Löffel und Stühle als Gastgeschenke
Vor neun Jahren übernahm Evelyn Zuleger aus Linkenheim-Hochstetten nahe Karlsruhe die Patenschaft für die damals sechsjährige Jesala aus Malawi. Nach ausgiebiger Beschäftigung mit dem Land wuchs ihr Wunsch, Jesala persönlich kennenzulernen. Gemeinsam mit ihrem Mann reiste sie nach Namibia und Malawi. Lesen Sie nachfolgend ihren Bericht.
Patenkindbesuch bei Jesala
Angekommen in Johannesburg fliegen wir weiter in Malawis Hauptstadt Lilongwe. Dort holen uns die Plan-Mitarbeiter Herbert und Pieter vom Hotel ab. Gemeinsam fahren wir nach Mzuzu, der drittgrößten Stadt des Landes. Wir sind beeindruckt. Malawi gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Uns wird bewusst, unter welch schwierigen Bedingungen Plan Malawi versucht, den Kindern zu helfen.
Erste Eindrücke von Malawi
Während der Fahrt sammeln wir viele Eindrücke von Malawi und seinen Bewohnern. Herbert und Pieter beantworten uns alle unsere Fragen geduldig. Überall auf dem Weg sehen wir die Projekte von Plan – zum Beispiel neue Schulgebäude oder Plakate zur Geburtsregistrierung.
Anspannung weicht Überwältigung
Am nächsten Morgen ist es dann soweit: Der Besuch von Jesala steht nun endlich an! Doch zuvor machen wir uns mit einer Plan-Mitarbeiterin auf den Weg, um Gastgeschenke zu besorgen. Dann geht es los. Die Anspannung wächst und ich werde immer nervöser. Ich frage mich, wie das persönliche Zusammentreffen mit Jesala wohl sein wird. Unser Jeep hält vor der Schule - und da kommt Jesala auch schon angelaufen! Wir laden sie zu uns auf die Rückbank ein um mit uns ins Dorf zu fahren. Schüchtern steigt Jesala ein und genießt die kurze Fahrt. Heute ist sie der Mittelpunkt allen Geschehens.
Begrüßung unter der Tabakdarre – Monire!
Monire, die lokale Begrüßungsformel, wird uns mit Händeschütteln überall entgegengebracht. Jesala führt uns unter die Tabakdarre, wo die Blätter der Genusspflanze getrocknet werden. Dort sitzt schon Jesalas Großvater, der auch das Dorfoberhaupt ist, zusammen mit dem Gemeindeoberhaupt. Beide begrüßen uns ganz offiziell. Eilig bringen Jesalas Großmutter und ihre Tanten frische und geröstete Erdnüsse zur Begrüßung her. Immer mehr Dorfbewohner versammeln sich und begrüßen uns.
Großzügige Gastfreundschaft
Dann wird uns stolz das Dorf gezeigt. Wir lernen viel über den Tabak- und Maisanbau, von dem die Dorfbewohner leben. Die Menschen zeigen uns erfreut alle Verbesserungen im Dorf, die sie nicht zuletzt dank Plans Hilfe erreicht haben. Uns wird deutlich bewusst, wie wenig diese Menschen besitzen. Trotzdem wird zu unseren Ehren zu einem Festmahl geladen. Vorsichtig werden wir gefragt, ob wir auch bereit seien, mit ihnen zu essen. Wir fühlen uns sehr geehrt und nehmen diese Einladung gerne an - zu großer Freude seitens Jesalas Familie.
Einladung zum traditionellem Festmahl
Später erklärt uns Plan-Mitarbeiter Herbert, dass nicht alle Besucher die lokale Küche testen wollen. Doch wir bekommen ein köstlich zubereitetes Huhn mit Shima (Maisbrei), gegrilltem Kürbis und Gemüse aus Kürbisblättern sowie Erdnüssen gereicht. Danach erhalten wir Geschenke von der Familie: einen traditionellen Stuhl und diverse Gefäße und Löffel – wir sind überwältigt von der Gastfreundschaft.
Jetzt übergeben auch wir unsere Geschenke an Jesala und ihre Familie. Jesala wechselt sofort ihre Schuluniform gegen ihren neuen Rock und ihr neues T-Shirt. Alle freuen sich über ihre Geschenke. Große Freude bricht aus, als die Großmutter die mitgebrachten Süßigkeiten an alle verteilt.
Die Zeit verrinnt wie im Fluge
Danach brechen wir auf. Wir wollen Jesalas Schule besichtigen und ihre Lehrer kennenlernen. Langsam legt Jesalas ihre Schüchternheit ab und erzählt uns, wie froh sie ist, dass sie in die Schule gehen darf. Die Lehrer und viele von Jesalas Mitschülerin haben sich eingefunden, um uns die Schule zu zeigen und von ihr zu berichten. Viel zu schnell vergeht die Zeit. Nach einem ereignisreichen Tag heißt es, Abschied nehmen. Wir müssen Jesala versprechen, die Bilder, die wir während des Besuches gemacht haben, an sie zu schicken – und dann verabschieden wir uns von allen.
Rückfahrt nach Lilongwe
Jetzt geht es wieder zurück nach Mzuzu. Am nächsten Tag bringen uns Herbert und Pieter wieder nach Lilongwe. Leider können sie nicht wie geplant mit uns am Malawi-See entlang fahren, da in Mzuzu kein Diesel zu bekommen ist. Und weil die Strecke etwa 40 km länger ist und wir nicht wissen, ob unterwegs Diesel zur Verfügung steht, fahren wir doch lieber den kürzeren Weg zurück. Dies ist ein Beispiel dafür, was man so erleben kann, wenn man in einem der ärmsten Länder der Welt unterwegs ist.
Wir sind sehr froh, diesen anstrengenden Abstecher nach Malawi gemacht zu haben. Der Besuch bei Jesala und die vielen neuen Eindrücke, die wir gewonnen haben, sind eine große Bereicherung für uns.