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PROUD – Integration von unbegleiteten Minderjährigen

Mit diesem Projekt beschäftigt sich Plan International erstmalig explizit mit der Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten. Plan International ist Teil des europäischen Kooperationsprojekts PROUD, das sich mit den Integrationsmöglichkeiten von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten in Europa auseinandersetzt. Der Schwerpunkt liegt zum einen auf der Unterbringung der Jugendlichen als erster und wichtiger Fixpunkt nach dem Ankommen und in der persönlichen Entwicklung und zum anderen auf der Aus- und Weiterbildung, sowie Qualifizierung. Beides sind wichtige Bausteine des Prozesses zur gleichberechtigten Teilhabe in der Gesellschaft. Wir wollen den Ausbau und die Stärkung adäquater Alternativen in der Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten in Europa fördern und verstetigen.

Das Projekt in der Übersicht

Projektregion:
Griechenland, Spanien, Niederlande, Deutschland

Projektlaufzeit:
Dezember 2019 – Dezember 2021

Ziele:

  • Förderung von Integration und gleichberechtigter Teilhabe unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter in Europa 
  • Stärkung von ambulanten Wohnformen als adäquate Unterbringungsform für unbegleitete minderjährige Geflüchtete

Maßnahmen:

  • Analyse von ambulant betreuten Unterbringungssettings in den Partnerländern
  • Erstellung eines allgemeinen Leitfadens zur Arbeit in ambulant betreuten Unterbringungssettings
  • Schulung von Fachkräften
  • Entwicklung eines Mentoring-Programms für unbegleitete minderjährige Geflüchtete und Privatpersonen zur besseren Orientierung in der Bildung

 

 

Hintergrund des Projekts

Unbegleitete minderjährige Geflüchtete, also Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern und sorgeberechtigte Personen fliehen oder auf der Flucht von eben diesen getrennt wurden, sind Risikofaktoren wie Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel in erhöhtem Maße ausgesetzt. Daraus ergibt sich für die aufnehmenden Länder eine besondere Schutzbedürftigkeit, auf die nicht zuletzt mit Blick auf die ratifizierte UN-Kinderrechtskonvention und ihre Umsetzung in europäischem Recht, reagiert werden muss. Spätestens mit der hohen Zahl an unbegleiteten Minderjährigen, die besonders zwischen 2014 und 2016 zunahm, sind nationale Asyl-, Aufenthalts- und Kinderschutzsysteme in Europa unter Druck geraten. Dabei offenbarten sich einige Lücken und es ließen sich besonders mit Blick auf die Gruppe der unbegleiteten Minderjährigen bestimmte Bedarfe erkennen, auf die durch die europäischen Mitgliedsstaaten besser reagiert werden muss.

Ganz besonders in der national sehr verschieden ausgeprägten Jugendhilfelandschaft gibt es, auch mit Blick auf internationale und europäische Regularien und Vorgaben, Anpassungs- und Verbesserungsbedarf bei der adäquaten Unterbringung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Es fehlt zum einen in vielen Ländern quantitativ an Unterbringungsplätzen, zum anderen ist die Betreuung auch oftmals nicht speziell genug auf die besonderen Bedürfnisse und Fähigkeiten dieser Gruppe von Jugendlichen ausgerichtet und geschult. In der Unterbringung von geflüchteten Kinder und Jugendlichen müssen zusätzlich zu den Herausforderungen des Erwachsenwerdens weitere grundlegende Punkte beachtet werden, die für nicht-geflüchtete Kinder und Jugendliche in der Jugendhilfe so bisher nicht mitgedacht werden mussten. Die bisherige nationale Praxis birgt daher bisher nicht selten Konfliktpotential und führt in der Konsequenz zu erschwerten Integrationsbedingungen und –Bemühungen der geflüchteten Kinder und Jugendlichen.

Unsere Projektziele

Ziel des PROUD-Projekts ist die Förderung der ambulant betreuten Unterbringungs- und Wohnform als Alternative zur Inhaftierung oder traditioneller institutionalisierter Betreuung (vollbetreute staatliche Unterbringung) in Europa.

Angesichts des grundsätzlichen Mangels an Unterkunftsmöglichkeiten für unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Europa, zielt das Projekt darauf ab, alternative Betreuungssysteme zu fördern. Die europäischen Länder und in ihnen tätige Organisationen sollen in die Lage versetzt werden, Strukturen zu entwickeln und anzupassen, die besser auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen. Langfristig soll dies dazu beitragen, ihre Entwicklung und Integration in die lokalen Gesellschaften zu fördern. Das Wissen und die Fähigkeiten von Fachkräften und Organisationen soll dahingehend verbessert werden, professioneller und spezialisierter arbeiten zu können. Die aus dem Projekt gezogenen Erkenntnisse werden den teilnehmenden Ländern wie auch den übrigen Mitgliedstaaten zur Verfügung gestellt und sollen so eine weitere Einführung nachhaltiger alternativer Betreuungssysteme für unbegleitete minderjährige Geflüchtete fördern und ermöglichen.

 Europäische Kinderschutzfachkräfte werden durch Trainings befähigt, spezifisch und fachlich versierte ambulante Betreuung in Geflüchteten-Settings anzuregen und umzusetzen. Zusätzlich wird ein länderübergreifender Wissensaustausch zwischen Fachkräften angeregt, um so ambulant betreute Unterbringungssettings einer breiteren Gruppe bekannt und zugänglich zu machen.

 Gleichzeitig soll in jedem der vier Partnerländer ein Mentoring-Programm aufgebaut werden, dass sich an den Ausbildungsbedürfnissen der Jugendlichen orientiert und sie mit ehrenamtlichen Fachkräften aus den jeweiligen Interessengebieten zusammenbringt. So werden die Jugendlichen zum einen in ihrer Qualifizierung gestärkt und unterstützt und zum anderen ein Austausch mit Menschen aus den angestrebten Berufsfelder angeregt/gefördert.

Was wir für den Projekterfolg tun

PROUD ist ein Gemeinschaftsprojekt von mehreren NGOs aus insgesamt vier europäischen Mitgliedsstaaten mit sehr verschiedenen Herausforderungen in der Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten. Durch ein breites Spektrum an Organisationen und verschiedenen Schwerpunkten in der Arbeit ergibt sich eine vielfältige Expertise. 

Das internationale Konsortium unter der Leitung der griechischen Organisation METAdrasi- Action for Migration and Development führt in einem ersten Schritt länderspezifische Analysen in Griechenland, Spanien, den Niederlanden und Deutschland zur Aufnahme- und Integration von unbegleitet minderjährigen Geflüchteten durch. Der deutsche Kontext wird durch Plan International analysiert und in Form von Berichten in das Konsortium gegeben.

Die Erkenntnisse der länderspezifischen Analysen, sowie die langjährige Erfahrung in der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten der niederländischen Partnerorganisation Stichting Nidos werden in einem Handbuch festgehalten. Als Leitfaden für ‚Gute Praxis‘ in Europa, soll dieses Handbuch für die Partnerländer und darüber hinaus auch für andere interessierte Mitgliedsstaaten abrufbar sein.

Basierend auf den länderspezifischen Analysen und dem erarbeiteten Handbuch werden Trainings konzipiert. Dadurch sollen Fachkräfte aus den partizipierenden Partnerländern, aber auch aus anderen europäischen Ländern, die ambulantes betreutes Wohnen als Konzept noch nicht oder nur in geringen Maße anwenden, weitergebildet werden. Diese nehmen das Wissen mit in ihre Arbeitsbereiche, geben es an Kolleg:innen weiter und erarbeiten neue Konzepte.

In einem weiteren Schritt und in Anerkennung der Bedeutsamkeit von Bildung als Weg in die gesellschaftliche Teilhabe, wird durch die griechische Partnerorganisation Athens Lifelong Learning Institute ein Mentoring-Programm mit Ehrenamtlichen initiiert. Dieses konzentriert sich auf die individuellen Bedürfnisse und den Bildungsweg junger Geflüchteter und soll sie auf ihrem Weg unterstützten. Durch Bedürfnisanalysen, gezielte Ansprachen und Trainings sollen Tandems entstehen, die langfristig zusammenarbeiten.

Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF)

Das Projekt wird finanziert von dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union. 

Kooperationspartner:innen

Metadrasi - Action for migration and development (Griechenland) http://metadrasi.org/en/home/

Fundació Privada Idea per a la millora social d'infants i families (Spanien)https://www.fundacioidea.net/es/
Apostoli (Griechenland)http://mkoapostoli.com/en/
Centre for European Constitutional Law (Griechenland)https://www.cecl.gr/en/
Athens Lifelong Learning Institute (Griechenland)https://athenslifelonglearning.gr/
Stichting NIDOS (Niederlande)https://www.nidos.nl/en/

Weitere Informationen auf der Projekt-Website unter: https://careforminors.eu/

Publikation

Manual SIL zum Download

Arbeiten in Supported Independent Living (SIL): Ein praktischer Leitfaden

Ein Handbuch für Mitarbeitende, die mit unbegleiteten Kindern arbeiten, die in betreuten, unabhängigen Wohnprojekten leben. Es wurde für Fachkräfte entwickelt, die mit unbegleiteten asylsuchenden Kindern (UASC) arbeiten, die in einer Einrichtung für unterstütztes unabhängiges Leben (Supported Independent Living – SIL) leben, und soll einen gemeinsamen Rahmen bieten. Das Handbuch richtet sich in erster Linie an Fachkräfte, die wenig oder gar keine Erfahrung mit UASC haben, gerade erst mit der Arbeit in SIL begonnen haben oder SIL einrichten wollen.