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zwei Kinder sitzen mit einem kaputten Eimer auf sandigem Boden
Weltweit sind 152 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 17 Jahren von Kinderarbeit betroffen. Diese Kinder leiden unter schweren körperlichen und psychischen Folgen. © Canva
27.11.2020 - von Lara vom Plan-Jugendbeirat

Black Friday - Kein Ausverkauf von Kinderrechten!

Viele der Black Friday-Schnäppchen haben einen hohen Preis, den andere Menschen zahlen – nämlich diejenigen, die die Produkte herstellen: risikoreiche, gesundheitsgefährdende und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen! Lest dazu das Meinungsstück unserer Jugendbeirätin Lara.

Heute ist Black Friday - schon seit Tagen verstopfen Werbeprospekte mit Schnäppchen-Angeboten meinen Briefkasten und ich bekomme Spam-E-Mails, die mich mit super Preisen ködern wollen. Was nicht in den Hochglanz-Prospekten steht oder in der Internet-Werbung gezeigt wird, sind die bitteren Geschichten, die hinter diesen Schnäppchen stehen, und das ärgert mich.

Es sind Mädchen wie Limi,12 Jahre alt, und aus dem Kongo, die in Kobaldminen arbeiten müssen, statt zur Schule zu gehen, damit wir heute am Black Friday billig Smartphones, Laptops oder Waschmaschinen kaufen können. Weil ihre Eltern nicht genug verdienen, muss Limi ohne Schutzkleidung in die Minengänge und kommt direkt mit giftigem Kobalt in Kontakt, das Lungenkrankheiten auslöst. Die ganzen Billigprodukte haben also doch einen hohen Preis: Risikoreiche, gesundheitsgefährdende und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen für die Menschen, die sie herstellen. Das Handy, das ich heute zum halben Preis kaufen kann, ist im Zweifel auf dem Rücken von Kindern und Jugendlichen im Globalen Süden hergestellt worden, deren Rechte mit Füßen getreten werden. Was also tun, wenn ich, wie vermutlich die meisten Menschen, nicht zu solchen schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen beitragen möchte?

Aktuell bedeutet das vor allem viel Recherchearbeit. Ich begebe mich in den Dschungel verschiedener Siegel, lese Berichte verschiedener Organisationen und versuche, irgendwie den Überblick zu behalten. Mir als Konsument:in wird oft erzählt, dass ich mit meinem Kaufverhalten die Welt verändern soll und kann. Das will ich auch gerne tun, aber es ist nicht so leicht, faire und nachhaltige Produkte zu finden. Klar, individuelles Handeln und bewusster Konsum sind wichtig, diesen Teil der Verantwortung übernehme ich gerne, aber es ist höchste Zeit, dass auch Unternehmen endlich in die Verantwortung genommen werden. Denn die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in Lieferketten sollten kein Bonus, keine Besonderheit sein, sondern Selbstverständlichkeit!

Wir brauchen eine gesetzliche Regelung, die Unternehmen dazu verpflichtet, Menschenrechte entlang der globalen Lieferketten zu achten, denn freiwillig tun sie es nicht. Dass die bisherigen freiwilligen Maßnahmen nicht ausreichen, hat auch die Bundesregierung schon festgestellt. Weniger als 20 Prozent der in einer Umfrage der Bundesregierung befragten Unternehmen erfüllen ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten. Mich schockiert diese Zahl. Das ist doch viel zu wenig! Warum geht es nicht schneller, eine gesetzliche Lösung zu finden, die Unternehmen dazu bringt, Verantwortung zu übernehmen und es Betroffenen ermöglicht, ihre Rechte einzuklagen? 

Dass eine solche Regelung möglich ist, zeigen verschiedene Rechtsgutachten und die Praxis anderer Länder. Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag zudem versprochen, ein Gesetz zu verabschieden, wenn Unternehmen nicht freiwillig Menschenrechte schützen. Aber das Bundeswirtschaftsministerium unter Minister Altmaier bremst und versucht wieder und wieder, den Gesetzesentwurf abzuschwächen.

Ich werde jedenfalls heute nicht am Black Friday shoppen gehen. Ich habe die Nase voll von Billigangeboten, die jungen Menschen wie mir weltweit die Zukunft rauben. Jedes Kind, egal wo es aufwächst, sollte das Recht haben, gesund aufzuwachsen, eine Kindheit zu haben und sich zu entfalten. Herr Altmaier, seien Sie endlich mutig und setzen sich für ein Lieferkettengesetz ein, damit der nächste Black Friday mich nicht wieder wütend macht.