Patenkindbesuch bei Sruov in Kambodscha

Als mein Partner und ich eine Vietnamreise planten, war der Entschluss schnell gefasst auch nach Kambodscha zu reisen, um mein Patenkind zu besuchen. Dieser Besuch war mir auch deshalb ein großer Wunsch, da die Patenschaft schon in wenigen Jahren, eben mit der Volljährigkeit meines Patekindes, enden wird.
Die Planung des Besuchstages wurde von den netten PLAN-Teams in Hamburg und in Kambodscha professionell angegangen. Unsere Fragen waren schnell beantwortet, das Datum für den Besuch wurde mit uns abgestimmt und der Ablaufplan für den Besuchstag vom PLAN-Büro erstellt.
In Kambodscha angekommen reisten wir zunächst nach Siem Reap und anschließend nach Phnom Penh. Wir waren sehr von den freundlichen Menschen und dem bunten Treiben in den Städten und Dörfern beeindruckt. Vor dem Besuchstag blieb uns auch noch genug Zeit, um uns mit der Geschichte Kambodschas, mit den verschiedenen Einflüssen, die die Kultur prägten und auch mit den Dokumentationen aus schwierigsten Zeiten dieses Landes zu beschäftigen. So manches haben wir vorher nicht gewusst und vieles hat uns sehr ergriffen und betroffen gemacht.
Für den Besuch meines Patenkindes, Sruov, fuhren wir dann von Phnom Penh aus mit dem Überlandbus ca. 600km weiter Richtung Nord-Osten, nach Ratanakiri. Sruov lebt in einer der kleinen Gemeinden einer ethnischen Minderheit, von denen es in dieser Provinz viele gibt. Am Morgen des Besuchstages wurden wir von dem PLAN-Team am Hotel abgeholt. Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten wir unseren ersten Besuchs-Stopp, eine Vorschule.

Zu meiner Überraschung hatte Sruov für den Besuchstag schulfrei bekommen und begrüßte uns schon am Tor der Schule. Von der Lehrerin wurden wir eingeladen den Unterricht der 3- bis 6-jährigen Kinder mitzuverfolgen und ein kleines Spiel mitzuspielen. Dadurch wurde uns unsere Nervosität oder auch Scheu direkt genommen. Wir verständigten uns während des Spiels mit Gestik und hatten dabei viel Spaß. Unser Besuch machte auch die Kinder der benachbarten Grundschule neugierig, die sich in den Eingang der Vorschule drängten. Darum entschieden wir uns für einen spontanen Besuch in der Grundschule und wurden dort von allen freundlich begrüßt und mit Fragen überhäuft. Auch beim anschließenden Besuch der Schule meines Patenkindes kamen wir mit den Schülerinnen und Schülern der 9.Klasse ins Gespräch. Wir erfuhren etwas über deren Berufswünsche und auch, dass einige von ihnen ebenfalls Patenkinder bei PLAN waren. Alle hatten große Freude, als wir auf dem Schulhof das mitgebrachte Schwungtuch ausprobierten.
Gegen Mittag fuhren wir in Sruovs Heimatdorf. Am Stelzenhaus des Bürgermeisters erwarteten uns bereits Sruovs Eltern. Auf offenem Feuer wurde gekocht und Tische und Stühle wurden bereitgestellt. Währenddessen wurde geplaudert und gelacht. Diese familiäre Atmosphäre erleichterte das Kennenlernen sehr. Kleine Geschenke konnten überreicht werden und es fand sich Zeit, nun auch in Ruhe mit Srouv zu sprechen. Ich hatte für sie ein Fotobuch gestaltet. Das PLAN-Team übernahm während des Gesprächs die Übersetzungsarbeit. Wie zuvor auch bei dem Besuch der verschiedenen Schulen, fand das Zusammensein mit der Familie völlig ohne Zeitdruck statt, wofür ich dem PLAN-Team sehr dankbar bin. Dennoch verflog die Zeit mit Sruov und ihrer Familie natürlich viel zu schnell. Nach dem Essen hieß es Abschied nehmen. Zu unserer Überraschung überreichten uns Sruovs Eltern noch einen großen Obstkorb.

Auf dem Rückweg wurden wir von unserer netten PLAN-Betreuung eingeladen, noch verschiedene, von PLAN gestützte Projekte zu besuchen. Zunächst unternahmen wir einen Spaziergang durch das Dorf und testeten die Wasserpumpe, die mit PLAN-Unterstützung für die Gemeinde gebaut worden war. Danach führte uns das PLAN-Team zu einem neuen Projekt, welches die Wasserversorgung eines weiteren Dorfes durch Wasserleitungen bis an die Stelzenhäuser deutlich verbesserte. Für derart große Projekte werben die Teams zusätzliche Mittelgeber an. Zum Abschluss des Besuchstages lernten wir im PLAN-Büro das PLAN-Team dieser Region Kambodschas kennen und erfuhren vieles über die wertvolle PLAN-Arbeit in diesem Gebiet. Dabei wurde mir einmal mehr deutlich, dass PLAN in Kambodscha ein wichtiger Partner, sowohl in der Bildungsarbeit als auch in vielen anderen Bereichen des alltäglichen Lebens der Kambodschanischen Bevölkerung ist. Dies betrifft insbesondere die abgelegenen indigenen Gemeinden. Da auch Angehörige indigener Gemeinschaften zum engen PLAN-Team gehören, die sich z.T. auch ehrenamtlich in den Dorfgemeinschaften engagieren, besteht eine vertrauensvolle Basis zwischen PLAN und den Gemeinden.
Dank der Patenschaften könne in Kambodscha sinnvolle Projekte angestoßen und über längere Zeit begleitet werden. Mein Eindruck war, dass PLAN dabei mit viel Feingefühl für die Belange und Bedürfnisse der Bevölkerung und mit hoher Kompetenz bei der Umsetzung dieser Projekte, arbeitet. Diesen umfassenden Einblick und die daraus gewonnen Erkenntnisse möchte ich zukünftig gern auch in meine Arbeit in der PLAN-AG einfließen lassen.

Der Besuch bei meinem Patenkind und seiner Familie wird eine ganz besondere Erfahrung und eine unvergessliche Begegnung für mich bleiben. Das Kennenlernen der Familie, des Umfeldes und der Lebensbedingungen meines Patenkindes hat mir einen sehr viel besseren Blick für die Situation vor Ort gegeben und mich der Kultur meines Patenkindes nähergebracht. Ich möchte jedem Paten, jeder Patin empfehlen, nicht zu zögern und sein Patenkind zu besuchen, sollte sich diese Möglichkeit bieten. Sobald man diese Entscheidung getroffen hat, wird man vom PLAN-Team bestens betreut. Man erhält umfassendes Informationsmaterial und Fragen werden schnell beantwortet. Am Besuchstag selbst wird man von einem kleinen PLAN-Team begleitet.
Ich empfand diesen Tag als sehr beeindruckend und bereichernd und werde die Erfahrungen meiner Reise zu meinem Patenkind gerne an Interessierte weitergeben.