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Die Mitglieder von „Pragati Marga“, des „Arbeiterinnen Forums“ von Itahari, wurde alle um Löhne und eine faire Behandlung geprellt. Credit: © Marc Tornow
Die Mitglieder von „Pragati Marga“, des „Arbeiterinnen Forums“ von Itahari, wurde alle um Löhne und eine faire Behandlung geprellt.Credit: © Marc Tornow
09.05.2017 - von Marc Tornow

Frauen-Power an Nepals Werkbänken

„Mein versprochenes Gehalt habe ich nie bekommen“, erzählt Sima – und dann rollen Tränen über ihre Wangen. Sie erinnert sich an die Schläge und die Drohungen ihres früheren Arbeitgebers in einer Kleiderfabrik.


Der Südosten Nepals gilt als „Industrial Belt“, als eine Art Industriehochburg im Himalaja-Staat. Hier im flachen Tiefland des Terai, direkt an der Grenze zu Indien, können Waren schneller transportiert und Güter leichter exportiert werden. Und so qualmen schon hinter dem Flugplatz der Distrikthauptstadt Biratnagar die Schornsteine zahlloser Fabriken, über staubige Straßen rollen die Lastwagen.

Stahlkomponenten und Wellbleche, Softdrinks und Kekse, Ziegelsteine oder eben Textilien. Vielerlei Produkte stellen die Arbeiterinnen und Arbeiter in diesem Teil des Landes her. Doch die Gehaltszahlungen sind oft unfair – oder bleiben sogar ganz aus. Simas Arbeitgeber blieb der heute 25-jährigen Frau den ohnehin kargen Lohn schuldig. Und als sie danach fragte, wurde ihr Chef handgreiflich. Es setzte Schläge, Sima suchte Zuflucht in einem Schutzhaus im Nachbarort.

Das „Arbeiterinnen Forum“ in Itahari leistet in solchen Fällen Beistand und bietet in seinen Räumen kurzfristig Unterkunft. Bei Bedarf können in dem Haus, das mit Unterstützung von Plan International betrieben wird, zwei bis drei Mädchen eine Bleibe finden. Und das haben neben Sima auch noch andere junge Frauen in Anspruch genommen – auf der Flucht vor gewalttätigen und ausbeuterischen Arbeitgebern.

Auf den Werkbänken, in den Restaurants oder Hotels rund um Biratnagar finden meistens ungelernte junge Frauen aus armen Dörfern eine Anstellung. Neben ausbleibenden Löhnen werden oft Pausen nicht gewährt oder den Frauen wird nach Zehn-Stunden-Schichten noch eine unbezahlte Arbeitszeit im privaten Umfeld der Arbeitgeber aufgedrängt. Das alles ist nach nepalesischer Gesetzgebung illegal, und entsprechend geht das „Arbeiterinnen Forum“ auch gerichtlich gegen einige Firmen vor.

Doch im „Arbeiterinnen Forum“ können die Mädchen mehr finden als Austausch, Schutz und rechtliche Hilfe. Sie bekommen Trainings zum Thema Arbeitsrecht und ihnen werden Ausbildungsangebote gemacht. Sima und ihre Freundinnen starteten damit einen neuen, einen faireren Anlauf ins berufliche Leben – dieses Mal als Schneiderin, Kosmetikerin oder Frisörin. Das zeigt Erfolg und so trocknen auch Simas Tränen, zum Abschied aus dem kleinen Büro lächelt sie.