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In Indonesien werden viele Mädchen und Jungen nicht nach der Geburt registriert.
In Indonesien werden viele Mädchen und Jungen nicht nach der Geburt registriert.
20.05.2014 - von Plan Redaktion

Indonesiens unsichtbare Kinder

Chancen gibt es für die Bewohner von Jakartas Slums wenige, besonders für Kinder. Sie verdienen mit Müllsammeln oder Straßenmusik gerade genug Geld, um zu Überleben. Viele von diesen Kindern existieren offiziell nicht, denn sie wurde bei ihrer Geburt nicht registriert.

Meist haben die Eltern kein Geld, um die Geburtenregistrierung zu bezahlen. Für die Kinder bedeutet es, dass sie ohne Zertifikat eine sehr limitierte Zukunft haben. Ein Geburtsnachweis ist ausschlaggebend für das Leben eines jeden Menschen. Und doch hindern hohe Kosten und hohe Bürokratie Eltern daran, ihre Kinder zu registrieren. So haben diese keinen Zugang zu grundlegenden Dingen wie Bildung oder Gesundheitsversorgung. Dazu sind offizielle Hochzeitsdokumente, ein Ausweis und das Wahlrecht nur mit Geburtenregistrierung möglich.

Daten des Ministeriums für Sozialwesen von 2012 zeigen, dass in <link internal-link>Indonesien 94.000 Straßenkinder leben, rund 7.000 davon in Jakarta. Nur 22 Prozent von diesen Kindern wurden nach der Geburt registriert. Indonesien ist eines der Länder mit der niedrigsten Geburtenregistrierungsrate im Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN). In Kambodscha, Thailand, Singapur und Vietnam haben hingegen mehr als 90 Prozent der Bevölkerung eine Geburtsurkunde.

Im vergangenen Jahr hat Plan in fünf Slums in Jakarta Befragungen durchgeführt. Es zeigte sich, dass 60 Prozent der Eltern nie versucht hatten, ihre Kinder zu registrieren. Landesweit, schätzt Plan, kommen drei Millionen Kinder jährlich zu den mehr als 30 Millionen unregistrierten Indonesiern hinzu.

Bürokratie erschwert Registrierung
Eine nachträgliche Registrierung bei den Behörden ist schwierig und für Straßenkinder kaum leistbar. Die Behörden fordern eine große Menge an Dokumenten, dazu gehören ein Nachweis über die Geburt, eine Familienkarte, eine Meldebestätigung und Heiratsdokumente der Eltern.

Dabei stellte sich bei Plans Befragung auch heraus, dass gerade einmal 54 Prozent der Teilnehmenden einen Geburtsnachweis für ihre Kinder hatten. Weniger als die Hälfte hatten eine Familienkarte oder Meldebestätigung. Nur 40 Prozent hatten offizielle Heiratsdokumente.

Politisch ist der Staat verpflichtet, ein System zu entwickeln, welches Schutz und Versorgung von Kindern sicher stellt. Zu diesem Zweck hat das Ministerium für Sozialwesen kürzlich ein Programm gestartet. Ziel des Programms ist es, jedem Kind ein Sparbuch zu geben mit einer einmaligen Einzahlung von 150 Dollar. Damit sollen die Kosten für Bildung und Gesundheitsversorgung gedeckt werden. Dieses Programm schließt unregistrierte Kinder allerdings aus, denn ohne Geburtenregistrierung können die Kinder den Anspruch nicht geltend machen.

Lobbyarbeit und Aufklärungsprogramme
Plan International startete 2012 im Rahmen der Initiative Count Every Child ein Programm für Straßenkinder in Jakarta. Es soll unter den Straßenkindern und ihren Familien ein Bewusstsein schaffen für die Wichtigkeit von Geburtenregistrierung und die Regierung dabei unterstützen, ein Geburtenregistrierungssystem zu schaffen, welches leicht zugänglich ist. Teilfinanziert wurde das Programm von Plan International UK und dem Versicherungsunternehmen Aviva.

Plan hat in Indonesien schon erfolgreich Lobbyarbeit bei der Regierung für eine verbesserte Geburtenregistrierung betrieben: Im vergangenen Jahr hat das Indonesische Parlament die Gesetze zur Geburtenregistrierung geändert. Der Zugang zum Registrierungssystem wurde erleichtert und die Kosten verringert. Außerdem muss die Geburtenregistrierung nicht mehr im Geburtsort geschehen. Seither sind mehr als 1.000 Kinder registriert worden.

Text: Amrullah Amrullah, Kindesschutzexperte von Plan Indonesie