Informieren
  1. Plan Post Online
Für junge Frauen wie Monica stellen die Schulschließungen eine große Herausforderung dar. ©Plan International
Für junge Frauen wie Monica stellen die Schulschließungen eine große Herausforderung dar. ©Plan International
17.06.2021 - von Sarah Koch

Mädchen und Frauen im Südsudan kämpfen mit der Schattenpandemie

Seit dem Ausbruch von Covid-19 sind viele Mädchen auf der ganzen Welt mit mehr als nur der Pandemie konfrontiert. Durch die Schließung von Schulen und Kontaktbeschränkungen kam es zu einem Anstieg von geschlechtsspezifischer Gewalt, Frühverheiratung und Frühschwangerschaften. Zusammen bilden diese Umstände eine wachsende Schattenpandemie.

Im Südsudan war das vergangene Jahr von Überschwemmungen, Hunger und Konflikten geprägt. 1,5 Millionen vertriebene Menschen, insbesondere Mädchen und junge Frauen, sind zusätzlich zu den Folgen der Pandemie mit besonderen Herausforderungen konfrontiert.


Monica, 16 Jahre

„Nach der Schließung der Schulen war ich zwei Monate lang depressiv. Ich konnte mir keine Zukunft vorstellen. Ich wachte auf, erledigte die Hausarbeit, und lernte mit meinen Schulbüchern und Notizen. Aber ich hatte schnell das Gefühl, alles gelesen zu haben, und langweilte mich, wenn ich meine Bücher nur ansah. Das war der Beginn meiner Frustration mit der Bildungssituation. Die Stunden und Tage vergingen unglaublich langsam.

Ich beschloss, meine Tante um Rat zu fragen. Sie hat mir sehr geholfen, indem sie mir ihre Lebensgeschichte erzählt hat. Ich war sehr inspiriert von den Dingen, die sie überwinden konnte, obwohl sie nicht lange zur Schule gehen konnte. Mir wurde klar, dass diese Pandemie eine Herausforderung ist, die irgendwann auch wieder vorbei sein wird.

Meine Mitschülerinnen wurden schwanger und haben geheiratet. Kein Monat verging, ohne dass ich von solchen Fällen hörte. Ich habe mich gegen ein solches Schicksal gewehrt, indem ich auf meine Tante hörte, mich mit Hausarbeit beschäftige und ihr bei der Landwirtschaft half."

Nuer, 19 Jahre

Nuers Abschlussprüfungen wurden wegen der Pandemie verschoben. ©Plan International
Nuers Abschlussprüfungen wurden wegen der Pandemie verschoben. ©Plan International

„Ich stand kurz davor, meine Abschlussprüfungen zu schreiben, als die Pandemie ausbrach. Es war klar, dass wir nicht so bald wieder zur Schule gehen würde, als die Regierung anordnete, die Schulen zu schließen, und die Menschen aufforderte, zu Hause zu bleiben. Ich halte mich von Gemeindeversammlungen fern, denn dort werden viele Mädchen in Beziehungen verwickelt, wo sie schwanger werden oder zu früh verheiratet.

Jetzt bin ich wieder in der der Schule. Das macht mich sehr glücklich und erleichtert mich enorm, auch wenn ich erst in drei Monaten meine Prüfungen ablegen kann.“

Ayen, 20 Jahre

Ayen ermutigt junge Frauen, sich trotz Covid-19 auf ihre Bildung zu konzentrieren. ©Plan International
Ayen ermutigt junge Frauen, sich trotz Covid-19 auf ihre Bildung zu konzentrieren. ©Plan International

Das Coronavirus hat mich vor viele Herausforderungen gestellt. Ich werde 2020 als eins der schlimmsten Jahre meines Lebens in Erinnerung behalten, weil ich so viele Dinge nicht erreichen konnte, obwohl ich so viele Ideen und Energie hatte!

Wenn ich durch die Pandemie komme, ohne schwanger zu werden, dann nur weil ich sehr diszipliniert in der Schule und Mitglied in Plan Internationals „Champions of Change“-Projekt bin. Das hat mir viel Rückhalt gegeben.

Für mich kommt Heiraten nicht infrage, vor allem nicht in diesen Zeiten. Ich sehe jeden Tag, wie schlecht es den Menschen geht. Meine Freundinnen, die geheiratet haben und deshalb die Schule verlassen mussten, haben Schwierigkeiten, genug Essen zu bekommen.

Deshalb bin ich fest entschlossen, etwas aus mir zu machen, und mich durch diese schweren Zeiten zu kämpfen. Ich bleibe stark und mahne auch andere Mädchen, sich auf die Bildung zu konzentrieren.“

Rachel, 20 Jahre

Rachel versucht, ihren Prinzipien treu zu bleiben, und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. ©Plan International
Rachel versucht, ihren Prinzipien treu zu bleiben, und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. ©Plan International

„Als die Schulen geschlossen wurden, um die Verbreitung von Covid-19 zu verhindern, hat meine Familie mich in allen meinen Entscheidungen unterstützt. Ich wusste, wie langweilig es sein würde ohne den regelmäßigen Unterricht, also griff ich auf alle möglichen Bücher zurück, die ich finden konnte.

Ich habe auch damit angefangen, kleine Dinge zu verkaufen, unter anderem Kohle, um etwas Geld zu verdienen. Das war eine gute Beschäftigung, die mir dabei half, mit der Schulschließung klarzukommen. Vor allem hat es mich bestärkt, das große Ganze im Blick zu behalten und mir selbst treu zu bleiben.

Ich bin ein Mädchen mit starken Prinzipien. Ich fand es nie besonders spannend, mich viel mit Jungs zu beschäftigen. Ich bin sehr froh, dass die Regierung beschlossen hat, uns wieder zur Schule gehen zu lassen.“

Plan International arbeitet im Südsudan daran, sicherzustellen, dass Mädchen und junge Frauen umfassend informiert sind, damit sie ihre eigenen Entscheidungen treffen können. Während der letzten Monate wurden 120 junge Menschen ausgebildet. Sie engagieren sich in ihren Gemeinden und führen Aufklärungsgespräche, um Mädchen und ihre Familien über die Prävention von Covid-19 und Rechte im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit zu erreichen.