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parlamentarisches Frühstück zum Mädchenbericht
05.12.2018 - von Plan Redaktion

Politische Teilhabe zum Frühstück - der Jugendbeirat war mit dabei

Am Donnerstag, den 22. November, stellte Sonja Birnbaum, Leiterin der Abteilung Entwicklungspolitik und des Berliner Büros von Plan (in Vertretung von Frau Röttger) bei einem parlamentarischen Frühstück in Berlin Plans neu veröffentlichten Mädchenbericht vor. Als Mitglied des Jugendbeirats hatte ich die Ehre dabei sein zu dürfen und somit am politischen Diskurs teilzuhaben.

Anwesend waren neben Sonja und Franziska Pflüger, Junior-Referentin für Entwicklungspolitik bei Plan, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von SEEK Development, die den Mädchenbericht in Auftrag von Plan erstellt haben. Die Schirmherrschaft übernahm Dr. Georg Kippels von der CDU. Des Weiteren waren Johannes Selle von der CDU, sowie Barbara Hendricks und Josephine Ortleb von der SPD vor Ort.

Ein parlamentarisches Frühstück ist in erster Linie ein Ort des Austausches, bei dem u.a. die Zivilbevölkerung mit den Bundestagsabgeordneten zu einem bestimmten Thema diskutieren kann. Alles fing um 8 Uhr morgens im Paul-Löbe-Haus, gegenüber vom Bundeskanzler(*innen)amt, mit einigen einleitenden Worten von Dr. Kippels an. Dann war das Frühstück eröffnet, die  Politikerinnen und Politiker bedienten sich an Kaffee, Brötchen und Co. Für mich als Veganer*in gab es leider nur wenig Auswahl. Dies habe ich als Rückmeldung an Plan weitergegeben und ich wurde darüber informiert, dass in der Zukunft darauf geachtet wird, dass ein veganes Angebot vorhanden ist. Dies finde ich insbesondere bei Veranstaltungen zu Nachhaltigkeit äußerst wichtig und so freue ich mich sehr über die positive Rückmeldung des Plan Büros. Während des Frühstücks stellte Sonja den Mädchenbericht vor.

Der Mädchenbericht zeigt, was Regierungen weltweit und insbesondere die Bundesregierung tut, um die politische Teilhabe von Mädchen und jungen Frauen in „Entwicklungsländern“[1] zu stärken. Er zeigt auf, dass lediglich vier Länder sowie EU-Institutionen mehr als einen Prozent ihrer Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit spezifisch für die politische Teilhabe von Mädchen und jungen Frauen einsetzen. Diese vier Länder sind Schweden, Großbritannien, Norwegen und Kanada.

Aufgrund ihrer finanziellen Zusagen, aber auch ihres strategischen Fokus und internationalem Engagements, wurden Schweden, Kanada und die Niederlande als Best-Practice-Länder identifiziert. Der Bericht zeigt auf, in welchen Bereichen die genannten Länder positiv herausstechen und bietet somit der deutschen Regierung die Möglichkeit, sich daran ein Beispiel zu nehmen, wie Förderung von Mädchen und jungen Frauen in der Praxis aussehen kann.

In absoluten Zahlen ist Deutschland der siebtgrößte Geber in dem Bereich, prozentual gesehen fällt Deutschland jedoch auf den 19. Platz zurück. Der Bericht bietet der Bundesregierung einige Empfehlungen und Forderungen für die zukünftige Arbeit.

Wir leben nach wie vor in einer Welt in der Frauen und insbesondere Mädchen in beinahe allen Teilen ihres Lebens Benachteiligung erfahren. Gerade aus diesem Grund ist es wichtig in der Entwicklungszusammenarbeit einen Fokus auf die Situation von Mädchen zu legen. Dabei müssen die gesellschaftlichen Strukturen so angegangen werden, dass junge Mädchen in allen Bereichen mehr Chancen erhalten um die Möglichkeit der politischen Teilhabe zu erhalten und somit die Zukunft selbstbestimmt mitgestalten können.

Stärkung der politischen Teilhabe von Mädchen und jungen Frauen beinhaltet also u.a. auch das Schaffen von Bildungsmöglichkeiten, das Aufbrechen von Armutsverhältnissen, sowie das Eliminieren von toxischen Geschlechterbildern in der Gesellschaft. Somit kann die Unterstützung hier sehr vielseitig aussehen.

Als Person im Jugendbeirat, die sich viel mit dem Thema Gender, Gleichberechtigung der verschiedenen Geschlechter, wie auch LGBTQI+ beschäftigt, sehe ich eine große Wichtigkeit in der Stärkung von Mädchen. Denn wenn in einer Welt, die größtenteils als zweigeschlechtlich gesehen und gelebt wird, 50% der Gesellschaft keine Möglichkeit der Teilhabe und Selbstbestimmung haben, manifestiert sich dies in Ausbeutungs- und Diskriminierungsprozessen.

Persönlich finde ich sehr beeindruckend, was insbesondere Schweden im Bereich feministischer Außenpolitik leistet und würde mir Ähnliches auch von der Bundesregierung wünschen. Dieses Wissen werde ich auf jeden Fall in meine zukünftigen aktivistischen Tätigkeiten mit einbauen und im Diskurs mit der deutschen Bundesregierung weiter thematisieren.

Im Anschluss an die Präsentation wurde der Raum für die offene Diskussion geöffnet. Die Bundestagsabgeordneten zeigten sich enthusiastisch und interessiert, ob sie in der Zukunft die präsentierten Daten und Vorschläge in ihre Arbeit einbauen werden wird sich zeigen. Wir hoffen auf jeden Fall sehr, dass sie in der Regierung die Forderungen des Mädchenberichts einbringen.

Im Anschluss an das Frühstück wurde aufgeräumt. Einiges an Lebensmitteln war übrig geblieben und es erschien als würde dieses einfach entsorgt werden. Ich habe die Information erhalten, dass Plan das Frühstück bei Dussmann bestellt hatten. Diese sprechen sich auf ihrer Website klar gegen Verschwendung aus, erklären allerdings nicht klar, was mit dem übrig gebliebenen Essen passiert. Ich würde mir sehr wünschen, dass in der Zukunft im Voraus bei dem liefernden Unternehmen angefragt wird, was mit den Essensresten passiert, oder für eine individuelle Lösung (wie z.B. Lebensmittelspende) gesorgt wird.

 

Text: Luke aus dem Plan-Jugendbeirat


[1] Ich habe mich dazu entschlossen, den Begriff „Entwicklungsland“ zu verwenden, obwohl er in meinen Augen stigmatisierend ist. Laut der Agenda 2030 sollen sich alle Länder im Sinne der Nachhaltigkeit entwickeln, jedoch ist mit dem Begriff „Entwicklungsland“ immer nur ein Ausschnitt von Ländern gemeint. Somit trägt der Begriff das Stigma, dass die Lebensweisen in jenen Ländern „zurückgeblieben“ und „minder entwickelt“ sind, da sie nicht unserem nordwestlichen Standard entsprechen. Als Alternative wird häufig „globaler Süden“, dies finde ich jedoch nicht mehr zutreffend, da sich zum einen Länder im globalen Süden befinden, die für gewöhnlich nicht unter den Begriff „Entwicklungsland“ fallen (z.B. Australien, Neuseeland, Südafrika,..) und gleichermaßen einige in der globalen Mitte für gewöhnlich unter diesen Begriff gefasst werden (z.B. Mexiko, Indonesien,...)
Aufgrund des Mangels an einem geeigneterem Wort verwende ich also in diesem Blogeintrag weiterhin den Begriff „Entwicklungsland“.