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Peru verhängte eine der frühesten, strengsten und längsten Lockdowns in Lateinamerika, um die Ausbreitung von Covid-19 zu stoppen. ©Plan International / Fiorella Ramos
Peru verhängte eine der frühesten, strengsten und längsten Lockdowns in Lateinamerika, um die Ausbreitung von Covid-19 zu stoppen. ©Plan International / Fiorella Ramos
07.08.2020 - von Antje Schröder

Covid-19: Gewalt gegen indigene Mädchen wächst

Die Corona-Pandemie hat die Armut und Gewalt gegen Mädchen und Frauen in Lateinamerika verschärft. Insbesondere Indigene, die sich nicht ausreichend schützen können, sind davon betroffen.

Aus den Metropolen Lateinamerikas verbreitet sich das Infektionsgeschehen inzwischen immer stärker in die Provinzen und gelangt in die Gebiete der indigenen Völker. Die Gemeinschaften besitzen und bewahren einen Reichtum an traditionellem Wissen und Praktiken, Sprachen und Kulturen. Aber sie leben fast drei Mal häufiger in extremer Armut als nicht-indigene Menschen. Abgesehen von der Not und einer fehlenden Widerstandskraft gegenüber Krankheiten, leben viele indigene Völker in isolierten oder abgelegenen Gemeinden, in denen Gesundheitsdienste schwer zugänglich sind und diese nur begrenzte Kapazitäten haben.

Das Kontinentale Netzwerk Indigener Frauen in Amerika (ECMIA) - ein Verbund von mehr als dreißig indigenen Frauen-Organisationen in dreiundzwanzig Ländern, mit dem auch Plan International zusammenarbeitet - prangert in einem kürzlich veröffentlichten Bericht an, dass die Covid-19-Pandemie den sexuellen Missbrauch und die Armut, die Indigene aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihres Geschlechts und ihrer wirtschaftlichen Situation erleben, verschlimmert hat. Auch frühe Schwangerschaften und Kinderehen haben in den indigenen Gemeinschaften zugenommen.

Laut ECMIA ist der Mangel an offiziellen, nach Geschlecht differenzierten Daten eines der wesentlichen Probleme für einen wirksamen Schutz indigener Mädchen und Frauen. Dieser führt dazu, dass nicht nur die Zahl der Infektionen und Todesfälle indigener Menschen unbekannt ist, sondern auch niemand weiß, wo und wie viele indigene Mädchen und Frauen erkrankt sind.

Staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie würden von und für die privilegierte, städtische Bevölkerung konzipiert und hätten sich in den indigenen Gemeinden als unwirksam erwiesen. Empfehlungen wie häufiges Händewaschen können Indigene oft nicht einhalten, weil sie keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Viele indigene Mädchen können auch nicht an einem virtuellen Unterricht teilnehmen, weil ihre Familien weder Strom noch einen Internetanschluss besitzen.

Das Netzwerk fordert, indigene Mädchen und Frauen an staatlichen Maßnahmen zur Bewältigung von Gesundheitsnotfällen und zur Milderung ihrer Auswirkungen zu beteiligen. Mit indigenen Organisationen und Gemeindeführern sollten speziell der Schutz indigener Kinder und Frauen, die von Gewalt betroffen sind, koordiniert werden, um sie zu unterstützen und zu stärken. Darüber hinaus sollten Notfallfonds für indigene Völker eingerichtet werden, die den Zugang zu den Grundbedürfnissen während dieses Ausnahmezustands gewährleisten und mittel- und langfristig zur Wiederaufnahme ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten beitragen.

Unterstützen Sie den Mädchen-Fonds von Plan International oder unsere Corona-Hilfe, um das Leben von Mädchen während der Krise sicherer zu machen.