Patenkindbesuch bei Lucia Fernanda Salazar in Ecuador

Lange schon hatte ich meiner Reise nach Ecuador entgegengefiebert. Ursprünglich schon für das Jahr 2021 geplant, durch die Pandemie dann um ein Jahr verschoben, freute ich mich besonders, dass es nun, im Sommer 2022, tatsächlich klappen sollte.
Ein besonderer Höhepunkt meiner Reise sollte zudem ein Besuch bei unserem Patenkind Lucia sein.
Einige Jahre schon war ich Plan-Patin und wollte ursprünglich mein Patenkind in Guatemala besuchen. Zu diesem Zweck hatte ich vor einiger Zeit mit dem Spanischunterricht begonnen. Leider hatte Corona dann meine Pläne durcheinandergebracht. Mittlerweile war ein weiteres Patenkind hinzugekommen, das ich zusammen mit fünf Freundinnen seit Januar diesen Jahres unterstützte. Durch freundschaftliche Verbindungen nach Ecuador war die Wahl diesmal auf ein Kind dort gefallen. Daraus ergab sich für mich auch der Wunsch, dieses Kind und seine Familie auf meiner geplanten Reise zu besuchen und kennenzulernen.
Frühzeitig hatte ich daher mein Vorhaben bei den Mitarbeitern von Plan in Hamburg angekündigt, die sofort sehr bemüht waren, einen Besuch vor Ort zu ermöglichen. Als mich dann schließlich die Mail mit der Besuchsbestätigung erreichte, war meine Vorfreude riesengroß.
Ausgestattet mit den nötigen Kontaktinformationen sowie einem Besuchsleitfaden für das Projektgebiet Guayas und natürlich kleinen Mitbringseln aus Deutschland, trat ich am 9.8.2022 meine Reise nach Lateinamerika an. Der geplante Besuch sollte am 23.8. stattfinden, so dass ich vorab genügend Zeit hatte, mich mit Land, Menschen und Kultur vertraut zu machen.

Vom Flughafen aus traten wir auf direktem Wege unsere Fahrt zum Plan-Projektbüro in Guayaquil an, wo wir von weiteren Mitarbeitern herzlich empfangen wurden. Nach ersten sehr interessanten Einblicken, machten wir uns zusammen mit David und seiner Kollegin Gladys auf den Weg in das Projektgebiet Guayas. Die Umgebung wurde immer ländlicher und zugleich ärmlicher. Nach knapp zweistündiger Fahrt waren wir fast am Ziel.
Um die aus Deutschland mitgebrachten Geschenke noch zu ergänzen, kauften wir bei einem kurzen Zwischenstopp noch Lebensmittel und Gegenstände des täglichen Bedarfs sowie Kleidung und Schulutensilien für Lucia und ihre Familie ein.
In freudiger Erwartung, zugleich auch angespannt, näherten wir uns Lucias Zuhause, das sich unmittelbar neben der örtlichen Kirche befand. Dort hatten sich schon einige Menschen zur Begrüßung versammelt. Neben Lucia, ihren Eltern und den beiden jüngeren Geschwistern, waren unter anderem auch Gemeindemitglieder, die vor Ort die Projektarbeit von Plan begleiten, zugegen.
Eine Freundin von Lucia hatte eine Rede für die weit angereisten Gäste vorbereitet, in der sie aus Kindersicht darüber berichtete, was die Plan-Patenkinder dank der Unterstützung der Paten lernen und erfahren dürfen. So werden die Kinder, neben der Ermöglichung des Schulbesuchs, der besonders in vielen armen ländlichen Gebieten Südamerikas noch nicht selbstverständlich ist, in Bezug auf ihre Rechte, Gesundheitsvorsorge, Umwelt- und Klimaschutz und vieles mehr geschult. Die Kinder und Jugendlichen werden zugleich darin bestärkt, ihre eigenen Ideen einzubringen und können sich so als aktive, selbstbewusste Gemeindemitglieder erleben. Ein Mann aus der Gemeinde berichtete uns zudem über die wirtschaftlichen Probleme der Menschen vor Ort, die beispielsweise durch fehlende Düngemittel, schlechtere Ernten beklagten.

Nach diesem offiziellen Teil, fiel die Anspannung auf beiden Seiten zunehmend ab und zusammen durften wir dann das leckere, extra für uns zubereitete, Mittagessen genießen. Dabei hatte ich auch Gelegenheit mit Lucia, ihren Eltern und Geschwistern zu sprechen und einige Fragen zu stellen. Lucia berichtete, dass sie gerne in die Schule gehe, am liebsten rechne und irgendwann gerne einmal Juristin werden möchte, um anderen Menschen zu helfen. In ihrer Freizeit spiele sie gerne mit ihren Freunden und Geschwistern. Lucias Mutter kümmert sich um den Haushalt, während der Vater auf dem Feld und als Automechaniker arbeitet. Nach dem Mittagessen wurden dann die Mitbringsel verteilt und ich zeigte Lucia, das von meinen Freundinnen in Deutschland und mir gestaltete Album mit Fotos, Basteleien und Berichten aus unserem Leben in Europa.
Der für mich schönste, leider viel zu kurze Teil unseres Besuchs, war dann gegen Ende ein kurzer Ausflug mit den Kindern hinters Haus, wo sie mir stolz ihr Hausschwein, das am Vortag 11 Ferkelchen geboren hatte, sowie die Puten zeigten. Leider wurde kurz darauf auch schon wieder zum Aufbruch gerufen, sodass unser ca. zweistündiger Besuch schon wieder endete. Nach einer noch steifen Begrüßung, war die Verabschiedung umso herzlicher und ich war sehr bewegt und zugleich dankbar für diese beeindruckende Begegnung und die Gastfreundschaft der Familie.

Der Besuch unseres Patenkindes Lucia, der scheinbar auf den ersten Blick vom organisatorischen und zeitlichen Aufwand her nicht im Verhältnis zu der Kürze des tatsächlichen Zusammenseins und Kennenlernens stand, war für mich dennoch, und ich hoffe sehr auch für Lucia und ihre Familie, ein ganz besonderes und unvergessliches Erlebnis. Durch das persönliche Zusammentreffen von Fremden, die tausende von Kilometern in völlig unterschiedlichen Welten leben, ist für mich eine Verbindung entstanden, die unsere Patenschaft sicher nachhaltig prägen wird. Auch wenn die Kontaktaufnahme und der Austausch über Briefkontakt für viele Patenkinder und ihre Paten sehr wertvoll sind, gibt es nichts Schöneres als eine persönliche Umarmung und den Blick in glückliche Gesichter.
Zudem konnte ich mich persönlich über die gute und wertvolle Arbeit der Organisation Plan und ihrer engagierten Mitarbeiter informieren und bin sehr überzeugt davon, dass die Unterstützung von bedürftigen Kindern und Familien, die neben der finanziellen Hilfe und der Ermöglichung von Bildung in der Hilfe zur Selbsthilfe besteht, ein Beitrag zu einer besseren Zukunft ist.