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Eine Frau trägt ein kleines Kind mit einem Tragetuch auf ihrem Rücken und lächelt es über die Schulter schauend an.
Fünf Jahre nach der Einigung von 193 UN-Mitgliedsstaaten auf 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bleibt noch viel zu tun. © Plan International
25.09.2020 - von Sascha Balasko

Fünf Jahre Globale Nachhaltigkeitsziele

Die Corona-Pandemie bremst die Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele. Plan-Geschäftsführerin Maike Röttger fordert globale Anstrengungen, um die Ziele zu erreichen.

Als sich die UN-Mitgliedsstaaten auf die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verständigten, war das Weltgeschehen geprägt von vielfältigen Krisen: Bürgerkrieg in Syrien, Flucht über das Mittelmeer, IS im Nahen Osten, Griechenland und der Euro, Terror in Frankreich. Angesichts dieser Entwicklungen war es ein gutes Zeichen, als sich 193 Regierungschef:innen im Frühherbst 2015 auf gemeinsame Grundsätze einigten: Bis zum Jahr 2030 soll die Welt für alle Menschen gerechter, sozialer und ökologischer werden - mithilfe von 17 nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals - SDG). Zu diesem Zeitpunkt war eine Krise nicht vorherzusehen: Covid-19. 

Am heutigen 25. September werden die SDGs fünf Jahre alt. Die Arbeit von Plan International ist eng mit den Zielen der Agenda 2030 verknüpft. Die Kinderrechtsorganisation orientiert sich in ihrer strategischen Ausrichtung an den Entwicklungszielen, sodass alle Projekte in ihren Programmländern sowie in Deutschland zur Unterstützung von Mädchen und Jungen, Frauen und Männer, auf das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele einzahlen - insbesondere auf sieben der 17 Ziele:

SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen
SDG 4: Hochwertige Bildung
SDG 5: Geschlechtergleichstellung
SDG 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
SDG 10: Weniger Ungleichheiten
SDG16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
 
Indes sorgt der Ausbruch der Corona-Pandemie für eine beispiellose Bedrohung für das Gesundheitswesen und das Wirtschaftsleben. Ein Drittel der vorgesehenen Zeit zum Erreichen der SDGs ist vorbei und im Schatten der aktuellen Krise wird es noch schwieriger, die Nachhaltigkeitsziele zum Schutz des Planeten zu erreichen. Moderate Fortschritte in den ersten Jahren nach der Formulierung der SDGs wurden durch Corona zunichte gemacht. Die UN kommt in ihrem aktuellen Entwicklungsbericht zu dem Schluss, dass in den Ländern des Globalen Südens gerade die Schwächsten - darunter Kinder, ältere Menschen, Migrant:innen und Geflüchtete, Menschen mit Behinderungen sowie indigene Bevölkerungen - Gefahr laufen, noch härter von den Auswirkungen der Pandemie getroffen zu werden. Überall auf der Welt seien junge Menschen unverhältnismäßig stark betroffen, insbesondere in der Arbeitswelt. Mädchen und Frauen sehen sich mit neuen Barrieren und neuen Bedrohungen konfrontiert, die von Gewalt bis zur zusätzlichen Belastung durch unbezahlte Betreuungsarbeit reichen. 

„Der Ausbruch der Pandemie hat bestehende Ungleichheiten und Missstände verstärkt und damit die Umsetzung der SDGs abgebremst“, sagt Maike Röttger, Vorsitzende der Geschäftsführung von Plan International. Besonders hervorzuheben sei dabei das SDG 5 – Geschlechtergerechtigkeit. Über den eigenen Körper bestimmen, bei Entscheidungen mitreden, gewaltfreies Aufwachsen – das sollte überall auf der Welt für Mädchen und Frauen möglich sein. „Tatsächlich aber werden Mädchen immer noch benachteiligt. Sie gehen seltener zur Schule und dürfen häufig ihren Ehepartner und den Zeitpunkt der Eheschließung nicht selbst aussuchen.“ Oft könnten Frauen nicht entscheiden, ob und wann sie schwanger werden oder würden Opfer schädlicher, menschenrechtsverletzender Praktiken wie der weiblichen Genitalverstümmelung. „Diese Gefahren potenzierten sich während der Pandemie. „Umso mehr sind nun globale Anstrengungen gefragt, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, lautet Maike Röttgers Appel.

Deutschland belegt laut eines entsprechenden Berichts, den unter anderem die Bertelsmann Stiftung verfasst hat, im internationalen Vergleich Platz fünf: Zu gut 80 Prozent hat die Bundesrepublik danach die Ziele erfüllt. Besser abgeschnitten haben Schweden, Dänemark, Finnland und Frankreich; zu den Schlusslichtern gehören auch Plan-Programmländer wie Südsudan und die Zentralafrikanische Republik. Den größten Handlungsbedarf hierzulande sehen die Autor:innen des Berichts bei den SDGs 12 („verantwortungsvolle Konsums- und Produktionsmuster“), 13 („Maßnahmen zum Klimaschutz“) und 14 („Leben unter Wasser“). 

„Die SDGs sollen bis 2030 überall realisiert werden, also auch in Deutschland“, sagt Maike Röttger. „Deshalb geht unsere Arbeit entlang der Nachhaltigkeitsziele weiter. Sie sind unser Kompass zurück zur Normalisierung.“