Patenkindbesuch bei Irma-Floridalma Mendoza in Guatemala

Schon im Jahr 2020 hatte ich den Wunsch mein Patenkind besuchen zu wollen. Dann kam die Pandemie dazwischen. Nun endlich im April 2025 konnte ich mein Vorhaben umsetzen und mein Patenkind Irma Floridalma in Guatemala in der Region Baja Verapaz besuchen. Dabei wurde ich von meinem 18jährigen Sohn begleitet.
Da ich mein Patenkind schon seit zehn Jahren unterstütze, war es mir ein Anliegen es kennenzulernen. Auch für meine Familie war es wichtig, über mich zu erfahren: wie lebt das Patenkind, wie geht es der Familie, wie schauen das Umfeld und die Perspektiven aus.
Es war für mich wie in fehlendes Puzzleteil, das ich einsetzen wollte, und ich dachte mir, vielleicht geht es meinem Patenkind ebenso.
Natürlich hat mich auch die Verwendung meiner Förderung interessiert. Ich war überrascht, dass es viele Programme für Mädchen gibt. Das befürworte ich sehr. Ich unterstütze es, dass die Patenschaftsbeiträge Projekte unterstützen, von den viele Kinder und Jugendliche profitieren.

In der Hauptstadt wurden wir von Kimberly abgeholt und fuhren mit unserer Fahrerin Ruth in die Region. Bereits während der Fahrt hatte ich im Gespräch das Gefühl, mich der Familie anzunähern, denn Kimberly war bestens informiert und konnte mir jede Frage beantworten. Vorfreudig und aufgeregt gingen wir zu Bett.
Dann kam der große Tag. Nach einer zweistündigen Fahrt durch unebenes Gelände erreichten wir das Dorf im Gebirge. Noch ein kleiner Anstieg zu Fuß und da stand sie: unser Patenkind Irma! Im Vorfeld wurde mir erklärt, dass sie recht schüchtern sei. Jedoch: keine Spur davon! Herzlich begrüßte sie mich und schloss mich in ihre Arme. In einem großen Gemeinschaftsraum wurden wir von der Familie und vielen Dorfbewohnern empfangen. Alle waren sehr neugierig auf die Gäste aus Europa und durften an dem Besuch teilhaben. Gemeinsam mit Irma hatte das Team von Plan international den Raum liebevoll geschmückt und nun begann das Programm: nach einem "warmup"-Spiel bei welchem sich alle vorstellen, sprachen einige Jugendliche über ihren Schulbesuch und ihre Zukunftspläne. Mein Sohn, blond und 1,88m groß, überragte alle im Raum, was für viel Erstaunen sorgte. Da er sich aber in spanisch verständigen könnte, wurden die Barrieren schnell gebrochen und die Atmosphäre wurde heiter und aufgelockert.
Dann war Zeit für das Gespräch mit Irma Floridalma. Sie und ihre Mutter waren sehr an Fotos von meiner Familie und dem Leben in Deutschland interessiert.
Völlig überrascht war ich, dass sie mir Geschenke machte! Mir wurde ein selbstgewebtes Tuch überreicht, was mich sehr rührte. Dann kamen der Vater, eine Schwester und ein Bruder hinzu. Alle freuten sich sehr über den Besuch und waren sehr zugetan.
Und danach gab es noch etwas ganz Besonders: ein Hochzeitsgericht. Von dieser herausragenden Zuwendung waren wir überwältigt.
Die gesamte Begegnung war sehr emotional für mich, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass unser Besuch ein großes Ereignis für das ganze Dorf sein wird.

Unsere Kontaktperson in Deutschland half uns bei der Vorbereitung sehr engagiert. Sie stellte auch die Verbindung zur unserer Ansprechpartnerin vor Ort her. Uns zur Seite stand Kimberly, die Kontaktperson von "Plan international"-Guatemala und das Team vom Büro Salamá. Seit Monaten fieberten wir der Reise entgegen, um endlich die Familie, die Wohnsituation und vor allem Irma kennenlernen zu dürfen. Es war für uns eine große Ehre, dass "Plan international" den Besuch ermöglichte. Denn neben der Zeit und den Absprachen im Vorfeld, stellt die Organisation eine große "manpower" zur Verfügung, um den Besuch zu realisieren. Wir wurden ausführlich vorbereitet und jede Frage wurde uns beantwortet. Das Team erläuterte uns die laufenden Programme. Dann wurde uns die aktuelle Situation in der Familie unseres Patenkindes erklärt: da sie kein eigenes Land besitzen, gehen alle für mehrere Monate als Erntehelfer zur Kaffeeernte. Der Schulbesuch muss in dieser Zeit aussetzen. Dies wusste ich nicht und steht meinem deutschen Verständnis von Bildung konträr gegenüber. Eine Realität, die mich herausfordert, aber letztlich real ist. Das "Plan international" trotzdem an der Unterstützung der Familie festhält und den Blick auf die Perspektive von Irma richtet, schätze ich sehr.
Für die erste Begegnung mit Irma und ihrer Familie wurden wir von Kimberly sehr ausführlich vorbereitet. Sie gab uns immer das Gefühl einer erfahrenen, sicheren Begleitung. Muchas gracias!
Die gesamte intensive Betreuung unseres Besuches fanden wir nicht selbstverständlich und dafür danken wir sehr!

Ein Besuch ist für das Patenkind und seine Familie etwas sehr Besonderes. Nur zehn Prozent der Familien erhalten einen Patenbesuch. Daher sollen möglichst Viele daran teilhaben und der Besuch wird für das gesamte Dorf geöffnet. Man sollte sich bewusst machen, dass die Familien, die Dörfer in großer Armut leben. Unser Dorf hatte weder Strom noch Wasser. Die Kinder unterstützen die Eltern bei der Arbeit, um das Familieneinkommen zu erhöhen.
Wir haben auch einen Einblick in das "Leadership-Programm" erhalten, welches Heranwachsende unterstützt, sich ein eigenes Geschäft aufzubauen. Es war interessant zu erfahren, wie die Abläufe sind und an welcher Stelle "Plan international" mitwirkt und im Verlauf begleitet. Wir fanden die nachhaltige Herangehensweise sehr positiv.
Eine gute Vorbereitung auf den Besuch ist hilfreich: es sollte sich Gedanken über ein sinnvolles Geschenk gemacht werden (Kimberly hat uns da wunderbar beraten). Außerdem kann man sich Fragen aufschreiben, die man dem Kind und den Eltern stellen möchte und Fotos heraussuchen, die gezeigt werden können. Wichtig ist aus unserer Sicht, nicht zu viele Erwartungen zu haben. Sicherlich läuft jeder Besuch anders ab und hängt stark von den Ressourcen innerhalb der Familie und der Gemeinde ab. Auch die Reisezeit (Trocken/Regenzeit) sollte in den Blick genommen werden, damit der Besuch nicht an den jahreszeitlichen Bedingungen scheitert.