Denn sie sind hier, um zu bleiben

Foto: Plan International

Wie queere Kinder und Jugendliche weltweit für ihre Rechte kämpfen – und wie Plan International sie unterstützt.

Viele LGBTQIA+-Personen weltweit werden diskriminiert, bedroht, entrechtet. Dennoch verteidigen sie unermüdlich ihr Anrecht auf Gleichstellung.

In 42 Ländern ist derzeit das Recht auf freie Meinungsäußerung für queere Menschen per Gesetz eingeschränkt. Als queer werden jene Kinder und Erwachsenen bezeichnet, deren sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und -ausdruck oder Geschlechtsmerkmale nicht der binären Geschlechterordnung (männlich/weiblich) oder heterosexuellen Orientierung entsprechen.

Ein Mädchen formt ein Herz mit ihren Fingern
Daphne (17) ist Teil einer Jugendgruppe von Plan International in Kolumbien und setzt sich leidenschaftlich für LGBTQ+-Rechte ein Nelson Pacheco

Gerade queere Kinder und Jugendliche sind im Bildungswesen, in Gemeinden und in ihren Familien immer wieder von Gewalt und Missbrauch betroffen. Diese soziale Ausgrenzung und Diskriminierung hat tiefgreifende Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit. Viele leiden unter Depressionen, Angststörungen und kämpfen sogar mit Suizidgedanken. Über 50 Prozent der queeren Jugendlichen gaben 2022 in einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung an, schon einmal verbale oder nonverbale sexualisierte Gewalt erlebt zu haben.

Trotz dieser vielen Herausforderungen zeigen queere Kinder und Jugendliche weltweit jeden Tag Stärke, Handlungsfähigkeit und Widerstandskraft. Sie erarbeiten Strategien, um für sich selbst und Gleichgesinnte einzustehen und setzen sich dafür ein, ihr Zuhause, ihre Gemeinden und die Welt zu verändern. Plan International unterstützt diese Bemühungen im Rahmen verschiedenster Projekte und Aktivitäten, unter anderem in Polen, Nepal, Bolivien, Timor-Leste und Mosambik.

POLEN: Doppelte Grenzen überschreiten

Eine aktuelle Umfrage von Plan International hat die Herausforderungen untersucht, mit denen LGBTQIA+-Migrant:innen in Polen konfrontiert sind. Der dazu veröffentlichte Bericht stellt die erste umfassende Analyse der Situation von LGBTQIA+-Geflüchteten und Zwangsmigrant:innen im Zusammenhang mit der ukrainischen Geflüchtetenhilfe in Polen dar.

Das Ergebnis: Die vielfältigen und spezifischen Bedürfnisse von queeren Migrant:innen bleiben oft unerkannt oder werden nicht berücksichtigt. Zudem sind sie in jeder Phase des Asylverfahrens vermehrt Risiken wie intersektioneller Diskriminierung, Gewalt, erzwungenem Outing und Isolation ausgesetzt – wenn sie überhaupt das Recht auf Asyl bekommen.
Artem aus Kyjiw erzählt, dass man in Polen durch Homo- oder Transphobie motivierte Hassverbrechen nicht offiziell als solche anzeigen kann. „Alle haben Angst vor der polnischen Polizei, weil sie auch schon von vielen verschiedenen Situationen mit der Polizei gehört haben. Und die Leute haben einfach Angst, sich an Behörden zu wenden. Und wohin können sie gehen? Nirgendwohin“, erzählt er.

Ein Junge blättert durch ein Prospekt von Plan International
Die Plan International Jugendgruppe in Warschau kämpfen für mehr Sicherheit von LGBTQIA+ in öffentlichen Räumen Mika Nechyporenko
Fünf Jugendliche lehnen sich gegen ein großes Ei aus Beton, das in Warschaus Innenstadt zu finden ist
Jugendliche in Warschau setzen mit einem Safety Walk ein Zeichen für mehr Sicherheit der LGBTQIA+ Community im öffentlichen Raum Mika Nechyporenko

Um auf die mangelnde Sicherheit von queeren Personen im öffentlichen Raum aufmerksam zu machen, hat Plan International zum diesjährigen Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie im Mai einen Safety Walk mit Jugendlichen in Warschau durchgeführt. Damit sich die Situation für queere Geflüchtete allerdings merklich verbessert, seien laut dem Bericht in erster Linie systemische Veränderungen nötig, etwa umfassende Schulungen und Sensibilisierung für Grenzschutz- sowie Strafverfolgungspersonal, zusätzlichen Schutz für LGBTQIA+-Asylsuchende vor Zurückweisung oder den garantierten Zugang zu psychologischer und rechtlicher Unterstützung in Flüchtlings- und Sammelunterkünften.

THAILAND: Leben, wie ich bin

Suppakit, 20, aus der thailändischen Provinz Phang Nga, wusste schon früh, dass sie eine Frau ist. „Anfangs konnte mein Vater das nicht akzeptieren“, erzählt sie. „Aber mit der Zeit begann er, mich zu verstehen und mich so anzunehmen, wie ich wirklich bin.“

Durch ein Ausbildungsprogramm, das von Plan International gemeinsam mit Partnern umgesetzt wird, erhielt Suppakit eine fundierte Ausbildung im Bereich Food & Beverage. Doch besonders die Lebenskompetenztrainings halfen ihr, Selbstvertrauen aufzubauen und mit Herausforderungen umzugehen. Heute arbeitet sie als Servicekraft in einem Fünf-Sterne-Hotel und spart auf ihr Ziel: die Renovierung des Familienhauses.

„Ohne das Programm hätte ich keine Perspektive“, sagt sie. „Jetzt bin ich stolz, selbst für mein Leben sorgen zu können.“

Eine Frau lächelt in die Kamera. Sie trägt ein weißes Poloshirt.
Suppakit, 20, wurde als Junge geboren, fühlte sich jedoch schon immer als Mädchen Tanist Jitsinchayakul

NEPAL: Sichtbarkeit schafft Sicherheit

Im entlegenen Distrikt Kalikot im Westen Nepals trägt das Projekt COLORS dazu bei, den Alltag queerer Kinder und Jugendlicher grundlegend zu verändern. In enger Zusammenarbeit mit Eltern, Gemeinden, Behörden, Lehrkräften und den Jugendlichen selbst fördert Plan International den offenen Dialog über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt – und baut damit Vorurteile, Ängste und Diskriminierung ab.

Die Geschichte von Kamala zeigt, warum dieser Einsatz so wichtig ist. Die 20-Jährige ist intersexuell und wurde lange Zeit von ihrer Familie und Gemeinschaft schikaniert, ausgegrenzt und beleidigt. Der Druck, sich an gesellschaftliche Normen anzupassen, war groß, doch Kamala weigerte sich. Durch COLORS fand sie nicht nur eine Sprache für ihre Identität, sondern auch Anerkennung, Rückhalt und Mut. Heute steht sie selbstbewusst für ihre Rechte ein.

Nira, eine Betreuerin vor Ort, beschreibt die Wirkung des Projekts so: „Die Gespräche haben ein neues Verständnis geschaffen, auch bei Entscheidungstragenden in der Regionalpolitik. Ich glaube fest daran, dass COLORS echte Veränderungen für nicht-binäre Menschen in Nepal bewirken kann.“

TIMOR-LESTE: Inklusion beginnt bei Bildung

Timor-Leste steht noch am Anfang, wenn es um die Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt geht. Umso bedeutender ist das Projekt „Auf dem Weg zu einer inklusiven und gesicherten Zukunft“, das mit gezielter Aufklärungsarbeit das gesellschaftliche Bewusstsein stärkt.

Ein Schwerpunkt liegt auf Schulungen für Polizei, Journalist:innen und Berufsbildungszentren. Sie alle erhalten Werkzeuge an die Hand, um diskriminierungsfrei zu arbeiten, inklusive Sprache zu nutzen und die Rechte marginalisierter Gruppen zu achten. Zwischen Februar 2023 und Januar 2024 erreichte das Projekt fast 1.800 Menschen.

Diese Arbeit zeigt: Wenn Wissen geteilt wird und Verständnis wächst, entstehen neue Wege hin zu einer Gesellschaft, in der alle Menschen in ihrer Vielfalt respektiert werden.

Drei Jugendliche stehen vor einem Plakat und erklären was darauf geschrieben steht
Jugendliche präsentieren ihre Ideen für einen Aufklärungsfilm zu LGBTQIA+ und Inklusion – Teil eines Workshops von Plan International in Timor-Leste Plan International

BOLIVIEN: Junge Stimmen für echte Veränderung

In Lateinamerika sind es oft junge Menschen, die den gesellschaftlichen Wandel aktiv vorantreiben. In Bolivien unterstützt Plan International gemeinsam mit Jugendorganisationen das Regionale Jugendprogramm, das sich für die Rechte und Sichtbarkeit queerer Jugendlicher einsetzt.

Mit dem Peer-Leitfaden „Hablemos Claro“ („Sprechen wir Klartext“) gestalten junge Aktivist:innen Bildungsarbeit auf Augenhöhe. Sie sprechen offen über sexuelle Vielfalt, Identität und Rechte, ohne Tabus oder Vorurteile. Dabei fordern sie auch klare Maßnahmen: mehr lokale Projekte, technische Unterstützung und Raum für Perspektiven.

Ihr Ziel: eine Gesellschaft, in der queere Jugendliche nicht nur mitgedacht, sondern gehört, geschützt und gestärkt werden.

Portraitfoto von Custodio. Er trägt ein weißes Shirt und lehnt gegen eine graue Wand.
Custodio (22) aus Mosambik fand Unterstützung in einer Jugendgruppe – und erkannte: Seine Gefühle für andere Männer sind ganz natürlich Mikko Toivonen

MOSAMBIK: Selbstbestimmung als Menschenrecht

Das Projekt MANDZIKU stärkt die sexuelle und reproduktive Gesundheit junger Menschen in Mosambik – insbesondere queerer Jugendlicher. Ziel ist es, jungen Menschen ein gesundes und sicheres Umfeld zu ermöglichen, in dem sie selbstbestimmt über ihren Körper und ihre Zukunft entscheiden können.

Ein zentraler Bestandteil des Projekts sind Schulungen für Lehrkräfte, Gesundheitsdienste, Behörden und lokale Entscheidungsträger:innen. Queere Aktivist:innen bringen ihre Perspektiven aktiv ein – ein wichtiger Schritt hin zu mehr Sichtbarkeit und Aufklärung. Gleichzeitig bleibt mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz eine Herausforderung.

Auch Custodio, 22, fühlte sich als Jugendlicher allein mit seinen Gefühlen. „Ich habe gebetet, dass meine Homosexualität verschwindet, aber sie ging nicht weg“, erzählt er. Heute ist er selbst als Aktivist Teil des Projekts, begleitet queere Menschen zu HIV-Tests und informiert über ihre Rechte.

„Ich weiß, dass ich das Richtige tue“, sagt er. „Und ich glaube fest daran, dass Wissen Denken verändern kann.“

Gemeinsam für eine gerechtere Welt

Ob in Polen, Nepal, Timor-Leste, Bolivien oder Mosambik: Queere Kinder und Jugendliche kämpfen Tag für Tag dafür, gesehen, akzeptiert und geschützt zu werden. Sie setzen sich für Gleichberechtigung ein – mutig, laut und beharrlich.

Plan International steht an ihrer Seite. Mit Projekten, die lokale Realitäten ernst nehmen, diskriminierende Strukturen hinterfragen und konkrete Veränderungen ermöglichen. Denn jedes Kind, unabhängig von Geschlecht, Identität oder Orientierung, hat ein Recht auf Sicherheit, Teilhabe und Würde.

Ihre Spende macht den Unterschied

Queere Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Schutz, Teilhabe und ein Leben frei von Gewalt und Diskriminierung. Mit Ihrer Spende in den Sonderprojekt-Fonds unterstützen Sie Projekte, die genau das möglich machen: sichere Räume schaffen, Aufklärung fördern und jungen Menschen neue Perspektiven geben.

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