stehen einige Pflanzen und eine Papierlampe sorgt für gemütliches Licht.
Dieses Bild stammt aus einem ähnlichen Projekt von Plan International.

Stimme finden: Therapieangebot für Geflüchtete

Das Psychosoziale Zentrum Xenion e.V. in Berlin bietet geflüchteten Menschen Schutz, professionelle psychotherapeutische Hilfe, soziale Beratung und Begleitung. Im Rahmen des gemeinsamen Projektes nehmen traumatisierte geflüchtete Menschen sowie Überlebende von Folter, Krieg und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen an Gruppen- oder Einzeltherapien teil. Darüber hinaus bietet die flankierende Sozialberatung Unterstützung bei konkreten Problemen und rechtlichen Fragen, was dazu beiträgt, Unsicherheiten und Ängste zu reduzieren.

Bei Bedarf unterstützen zudem Mentor:innen als ortskundige und muttersprachliche Vertrauenspersonen langfristig und regelmäßig im Alltag. Das ganzheitliche Angebot ermöglicht, neues Vertrauen aufzubauen, stärkt die Teilhabe und die Entwicklung neuer Lebensperspektiven.

Hier finden Sie mehr Informationen über unsere Partnerorganisation Xenion e.V.

Das Projekt in der Übersicht

Projektregion:
Berlin

Projektlaufzeit:
01.01.23 – 31.03.25

Ziele:

  • Kinder und Jugendliche in Deutschland, insbesondere Mädchen und junge Frauen, die direkt oder indirekt von dem Konflikt in der Ukraine betroffen sind, sind geschützt vor Gewalt und Faktoren, die sie bedingen wie Alter, Gender oder Behinderung.
  • Schutzsuchende, insbesondere Kinder und Jugendliche, die belastende oder traumatische Erfahrungen gemacht haben durch Gewalt, Vernachlässigung, Ausbeutung, bewaffnete Konflikte, Flucht und Vertreibung, sind zeitnah mit alters- und gendergerechten Angeboten des Einzelfallmanagements, psychosozialer Unterstützung versorgt, um das physische und psychische Wohlergehen zu verbessern.

Maßnahmen:

  • Gruppe „Selbstbewusste Stimme“: Gruppe mit stimmtherapeutischem Fokus
  • Gruppentherapeutisches Angebot für Frauen
  • Gruppentherapeutisches Angebot für Männer inklusive flankierender Sozialberatung
  • Psychotherapeutische Behandlungen im Einzelsetting
  • Flankierendes Einzelfallmanagement in der Sozialberatung
  • Alltagsbegleitung durch Mentor:innenprogramm – langfristige und regelmäßige zusätzliche Unterstützung geflüchteter Menschen durch ehrenamtliche Mentor:innen

Was wir für den Projekterfolg tun

Im Rahmen des Projekts wird eine Gruppe mit stimmtherapeutischem Fokus für Frauen in mehreren Durchgängen durchgeführt. Mithilfe einer Stimmpädagogin entwickeln die Frauen eine „selbstbewusste Stimme“, die sich an einem präventiven Ansatz zur Vorbeugung vor allem sexueller Gewalt orientiert.

Mit dem Stimmtraining soll Resonanz gegenüber dem eigenen Körper entwickelt und durch gegenseitiges Feedback gestärkt werden. Auch spielen „Nein“ zu sagen und Durchsetzungsvermögen eine zentrale Rolle. Gestützt wird dieses Gruppenangebot durch Einzelgespräche, welche durch eine Psychotherapeutin begleitet werden. Bei Fragen zu sozial- oder aufenthaltsrechtlichen Themen steht die Sozialberatung zur Verfügung.

Um Männern präventives Wissen, Fähigkeiten und Ressourcen zu vermitteln, gerade auch zum Schutz ihrer Kinder oder Partner:innen vor Gewalt, werden ein gruppentherapeutisches Angebot sowie Sozialberatung zur Verfügung gestellt. Viele der geflüchteten Männer leiden unter massiven Anspannungszuständen und damit einhergehende erhöhter Reizbarkeit. Häufig sind Gefühle von Ohnmacht oder plötzliche Gefühlsausbrüche unmittelbare Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung. Auf die Gefühlsausbrüche folgen Schuld- und Schamgefühle, Antriebs- sowie Hoffnungslosigkeit. Die betroffenen Männer erleben dies als sehr belastend, sind also hoch motiviert an Gefühlen und Verhaltensweisen zur Gewaltprävention zu arbeiten.

Durch gegenseitige Unterstützung und begleitet von einer Therapeut:in soll in einem geschützten Rahmen wieder Selbstwirksamkeit erlebt werden. Gegenseitiges Zuhören, das Erarbeiten neuer Verhaltensweisen und der Umgang mit Wut oder starken Gefühlen gehören ebenso zum co-therapeutischen Lernen. Es wird ein Raum eröffnet, verschiedene Konzepte von Männlichkeit zu hinterfragen und auch Themen der Erziehung und Partnerschaft einzubringen, in denen es gilt, sich an die veränderten Lebenswelten anzupassen und beispielsweise klassische Geschlechternormen zu hinterfragen. Auch können durch die Sozialberatung neue Zukunftsaussichten gewonnen sowie Stress reduziert werden. 

In der Regelversorgung fallen schwer traumatisierte geflüchtete Menschen, wie geflüchtete Frauen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind, oft durch alle Raster auf Grund der Schwere und Komplexität der Problematik, Berührungsängsten sowie Sprachbarrieren. Mit diesem Projekt werden gezielt Behandlungsplätze - sowohl im Einzelsetting als auch in der Gruppe - für diese besonders vulnerable Gruppe geschaffen. Um mit den Frauen eine neue Zukunftsperspektive zu entwickeln, findet ergänzend zur Therapie eine Sozialberatung statt. In einigen Fällen werden die Frauen auch an Rechtsberatungen, Frauenhäuser oder staatliche Hilfen vermittelt. Zumeist erfolgen die Angebote mit der Hilfe von Dolmetscher:innen. 

Zudem gibt es die Möglichkeit zusätzlicher Unterstützung in Form von Alltagsbegleitung durch Mentor:innen, die beispielweise beim Deutschlernen oder bei der Suche nach Wohnungen, Praktika und Kitaplätzen zur Seite stehen.

Gefördert durch das Bündnis Entwicklung Hilft!

In Kooperation mit Xenion

Seit 1986 versorgt und begleitet XENION Opfer von Folter, Krieg und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen, die als Geflüchtete nach Berlin und Brandenburg gekommen sind. Ziel ist es, sie bei der Wiedererlangung eines selbstbestimmten eigenen Lebens, der Durchsetzung ihrer Rechte und ihrer gesellschaftlichen Teilhabe zu unterstützen. Dazu verfolgt XENION einen ganzheitlichen Ansatz: Psychische Gesundheit, Stabilität im Alltag, gesicherte Wohnverhältnisse, soziale Beziehungen und persönliche Zukunftsperspektiven sind unmittelbar miteinander verbunden und werden in den Projekten von XENION gleichermaßen gestärkt.