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Markus Streicher und Ansumane verstehen sich auf Anhieb. Mit dabei ist Ansumanes kleine Schwester.
Markus Streicher und Ansumane verstehen sich auf Anhieb. Mit dabei ist Ansumanes kleine Schwester.

„Ich will meinem Papa ein Haus bauen“

Sehr viele Patenkinder in Guinea-Bissau haben eine:n Pat:in aus Deutschland. Besucher:innen sind hier jedoch ganz selten. Einer von ihnen ist Markus Streicher aus Waldkraiburg in Oberbayern. Nach dreieinhalbjähriger Patenschaft und einem regen Briefwechsel mit dem neunjährigen Ansumane stand für ihn fest: Auf zum Patenkind und ihrer Familie nach Guinea-Bissau. Lesen Sie nachfolgend seinen Bericht.

Patenkindbesuch bei Ansumane

Der Pate mit Ansumane und seinen Eltern
Der Pate mit Ansumane und seinen Eltern, die noch drei Töchter haben.

In der ehemaligen portugiesischen Kolonie sprechen nur wenige Menschen Englisch, doch das Schicksal meinte es gut mit mir, denn in meinem Hotel in der Hauptstadt Bissau arbeitet ein junger Mann – Amadu – der sehr gutes Englisch spricht. Er hat mir während der gesamten Reise sehr geholfen und mir ganz Bissau gezeigt: Den zerstörten Präsidentenpalast, den belebten Hafen mit seinem großen Markt und den Schiffen und Booten, die einen auf die vielen Inseln bringen können, das erste Krankenhaus, eine katholische Schule wo Muslime und Katholiken beispielhaft friedlich miteinander lernen und den Friedhof, wo auch einige Deutsche ruhen.

Bayern München ein Begriff

Amadu nahm mich täglich mit zu sich nach Hause, hat mich seiner Familie und seinen Freunden vorgestellt und wir haben zusammen gegessen – meist Reis, Fisch und Gemüse. Hier kam ich auch in den Genuss die Frucht um die Cashew-Nuss zu kosten und ich muss sagen: Wir verpassen etwas in Deutschland: Die Frucht schmeckt fast so wie eine sehr saftige Pflaume. Wenn die Leute hörten, dass ich aus der Nähe von München komme, war das Erste, dass sie darauf sagten: Ah, Bayern Munich! Ballackund auch Bundesliga und Allianz Arena sind hier durchaus ein Begriff für die großen Fußballfans.

Vorbei an grünen Landschaften und Mangobäumen

Am vereinbarten Besuchstag fuhr mich Amadu um acht Uhr morgens mit seinem Motorrad zum Plan-Büro. Dort wurde ich direkt von Jao-Carlos, dem Dolmetscher empfangen, der mich auch den anderen Mitarbeitern vorstellte. Eine Stunde später machten sich Jao-Carlos, eine weitere Mitarbeiterin und ich uns gemeinsam mit einem Fahrer auf den Weg Richtung Osten in die zweitgrößte Stadt Guinea-Bissaus – Bafata. Die etwa eineinhalbstündige Fahrt auf sehr guter Straße führt vorbei an einem katholischen Dorf, sehr grünen Landschaften mit Mangobäumen und Reisfeldern.

Ankunft in Bafata

Bafata ist eine sehr lebendige, bunte Stadt mit einem regen Markttreiben. Hier ist es mit fast 40 Grad noch mal etwas heißer als in der Hauptstadt und ebenso wie in Bissau ist auch das Mobilfunknetz seit 2003 angekommen. Immer wieder sieht man Werbeschilder Orange oderMTN und Straßenverkäufer die Guthabenkarten verkaufen möchten. Die Handys kommen übrigens vorwiegend secondhand aus Europa. Wir fuhren zum Plan-Büro, wo mir erst einmal die Mitarbeiter vorgestellt und Räumlichkeiten gezeigt wurden. Bei einem kurzen Gespräch mit dem Büroleiter erfuhr ich mehr über die Arbeit von Plan. Über 21.000 Kinder in Guinea-Bissau haben einen Paten - die meisten davon kommen aus Deutschland!

Von den Vätern errichtete Schulen

In Bafata durfte ich zunächst eine Schule mit einem Kindergarten besichtigen. Die Schulen werden nun nach einem neuen Modell gebaut: Plan übernimmt zwar die Organisation und Konstruktion des Baus, für die Arbeiten werden dann lokale Arbeitskräfte beschäftigt - was sehr wichtig ist, nicht nur weil die Männer dadurch Geld verdienen, sie schicken ihre Kinder erfahrungsgemäß auch lieber auf eine Schule, die sie selbst mit aufgebaut haben. Schule und Kindergarten waren leider leer, da gerade Erntezeit für die Cashewnüsse ist – dem Exportschlager in Guinea-Bissau. Die Kinder müssen den Eltern dabei helfen.

Und dann war er da: Ansumane!

Schließlich war es Zeit, zu dem Dorf aufzubrechen, in dem Ansumane lebt. Während der letzten zwölf Kilometer auf holpriger Piste, gesäumt von unzähligen Cashew-Bäumen, die einem das Gefühl von einem Märchenwald übermitteln, habe ich mir bereits ausgemalt, wie unsere erste Begegnung sein könnte. Ich habe gehofft, dass er nicht zu schüchtern sein wird und dass er sich freut wenn er mich sieht. Meine Erwartungen wurden tausendfach übertroffen: Wir kamen im Dorf an, ich stieg aus dem Jeep aus und plötzlich war er da – und fiel mir mit einem breiten Lächeln sofort um den Hals. Ich war völlig überwältigt und wahnsinnig glücklich über seine herzliche Begrüßung.

Das ganze Dorf nimmt Anteil

Danach reichte mir sein Vater Sanossi seine Hand zur Begrüßung. Viele Dorfbewohner und Angehörige, die alle von meinem Besuch wussten und mich bereits erwarteten, folgten uns in das Haus der Familie. Hier lernte ich auch den Rest der Familie kennen: Ansumanes Mutter Rosalia und seine drei kleineren Schwestern. Sie zeigten mir die Briefe und  Fotos, die ich ihnen in den letzten Jahren geschickt habe. Es war rührend zu sehen, wie sorgfältig sie alles aufbewahrt haben. Während wir uns unterhielten packte Ansumane stolz seine Geschenke aus, die ich ihm aus Deutschland mitgebracht habe: Eine Fußballtasche mit einem Deutschlandtrikot, einen Fanschal, ein Puzzle mit Zugspitze-Motiv sowie Schulutensilien.

Begegnung mit dem Großvater

Mein Armband mit den Farben Guinea-Bissaus habe ich ihm auch gleich noch als Glücksbringer ums Handgelenk geschnürt. Ansumane zeigte mir noch sein Zimmer, das er sich mit seinen Schwestern teilt, danach gingen wir zur Dorfschule. Mit Ansumane und seiner kleinen Schwester an der Hand begegnete ich auf dem Weg auch ihrem Großvater, der sich auch sehr für den Besuch bedankte und mich scherzhaft fragte, ob ich Ansumane mit nach Deutschland nehmen werde. Wenn er wüsste, wie gern ich das getan hätte!

Jede Menge Potenzial

Auch in der Schule wurde ich bereits erwartet. Die Schüler der 4. Klasse sind extra wegen mir länger geblieben und ließen mich am Unterricht teilhaben. Als Thema wurden aktuell die Rechte der Kinder behandelt, die eines nach dem anderen von den Kindern aufgezählt wurden. Da kamen bemerkenswerte Antworten wie: Jedes Kind hat das Recht, seine Umwelt zu schützen oder Jedes Kind hat das Recht auf Bildung. Jedes der Rechte wurde von den Schülern schauspielerisch dargestellt. Es war bemerkenswert zu erleben, wie viel Potenzial in diesen Kindern steckt. Ich hoffe und wünsche ihnen allen, dass die schwierigen Verhältnisse in Guinea-Bissau sie nicht daran hindern werden, diese weiter zu entwickeln.

Eine Melodie, die ins Herz trifft

Patenbesuch in Guinea-Bissau
Auch in der Schule ist der Pate aus Deutschland herzlich willkommen: Die Mädchen und Jungen singen für ihn ein herzergreifendes Lied.

Ansumane spielte derweil fasziniert mit meinen Haaren, als mir die Lehrerin mitteilte, dass die Kinder ein Lied für mich vorbereitet haben:Melodia Corazon  – Melodie des Herzens. Ein Lied, das mich mitten ins Herz traf, und mich immer wieder an diesen schönen Moment zurückdenken lässt. Zum Abschied schrieb ich mich noch ins Gästebuch ein und verabschiedete mich mit einem dickenObrigado – Danke! Ein Stückchen weiter dann die von Plan gebaute Krankenstation. Hierher erhalten die Anwohner Erste Hilfe – z.B. bei Malaria und Durchfallerkrankungen. Für Schwangere gibt es einen Raum, um ihr Kind auf die Welt zu bringen. Glücklicherweise hat Ansume keine gesundheitlichen Probleme.

Auf ein baldiges Wiedersehen

Nach den vielen Eindrücken präsentierten Ansumane und ich uns gegenseitig unsere Pfeifkünste, Jao-Carlos hielt alles meiner Fotokamera fest und wir gingen gemeinsam zurück ins Haus, wo uns Ansumanes Mutter Reis und Fisch mit selbstgepresstem Palmöl servierte. Letzteres bekam ich gemeinsam mit einer selbstgemachten Vase als Gastgeschenk von Ansumane und seiner Familie überreicht. Leider kam dann der Moment des Abschieds. Ansumane bestätigte mir, dass ich wieder kommen darf und wir verabschiedeten uns mit der Hoffnung, uns recht bald wiederzusehen. Das werden wir ganz sicher! Was ich hier an Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit und Freude erlebt habe, werde ich immer in Erinnerung behalten und wird wohl nie übertroffen.

Handfeste Visionen

Ich habe Ansumane gefragt, was er einmal machen möchte, wenn er groß ist und er hat geantwortet:Ich möchte meinem Papa ein Haus bauen. Diese Antwort macht mich besonders stolz, dass ich der Pate dieses tollen, intelligenten Jungen sein darf und ich werde ihn noch lange dabei unterstützen, damit sich seine Wünsche und großen Hoffnungen erfüllen.