
Sprechen wir über Periodenarmut!
Sollten Periodenprodukte frei verfügbar sein? Wie sieht eine periodenfreundliche Innenstadt aus? Und was versteht man eigentlich unter Periodenarmut? Diesen Fragen widmete sich kürzlich eine Straßenumfrage von PERIOD.Hamburg, Tamponation und Plan International Deutschland.
Das Ergebnis: Innenstädte in Deutschland sind noch weit davon entfernt, periodenfreundlich zu sein. Ein junger Mann beispielsweise sprach sich für frei zugängliche Periodenprodukte an öffentlichen Orten und auch am Arbeitsplatz aus. „Ich meine, wir sind hier in Deutschland. Warum haben wir das nicht schon längst?“
Einige junge Frauen wünschten sich außerdem mehr öffentliche und frei zugängliche Toiletten. Auch die eingeschränkte soziale Teilhabe während der Periode war Thema – etwa im Gespräch mit zwei Rentnerinnen. „Wenn man nichts dabei hat und die Periode setzt ein, dann traut man sich gar nicht, sich irgendwo hinzusetzen. Oder man fährt direkt wieder nach Hause.“

Jährlich geben menstruierende Personen zwischen 550 und 650 Euro allein für Periodenprodukte aus.


Periodenarmut: Wenn die Menstruation zur finanziellen Herausforderung wird
Jährlich geben menstruierende Personen im Schnitt zwischen 550 und 650 Euro allein für Periodenprodukte aus. Also Tampons, Binden, Menstruationstassen oder Periodenunterwäsche, aber auch Schmerzmittel können die monatlichen Kosten in die Höhe treiben.
Wie hoch die Kosten letztendlich sind, hängt vom Einzelfall ab – je nachdem, wie stark oder schwach die Blutung und die damit verbundenen Schmerzen sind. Unter Periodenarmut leiden jene Menstruierende, die sich diese Kosten nicht leisten können. Betroffen sind vor allem junge Menschen, die noch zur Schule gehen oder studieren, sowie Personen ohne festes Einkommen.
Deshalb macht Plan International zum diesjährigen Welt-Menstruationstag darauf aufmerksam, wie wichtig kostenfreie Menstruationsartikel an öffentlichen Orten sind – vor allem an Schulen und Bildungseinrichtungen.
Ergänzend zur Kampagne „Another period is possible“, die seit letztem Jahr für kostenfreie Periodenprodukte in Bildungseinrichtungen wirbt, stellt die Kinderrechtsorganisation eine interaktive Deutschlandkarte auf ihrer Website bereit. Diese soll anzeigen, welche Städte und Bildungseinrichtungen bereits mit gutem Beispiel vorangehen. Bis zum Welt-Menstruationstag 2026 wird die Karte sukzessive ergänzt.

Engagement zum Thema Menstruation in Deutschland
Um der Forderung nach kostenlosen Periodenprodukten Nachdruck zu verleihen, macht Plan International gemeinsam mit Partnerorganisationen wie PERIOD.kollektiv, Tamponation und Periodensystem auf die Notwendigkeit des freien Zugangs zu Menstruationsartikeln in öffentlichen Einrichtungen aufmerksam – wie etwa durch die Straßenumfrage in Hamburg.
Mit der Aktion „Another toilet is possible“ lädt die Kinderrechtsorganisation zudem Betreiber:innen von Cafés, Restaurants, Geschäften und weiteren öffentlichen Einrichtungen dazu ein, mit einem Aufkleber an der Tür zu zeigen, dass sie dort bereits periodenfreundliche Toiletten mit kostenfreien Menstruationsartikeln anbieten. Das langfristige Ziel dieses Engagements ist es, die Öffentlichkeit für das Thema Periodenarmut zu sensibilisieren.
Engagement zum Thema Menstruation weltweit
Aber nicht nur in Deutschland findet Aufklärungsarbeit statt. Das Thema sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR) spielt in den weltweiten Projekten von Plan International eine wichtige Rolle. Dabei geht es vor allem darum, Vorurteile abzubauen, Mädchen zu stärken und gleichberechtigte Bildungschancen für alle Kinder zu gewährleisten.
Das Thema Menstruationshygiene ist zentraler Baustein dieser Strategie. Die Kinderrechtsorganisation vermittelt Wissen, verteilt Hygiene-Produkte und installiert Sanitäranlagen. So werden Mädchen unterstützt und gefördert sowie Ungerechtigkeiten abgebaut. Drei beispielhafte Projekte aus Afrika, Asien und Lateinamerika zeigen, was die Arbeit vor Ort tatsächlich bewirkt.


Uganda: Sanitärbereiche erhöhen Bildungschancen für Mädchen
Im Rahmen des Projekts RISING Uganda werden an Schulen sogenannte WASH-Einrichtungen (Wasser-, Sanitär- und Hygieneeinrichtungen) gebaut oder renoviert. Dazu gehören separate Toiletten für Mädchen und Jungen mit Handwaschstationen, Umkleideräumen sowie Brennöfen zur hygienischen Entsorgung von Monatsbinden.
„Die Toiletten sind gut, weil sie einen Umkleideraum haben“, erzählt die 13-jährige Shadia. „Früher mussten wir die Toilette mit den Jungen teilen, da hatten wir keine Privatsphäre. Jedes Mal, wenn ich meine Periode hatte, musste ich nach Hause gehen. An all diesen Tagen habe ich den Unterricht verpasst. Auf der neuen Toilette kann ich meine Binde wechseln, mich frisch machen und dann wieder zurück in die Klasse gehen.“
„Die Tradition besagt, dass wir Unglück bringen würden, wenn wir während unserer Periode in ein anderes Haus gingen.“
Kolumbien: Gegen Periodenarmut, für sexuelle Rechte
Auch in Kolumbien ist Periodenarmut präsent. Das Projekt „Learn and Stay Protected“ hat sich diesem Problem in der Hauptstadt Bogotá angenommen. Menstruierende zwischen 14 und 28 Jahren aus prekären finanziellen Verhältnissen bekamen Unterstützung im Umgang mit der Periode – durch Menstruationssets mit Hygiene-Artikeln und interaktive Workshops.
In den Seminaren sprachen die Teilnehmerinnen unter anderem über den Menstruationszyklus, die weibliche Anatomie und die veraltete Auffassung, dass die Periode eine Krankheit sei oder ausschließlich Frauen etwas anginge. Auch sexuelle Gewalt, Belästigung, Teenagerschwangerschaften und Frühverheiratung waren Thema. „Jetzt kenne ich meine sexuellen Rechte besser und es gefällt mir, dieses Wissen mit anderen Menschen zu teilen“, erzählt die 16-jährige Johangielys Cecilia.


Kambodscha: Scham und Unsicherheiten bekämpfen
Die Periode ist oft mit Scham verbunden. Die Angst, ausgelacht zu werden oder auszulaufen, ist vor allem in den ersten Jahren der Menstruation präsent. Die Vorstellung, die Periode sei etwas Unreines, etwas, weswegen sich Menstruierende verstecken und schämen müssen, halten sich noch immer in vielen Gesellschaften hartnäckig. So ist auch in Kambodscha die Periode kein leichtes Thema.
„Früher sind wir, wenn wir unsere Periode hatten, immer zu Hause geblieben und nicht rausgegangen, weil die Tradition besagt, dass wir Unglück bringen würden, wenn wir in ein anderes Haus gingen“, erklärt das 14-jährige Patenmädchen Sreyneth. Heute ist sie eine Vorreiterin in ihrer Gemeinde und spricht an ihrer Schule mit Mädchen und Jungen über deren sexuelle Rechte und über die Menstruation. Denn damit Ausgrenzung von menstruierenden Menschen aufhört, müssen alle sensibilisiert werden und am gleichen Strang ziehen.