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Nicht alle Kinder in der Hauptstadt können zur Schule gehen. © Foto: Plan/Marc Tornow
Nicht alle Kinder in der Hauptstadt können zur Schule gehen. © Foto: Plan/Marc Tornow
29.08.2018 - von Marc Tornow

Bildungswege für Croix-des-Bouquets

Haiti galt Jahrhunderte lang als „Perle der Karibik“ – Kolonialzeit, Diktaturen und Naturkatastrophen zerstörten die meisten Lebensgrundlagen. Bei einem verheerenden Erdbeben gingen vor acht Jahren viele Schulen kaputt.


Plan International unterstützte mit seinen Patenschaftsprojekten unter anderem Bildungsangebote.

Es dauerte nur wenige Minuten. Dann waren der Spuk vorbei und Hunderte Schulen in und um Port-au-Prince Gesichte. Wie Kartenhäuser fielen damals reihenweise die Gebäude in sich zusammen, einige sind sogar bis heute vom Einsturz bedroht. Ein Schutthaufen – wie auch die Bildungschancen von Millionen Mädchen und Jungen. Mit einer Stärke von 7,0 erzitterte im Januar 2010 die Erde nahe der Hauptstadt. Die seismisch aktive Karibische Platte kreuzt den Westen der Insel Hispaniola, in dem Haiti liegt.

„Kinder sind die Zukunft“, sagt Farah Marcelin, Projektmanagerin bei Plan in Haiti. „Sie müssen zur Schule gehen können und wie anderswo in Amerika auch qualitativen Unterricht bekommen.“ Im Rahmen seiner laufenden Patenschaftsprogramme unterstützte das Kinderhilfswerk unter anderem den Bau von zwei neuen Schulen in Mare Roseau und Masseau. Sie liegen zu Füßen des pittoresken Massif de la Selle in Croix-des-Bouquets, einem Vorort von Port-au-Prince. Abgelegene und arme Gemeinden mit Plan-Patenschaften haben damit wieder Platz für die Bildung ihrer Töchter und Söhne.

Besonders kinderfreundlich, mit Solarstrom ausgerüstet und barrierefrei – so sind die Neubauten angelegt. Rollstuhlfahrende können sich damit in der Schule alleine bewegen und haben überall Zugang, auch zu den Waschräumen. Inklusion ist das Schlüsselwort hier draußen in der Peripherie der Hauptstadt, die ansonsten kaum Rücksicht auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen nimmt.

Einige Kilometer weiter brüten Jugendliche an den Bildschirmen eines Computer-Clubs. Wenn immer sich die Möglichkeit bietet, ist auch das Plan-Patenkind Georvanie dabei. Die 15-Jährige träumt davon, später selbst einmal IT-Expertin zu werden – und nutzt einstweilen die Ausrüstung im Medienzentrum Beudet, die Plan International beisteuerte. Armut stellt die meisten haitianischen Kinder vor immense Herausforderungen. Sie soll ihnen jetzt nicht auch noch den Zugang zu wichtigen Schlüsselqualifikationen der modernen Berufswelt rauben – finden die Plan-Fachleute aus Croix-des-Bouquets.

„Unsere Plätze sind den ganzen Tag lang belegt“, sagt der 24-jährige Renald, der hier als Mentor für die wissbegierige Jugend arbeitet. „In zwei Kursen lösen die Teilnehmer hier morgens und nachmittags erste Aufgaben am PC.“ Es ist ein Stück Normalität für die junge Generation auf ihrem immer noch beschwerlichen Bildungsweg.