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Nahrungs- und Wassermangel sind Folgen der Dürre. © Plan
03.06.2016 - von Janina Schümann

Der Regen ist längst überfällig

Ein Beitrag von John Mitchell, Programmdirektor der internationalen Koordinierungsstelle in Woking bei London, über seine Reise durch Äthiopien im Mai 2016.


Wenn man bis Lalibela in der Region Amhara in Äthiopien reist, ist das Land knochentrocken.

Wenn man bis Lalibela in der Region Amhara in Äthiopien reist, ist das Land knochentrocken. Die Region befindet sich inmitten der Dürrezeit, die durch das Wetterphänomen El Nino verursacht wurde. Ich war schon öfter in Äthiopien und wurde Zeuge von vorherigen Dürren. Doch dieses Mal ist es anders. Das Land um Lalibela, gelegen im Lasta Gebiet, gleicht einer Wüste. Es gibt kein Anzeichen von Pflanzen oder Leben, abgesehen von ein paar Bäumen, die auf dem trockenen Land zerstreut sind. Während meiner Reise von Lalibela stoppte ich an einem von Plan International unterstütztem Gesundheitszentrum, das Hilfe für unterernährte Kinder zur Verfügung stellt.

Die Gemeinden und Kinder im Gebiet Lasta haben schon immer mit Wasserknappheit zu kämpfen gehabt. Durch die langanhaltende Dürre wurde dieses Problem noch verschärft. Plan International hat in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Rescue Committee (IRC) ein Wasser-LKW-System eingeführt. Dieses System liefert täglich lebensrettendes Wasser über LKWs von Lalibela zu sechs verschiedenen Verteilungspunkten in den Gebieten Lasta und Bugna, was mehr als 7.000 Menschen zugutekommt.

Die Widerstandsfähigkeit dieser Menschen ist bemerkenswert. Sie tun alles, was möglich ist, um zu überleben - unglaublich für mich. Diese Dürre gleicht keiner dieser Situationen zuvor. Die Gemeinden müssen im Angesicht der Not überleben. Es ist so trocken, dass die Flüsse das erste Mal, soweit sich die Menschen erinnern, ausgetrocknet sind. Einige haben mehr zu kämpfen als andere, aber mit der Unterstützung von Plan International und der äthiopischen Regierung werden sie überleben.

Während meiner Reise treffe ich Melese Asefa, 29 Jahre, eine Mutter von zwei Kindern, die eine Behinderung hat. Sie kann nicht richtig gehen. „Meine Familie und ich litten sehr an Nahrungs- und Wassermangel im vergangenen Jahr.“ Ihr drei Jahre altes Baby, Birtukan, leidet an Unterernährung. Ich kann den Schmerz in ihrem Gesicht sehen, aber Melese ist hoffnungsvoll, da sie Unterstützung in Ernährung und Gesundheit von Plan International bekommt.

„Dank der äthiopischen Regierung und Plan International hat sich die Gesundheit meines Kindes verbessert“, sagt Melese. „Sie ist dem Tod entkommen.“

In den letzten 10 bis 15 Jahren hat die äthiopische Regierung viel getan, um die Sicherheit für die von der Dürre betroffenen Menschen und den Gebieten zu verbessern. Die Regierung verteilt Nahrung und wir von Plan besorgen Wasser, und geben dieses in den Gemeinden Gesundheits- und Ernährungsschulungen aus. Doch die Sorgen bleiben. Die Bewohner erzählten mir, wie zwei aufeinander folgende Ernten gescheitert sind. Sie haben nun Vieh und Samen und die Nahrungsverteilung hilft, aber wenn diese stoppt, dann werden sie gezwungen sein, ihre Kuh oder Ziege zu verkaufen. Das ist ihre Überlebensstrategie.

Es ist klar, dass die Gemeinden langfristige Hilfe brauchen. Der Regen wird irgendwann kommen, aber die Finanzierung ist dennoch knapp. Selbst wenn der Regen jetzt beginnen würde und die Bewohner ihre Samen im nächsten Monat pflanzen könnten, wird es noch weitere sechs Monate dauern bis sie ihr Getreide ernten können.

Auch wenn die Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Menschen während den Dürrezeiten zu unterstützen, verbessert wurden, ist Äthiopien lange nicht aus dem Gröbsten heraus.

Es ist ein Land, welches vom Regen abhängt, aber wenn es dann regnet - was wir alle sehr hoffen - wird es dennoch monatelang bis zur Ernte und Normalität dauern. Diese Belastbarkeit können die Gemeinden dauerhaft nur umsetzen, wenn sie Unterstützung und Hilfe von der internationalen Gemeinschaft bekommen.