Fokus auf urbane Projekte

Foto: Richard Wainwright

Eine wachsende Mehrheit der Weltbevölkerung lebt in Städten. Plan International hat sich die Brennpunkte genauer angesehen und programmatische Handlungsempfehlungen daraus abgeleitet.

Ein dynamischer demografischer Wandel – weg von ländlichen und hin zu mehr städtischen Lebensmittelpunkten – macht derzeit eine globale strategische Neuausrichtung bei der Internationalen Zusammenarbeit erforderlich. Die Rechte der Kinder, insbesondere die der Mädchen, sollen künftig sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gemeinden besser gestärkt und humanitäre Maßnahmen in allen Partnerregionen durchgeführt werden.

Mit weltweiten Patenschaftsprogrammen sowie Einzelprojekten unterstützt Plan International Aktivitäten zur Gemeindeentwicklung, auch und gerade in ländlichen Gebieten. Erreicht wurden und werden dadurch vor allem Bevölkerungsgruppen, die unter besonders herausfordernden Umständen sowie oftmals in geografischen Randgebieten fernab einer gut ausgebauten Infrastruktur leben.

Ein Flugzeug setzt zur Landung über den Dächern der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu an.
Die Bevölkerung in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu wächst jährlich um 3,28 Prozent Marc Tornow
Ein Mädchen in Indien skizziert sichere und unsichere Orte an einer Landkarte
Im Plan-Projekt „Sichere Städte für Mädchen“ identifizieren die Teilnehmenden sichere und unsichere Orte in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi Vivek Singh

Verschiebung von Lebensmittelpunkten

Durch eine verstärkte Landflucht werden Städte nicht nur größer, sondern auch immer jünger: Schätzungsweise 60 Prozent der Stadtbevölkerung werden bis 2030 unter 18 Jahre alt sein. Für sie müssen Bildungs-, Freizeit- und Versorgungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Bis 2050 leben mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten, und die Landbevölkerung wird die Stadtbevölkerung absehbar nur noch in wenigen Staaten der Welt überwiegen, etwa in den Plan-Partnerländern Äthiopien, Bangladesch, Malawi, Nepal, Papua-Neuguinea, Sambia oder Uganda.

Die Plan-Teams können bereits auf ein beträchtliches Wissen und Erfahrung aus ihrer Arbeit in urbanen Kontexten zurückgreifen. Rund zwei Drittel der Plan-Länderbüros führten oder führen Projekte gezielt in Städten durch – und haben dabei eine Expertise aufgebaut, die für die künftigen Aktivitäten in solchen Lebensräumen nützlich ist. Und das ist angesichts eines sich vollziehenden strukturellen Wandels wichtig: Während 3,4 Milliarden Menschen 2021 in ländlichen Regionen der Erde lebten, standen ihnen etwa 4,4 Milliarden Menschen in einem städtischen Umfeld gegenüber – und der Zuzug in urbane Gebiete beschleunigt sich.

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Eine Frau kippt einen Eimer mit Müll auf die Straßen von Mumbai
Sammelplatz für Müll in Mumbai Vivek Singh
Eine Frau lehnt an der Wellblechwand eines Slums in Uganda
Jackline (21) will ihr Wohnviertel im ugandischen Kampala sicherer machen Quinn Neely

Das Leben im Slum ist eine Bürde

Die ersten Plan-Aktivitäten in Städten reichen rund 30 Jahre zurück und umfassten Initiativen zur Ernährungssicherheit, Katastrophenmanagement sowie Maßnahmen für sauberes Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH). Die Kinderrechtsorganisation unterstützte in den letzten 15 Jahren verstärkt Projekte, die sich auf heranwachsende Mädchen sowie integrative Lebensbedingungen in Großstädten konzentriert haben – mit dem Ziel, urbane Räume für alle Menschen sicherer zu machen.

Während absehbar immer mehr Menschen in Ballungszentren leben werden, nehmen dadurch auch die Herausforderungen für Kinder und ihre Familien zu. Armut und Ungleichheit fördern unsichere Wohnverhältnisse – vor allem dann, wenn lebenswichtige Dienstleistungen fehlen und sich die Lebensmittelpunkte der Familien in Slums und/oder auf der Straße abspielen.

Ein Junge schläft an einem Bahngleis in der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka
Ein Junge schläft an einem Bahngleis in der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka Shona Hamilton

UN-Habitat, das Wohn- und Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen, definiert einen Slum als eine Gruppe von Personen, die unter einem Dach in einem städtischen Gebiet lebt, dem es dauerhaft an Schutz vor extremen klimatischen Bedingungen fehlt und in dem kein ausreichender Zugang zu Wohnraum, sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen sowie gesicherten Besitzverhältnissen besteht.

Ein junger Mann sitzt auf einem Motorrad
In Kenias Hauptstadt Nairobi hat Cosmos (33) Arbeit als Motorrad-Taxifahrer gefunden Rama M’mbetsa
Zwei Jungen in Lima raufen sich
Eine Herausforderung in Lima ist die Gewalt in den Straßen der peruanischen Hauptstadt Fabricio Morales

Chancen und Herausforderungen bei der Arbeit in urbanen Brennpunkten

Im Rahmen seiner strategischen Planungen setzt Plan International künftig Prioritäten auf urbane Brennpunkte wie Slum-Gebiete in Megastädten. Urbane Gebiete sind allein wegen der hohen Bevölkerungsdichte stärker von den Auswirkungen des Klimawandels und damit einhergehenden Naturkatastrophen wie Überschwemmungen betroffen. In städtischem Umfeld kann es dadurch vermehrt zu Belastungen der Bevölkerung und humanitären Krisen kommen – auch, weil es oft an geeigneten Vorkehrungen und Schutzmaßnahmen mangelt.

Überdies haben Krisen, Konflikte und Kriege häufig Migration oder gar Zwangsumsiedlungen in den betreffenden Ländern zur Folge: 80 Prozent aller intern Vertriebenen und 60 Prozent aller geflüchteten Menschen weltweit haben Zuflucht in städtischen Gebieten gefunden.

Drei junge Frauen im bangladeschischen Dhaka
Drei junge Frauen im bangladeschischen Dhaka Plan International
Blick über eine Müllhalde mit Häusern am Rande von Kairo
Außenbezirke der ägyptischen Hauptstadt Kairo Heba Khalifa

Die Arbeit in städtischen Gebieten strukturieren

Die wachsenden Herausforderungen in städtischen Gebieten müssen allein deshalb verstärkt in den Fokus genommen werden, weil dort immer mehr Familien leben, nach wirtschaftlichen Möglichkeiten, Arbeit, Bildung und Chancen für ihre Kinder suchen. Ein Vorteil bei der Entwicklungszusammenarbeit in städtischen Gebieten besteht für Plan International darin, mehr Menschen in einem begrenzten Gebiet kosteneffizient erreichen zu können. Darüber hinaus sind Regierung und Verwaltung in Städten häufig besser auf Partnerschaften mit Hilfsorganisationen eingerichtet als in ländlichen Gebieten.

Als Organisation, die sich weltweit für die Rechte der Kinder einsetzt – insbesondere für marginalisierte Gruppen –, verstärkt Plan International seinen Fokus auf städtische Gebiete. Gleichzeitig müssen dafür interne Strukturen angepasst, Stärken und Schwächen bisheriger Maßnahmen analysiert sowie das weitere Vorgehen im urbanen Umfeld definiert werden.

Ergebnisse aus dem „Urban Hub“

Plan International hat einen „Urban Hub“ ins Leben gerufen, in dem Kurzstudien zum Leben im städtischen Umfeld erstellt werden. Die englischsprachigen Veröffentlichungen umfassen unter anderem vier Forschungsberichte, die online hinterlegt und als PDF heruntergeladen werden können:

Bericht 1: Unter dem Titel „Fragilität in Städten bekämpfen“ wird die Theorie des urbanen Wandels diskutiert und aufgezeigt, welche Maßnahmen in urbanen Kontexten verstärkt werden sollten. Dieser Bericht bietet Hintergrundinformationen für die drei nachfolgenden Berichte.

Bericht 2: „Gewalt in der Stadt“ ist ein immer häufigeres und komplexeres Problem, von dem junge Menschen, insbesondere Mädchen, unverhältnismäßig stark betroffen sind. Es gibt nur wenige vergleichende Erkenntnisse darüber, wie sich Gewalt in Städten aus der Sicht junger Menschen manifestiert, und es ist wenig darüber bekannt, wie sicher sich junge Menschen in urbanen Räumen fühlen. Der vorliegende Bericht befasst sich mit diesen Fragen und untersucht, was es für sichere und inklusive Städte bedarf.

Bericht 3: Die Dokumentation „Zugang zu menschenwürdiger Arbeit“ beleuchtet die zunehmende Verstädterung in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Sie wird teilweise durch die Hoffnung auf menschenwürdige Arbeit und bessere Verdienstaussichten genährt. Doch viele junge Menschen profitieren kaum oder gar nicht von einer Übersiedlung in Städte.

Bericht 4: Die Stärkung von „Bürgerschaftlichem Engagement“ junger Menschen, insbesondere jener Personen, die in Armut leben, ist sowohl als Selbstzweck als auch als Beitrag zur menschlichen und sozialen Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Junge Menschen können eine treibende Kraft für eine umfassendere Entwicklung sein – wirtschaftlich, sozial oder politisch.

Einführung zur urbanen Forschung

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