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Shreeram
Shreeram
05.05.2015 - von Janina Schümann

„Ich dachte, das war‘s“

Auf seinem Blog schreibt Shreeram K C, Mitarbeiter von Plan International in Nepal, wie er mit seinen beiden Söhnen das Erdbeben in Kathmandu erlebte.


27 April 2015: Es war gegen Samstagmittag und ich war mit meinen zwei Kindern zu Hause. Ich saß am Laptop, als plötzlich die Hauswand unter ohrenbetäubendem Lärm zu wackeln begann.

Ich hatte keine Ahnung, was passiert war, doch es kamen immer weitere und stärkere Erschütterungen, sodass wir das Gleichgewicht verloren. In dem Moment wusste ich, dass es ein Erdbeben war und schnappte mir schnell meine beiden Söhne. Wir begaben uns in die Nähe einer Säule, in der Hoffnung, dass sie uns beschützen würde.

Ich dachte, dass wir sterben würden.

Dann hörte ich ein lautes Geräusch, konnte es aber nicht zuordnen. Menschen weinten, schluchzten und die Kinder waren sehr verängstigt. Ich entschied, dass wir schnell raus mussten, auch wenn ich nicht wusste, was als Nächstes passieren würde.

Die Beben hielten weiter an und waren immer noch sehr stark, sodass alles unkontrolliert erzitterte. Ich hatte ähnliche Erschütterungen schon in der Vergangenheit erlebt, doch dieses Mal waren sie viel intensiver und dauerten wesentlich länger.

Ich dachte, dass wir alle drei sterben würden, meine beiden geliebten Söhne und ich. Ich stellte mir die Frage: Wie sollen wir das bloß überleben? Und fühlte wenig Hoffnung in mir.

Ausbruch ins Freie

Eine Häuserfront, die in Trümmer zerfallen ist.

Nachdem die Erschütterungen endlich aufhörten, bahnten sich die Menschen aus den Häusern einen Weg ins Freie. Draußen sah ich Menschen weinen und Eltern, die sich um ihre Kinder kümmerten. Andere waren verzweifelt auf der Suche nach ihren Kindern und fragten, ob sie jemand gesehen hätte.

Es gab viele alte Gebäude, die eingestürzt waren, so dass wir uns sicherheitshalber auf ein offenes Feld begaben. Dort hatten sich bereits hunderte andere Menschen eingefunden.

Nach ein paar Minuten kam es zu einem erneuten Beben, dessen Erzittern nicht endete. Darauffolgend nahmen wir mehrere Nachbeben war. Die Frauen und Kinder fingen erneut an zu weinen, weil sie so verängstigt waren. Dann brach noch ein altes Gebäude zusammen, wobei aber niemand verletzt wurde, da die Bewohner sich im Hinterhof aufhielten.

Auch meine Eltern weinten. Wir versuchten unsere Verwandten zu erreichen, doch es funktionierte nicht. Alle waren damit beschäftigt einander anzurufen, um aktuelle Informationen über die Situation zu bekommen.

Nun schalteten wir das Radio an und erfuhren in einem Beitrag, dass es ein immenses Erdbeben gegeben hatte, das weite Teile Nepals getroffen hatte. Obwohl bereits Stunden vergangen waren, bebte die Erde immer noch und niemand traute sich die Häuser zu betreten, so dass wir alle lieber im Freien verharrten.

Nachbeben

Wir hatten keinen richtigen Zugang zum Internet, doch ich versuchte meine Kollegen bei Plan International mit Bildern und Tweets darüber zu informieren, was wir durchlebten. Als es allmählich dunkel wurde, der Strom ausgefallen und der Himmel mit Wolken bedeckt war, erlebten wir erneut eine Reihe von Nachbeben, die uns erneut in Angst versetzten.

Die Nachrichten klärten uns über die Tatsache auf, dass es viele Opfer zu beklagen gab. Den ganzen Tag und die ganze Nacht verbrachten wir mit innerer Unruhe, immer neuen Gerüchten, Schockgefühlen und Schlaflosigkeit. Die Erinnerungen an das Erdbeben sind schrecklich und wir werden es nicht so schnell vergessen.

Mittlerweile sind Nothilfeteams von Plan vor Ort und helfen Kindern und ihren Familien, die von dem Erdbeben betroffen sind.