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Kinderarbeit ist vor allem in Indien stark verbreitet und eine große Herausforderung. ©Plan International / Vivek Singh
Kinderarbeit ist vor allem in Indien stark verbreitet und eine große Herausforderung. ©Plan International / Vivek Singh

Kinderarbeit in Indien

Kinderarbeit ist ein weltweites Problem. Jedoch ist Indien eines der Länder auf der Welt, in denen Kinderarbeit sehr stark verbreitet ist. Das indische Recht schränkt zwar die Beschäftigung Minderjähriger unter 14 Jahren ein, sie ist jedoch nicht grundsätzlich verboten. Viele Kinder gehen aufgrund ihrer Arbeit nicht zur Schule und können ihre Chance auf Bildung nicht wahrnehmen. Durch die meist gefährliche und körperlich schwere Arbeit werden viele von ihnen krank und haben mit den Folgen ihr Leben lang zu kämpfen.

Was ist Kinderarbeit?

Unter Kinderarbeit verstehen wir alle Arbeiten,

  • für die die Kinder noch zu jung sind
  • die die Gesundheit der Kinder gefährden
  • die die Sicherheit oder Moral der Kinder gefährden
  • die den Kindern keine Zeit oder Energie mehr lassen, ihr Recht auf Bildung sowie Freizeit und Spiel wahrzunehmen

 Dazu gehören auch extrem schwere Arbeit im familiären Umfeld. Das steht im Widerspruch zu der allgemeinen Auffassung, dass die Familie ein sichereres Arbeitsumfeld darstellt.

Wie sieht Kinderarbeit in Indien aus?

Viele Kinder stellen sogenannte "Zigarillos" her
Viele Kinder arbeiten in Familienbetrieben und stellen sogenannte "Zigarillos" her. Die Nachfrage ist groß.

Jedes fünfte indische Kind im Alter von sechs bis 14 Jahren geht nicht zur Schule. Nach aktuellen Schätzungen sind mehr als 10 Millionen Kinder Opfer von Kinderarbeit. Zwar geht die Zahl der Betroffenen nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) seit 2001 langsam zurück, doch es ist immer noch ein viel zu großer Anteil von Mädchen und Jungen betroffen, die arbeiten und dadurch nicht die Schule besuchen können.

  • Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft, oft auf Baumwollplantagen oder auch Reisfeldern. Auf den Baumwollplantagen pflücken sie Baumwolle per Hand, tragen die Ernte in schweren Säcken auf dem Rücken und müssen teilweise ungeschützt Pestizide auf dem Feld verteilen. Die giftigen Pflanzenschutzmittel können zu schlimmen Atemwegs- und Hautkrankheiten führen.
  • Viele Kinder sind beschäftigt bei der Herstellung von Teppichen, Feuerwerke und Zigaretten. Auch die Arbeit in Textilfabriken ist weiter verbreitet. Hier schuften viele Kinder für Hungerlöhne, helfen bei der Verarbeitung von Teppichen oder verrichten in Steinbrüchen Schwerstarbeit.
  • Daneben gibt es noch den Service-Bereich, also die Arbeit in Hotels, Restaurants und Tourismus. Dort sind besonders Mädchen häufig körperlicher Gewalt und sexuellem Missbrauch ausgesetzt. Sie werden zudem häufig Opfer von Kinderhandel, der in Indien weit verbreitet ist. Die Arbeit in diesem Bereich verbieten inzwischen die indischen Gesetze für Kinder unter 14 Jahren.

All diese Arbeiten verstoßen zudem gegen die UN-Kinderrechtskonvention.

Was sind die Ursachen?

Die Kinderarbeit hat sehr viel mit der aktuellen Lage in Indien zu tun. Die demographische Entwicklung birgt großes Potenzial für Wirtschaftswachstum und Einkommenssteigerung – allerdings nur, wenn es gelingt, dieses Potenzial durch ein verstärktes Bildungs- und Beschäftigungsangebot auch zu nutzen.

Zwei Drittel der Menschen in Indien leben in Armut. Sie müssen mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen Das reicht knapp für eine Mahlzeit. Eine große Mehrheit davon lebt auf dem Land. Dort ist es für die Kinder häufig schwierig, eine Schule zu besuchen. Oftmals ist die nächste Schule weit entfernt und ein öffentlicher Nahverkehr nicht vorhanden. Weil auch die Eltern schon nicht oder nur kurz zur Schule gegangen sind, haben sie große Probleme, einen Arbeitsplatz zu finden. Es ist ein Teufelskreis.

  • Armut zählt somit zu einer der häufigsten Ursachen für Kinderarbeit. Da vor allem in den ländlichen Teilen Indiens Schulen sowie Lehrer:innen rar sind, gibt es für diese Kinder kaum eine Chance auf Bildung. Daher fangen sie schon früh an zu arbeiten.
  • Kinderarbeit ist außerdem in der indischen Gesellschaft traditionell verankert. Die Sicherung der Familie und besonders des Familienunterhalts hat Vorrang gegenüber Bildung. Und es ist erlaubt, dass Minderjährige im Betrieb der Eltern oder anderer Verwandten mitarbeiten. So verpassen die Kinder die Chance, zu lernen und sehen sich täglich neuen Gefahren bei ihrer Arbeit ausgesetzt.

Wie sind die indischen Gesetze zur Kinderarbeit?

Um Kinderarbeit und Ausbeutung von Mädchen und Jungen in Indien langfristig zu stoppen, muss sich viel ändern. Besonders auf der rechtlichen Ebene. Bisher wird Kinderarbeit unter 14 Jahre beim ersten Verstoß lediglich mit einer Geldstrafe in Höhe von 50.000 Rupien, also ungefähr 645 Euro geahndet. Verstöße werden allerdings selten geahndet. Laut indischer Regierung gibt es in ungefähr 29 Prozent der Fälle eine Verurteilung. Außerdem gibt es in den Gesetzen, die Kinderarbeit eingrenzen sollen, viele Schlupflöcher...

Zum Beispiel dürfen Kinder unter 18 nicht mehr "gefährlicher Arbeit" nachkommen. Dieser Begriff wird in dem Gesetz jedoch nicht definiert und somit ist unklar, was gemeint ist.. Es ist außerdem Kindern unter 14 Jahren nur erlaubt, in Familienbetrieben zu arbeiten. Doch auch dieser Begriff ist nicht endgültig definiert. Somit kann jeder Betrieb behaupten, er sei ein Familienunternehmen.

report

Mithilfe des National Child Labor Projects (NCLO) möchte die Zentralregierung erreichen, dass die Kinderarbeit in Indien gestoppt wird. Dafür stellt sie umgerechnet 77 Millionen Euro zur Verfügung.

Plan International ist aktiv gegen Kinderarbeit und für mehr Kinderrechte

Mit Hilfe von Bildung können Kinder sich frei entfalten und ihre Kindheit genießen, ohne täglich arbeiten zu müssen. © Plan International / Vivek Singh
Mit Hilfe von Bildung können Kinder sich frei entfalten und ihre Kindheit genießen, ohne täglich arbeiten zu müssen. © Plan International / Vivek Singh

Wir von Plan International setzen uns dafür ein, dass Mädchen und Jungen die Schule besuchen und geschützt aufwachsen können. Ebenso haben sie ein Recht auf Freizeit, um sich erholen und entfalten zu können.

Das oberste Ziel ist es, die Eltern zu unterstützen, sodass sie auf die Mitarbeit ihrer Kinder weitestgehend verzichten können. Dafür lernen die Mütter und Väter mehr über alternative Erwerbsquellen und erhalten Angebote für Kleinkredit-Programme. So verfügen Familien über ein ausreichendes Einkommen und die Kinder müssen keiner bezahlten Arbeit nachgehen. Der Teufelskreis wird durchbrochen.

Zudem muss das Recht auf Bildung, Gesundheit und Schutz auch für arbeitende Kinder gewährt werden. So setzen wir uns für bessere Arbeitsbedingungen für betroffene Mädchen und Jungen ein. Außerdem unterstützen wir die Erweiterung der Bildungssysteme um Angebote für arbeitende Kinder sowie Aufklärungskampagnen über die Folgen von Kinderarbeit.

Sie möchten sich gegen Kinderarbeit einsetzen?

Neben der Unterstützung von Projekten von Hilfsorganisationen wie Plan International können auch Sie selbst aktiv werden. Achten Sie zum Beispiel beim Einkauf darauf, Produkte zu wählen, die fair gehandelt wurden. Diese Produkte sind meist mit bestimmten Siegeln gekennzeichnet, wie Fair Flowers Fair Plants, das Fairtrade Siegel oder das XertifiX-Siegel. Letzteres garantiert, dass in den Steinbrüchen Indiens menschenwürdige Bedingungen herrschen, die Arbeitnehmer Mindestlöhne bekommen und Kinderarbeit verboten ist.

Helfen Sie mir Ihrer Spende, Kinderarbeit in Indien zu verhindern!