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Ein Mädchen mit Dutt, im Profil zu sehen, steht an einem Strand. Im Hintergrund sieht man Meer und Klippen.
Die Dominikanische Republik hat die höchste Rate an Frühverheiratungen Lateinamerikas. 36 Prozent der Mädchen und jungen Frauen werden dort bereits vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. © Plan International/ Fran Afonso
11.01.2021 - von Anne Rütten

Dominikanische Republik verbietet Kinderheirat

Die Regierung der Dominikanischen Republik hat ein Gesetz verabschiedet, das Kinderheirat in dem lateinamerikanischen Land verhindert.

Drei Jahre nach Ankündigung einer Gesetzesreform, um Frühverheiratungen von Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag in der Dominikanischen Republik einen Riegel vorzuschieben, hat die dominikanische Regierung das Gesetz endlich verabschiedet.

Kinderheirat ist in dem lateinamerikanischen Land ein großes Problem: Laut UNICEF werden 36 Prozent der Mädchen und jungen Frauen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet; 12 Prozent noch vor ihrem 15. Geburtstag. Und das obwohl das Mindestalter für die Ehe in der Dominikanischen Republik bereits auf 18 Jahre gesetzt ist. Bislang war es jedoch durch eine Gesetzeslücke möglich, dass - mit elterlicher und gerichtlicher Erlaubnis - ein 13-jähriges Mädchen gezwungen werden konnte, einen älteren Mann zu heiraten.

Gemeinsam mit weiteren Organisationen setzte Plan International sich seit 2017 dafür ein, dieses Gesetz zu reformieren und die legislative Lücke zu schließen, um die damit einhergehenden Kinderrechts- und Menschenrechtsverletzungen zu verhindern. Denn eine Frühverheiratung verwehrt Mädchen die Chance auf ein selbstständiges, unabhängiges Leben: Das Risiko ist hoch, dass es aufgrund der Heirat früh schwanger wird, die Schule verlassen und eher Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt wird. Doch während das Landesparlament der durch Plan mitinitiierten Gesetzesänderung bereits im Mai 2017 zustimmte, blieb der Entwurf beim Senat stecken und wurde nicht ratifiziert – bis zum 6. Januar 2021.

Virginia Saiz, Länderdirektorin von Plan International Dominikanische Republik: „Die Dominikanische Republik hat mit der Verabschiedung dieses Gesetzes einen großen Schritt in Richtung Gleichberechtigung getan. Es wird dazu beitragen, die Chancen von Mädchen auf ein selbstbestimmtes Leben frei von Armut zu erhöhen und die in allen Bereichen der dominikanischen Gesellschaft vorhandenen geschlechtsspezifischen Unterschiede zu schließen, die zur Verletzung ihrer Rechte führen.“

Trotzdem ist das Gesetz nur ein erster Schritt auf einem weiten Weg zur Stärkung der Rechte von Mädchen und jungen Frauen in der Dominikanischen Republik. „Mit dem schwierigsten Teil der Mission, Kinderheirat zu stoppen, fangen wir gerade erst an“, ergänzt Virginia Saiz. „Wir müssen aufhören, Kinderheirat als kulturelles Problem zu sehen, sondern müssen anfangen, die Ursache in den von der Gesellschaft etablierten Rollenbildern und geschlechtsspezifischen Stereotypen zu betrachten. Solange Mädchen als weniger wert angesehen und einzig der Hausfrauen- und Mutterrolle zugeordnet werden, solange werden sie nicht gleichberechtigt und selbstbestimmt leben können. Und diese Veränderung der gesellschaftlichen Normen und Strukturen erreichen wir nur, indem wir Rollenbilder dort verändern, wo Kinderheirat und Zwangsehen immer noch zugelassen sind: zu Hause und in den Gemeinden.", so Virginia Saiz.