Wirkungsmessung: Was nach einem Projekt bleibt

Foto: Mateo Caballero

Wie stellen wir sicher, dass unsere Projekte eine dauerhafte Wirkung entfalten? Mit Ex-post-Evaluierungen überprüfen wir, ob die Erfolge auch mehrere Jahre nach Projektende noch Bestand haben – so kürzlich in Bolivien.

Die Wirkungsmessung während der Projektlaufzeit ist Standard bei Plan International und fester Bestandteil des Projektzyklus. So wird kontinuierlich gemessen, welche Wirkung einzelne Maßnahmen erzielen und gegebenenfalls nachjustiert. Am Ende eines jeden Projekts steht eine Evaluierung, die prüft, ob die Ziele erreicht wurden. Etwas Besonderes hingegen sind Evaluierungen, die nach Projektende durchgeführt werden – sogenannte Ex-post-Evaluierungen. 

„Für mich ist das eine der aufschlussreichsten Evaluierungen, denn sie zeigt, was bleibt, wenn Plan International sich aus dem Projektgebiet zurückgezogen hat“, sagt Karin Werner, Expertin für Monitoring & Evaluation bei Plan International Deutschland. „In der Regel werden diese zwei bis drei Jahre nach Ende des Projekts durchgeführt. Die Erkenntnisse sind für unsere Arbeit sehr wertvoll, denn sie machen sichtbar, welche Maßnahmen wirkungsvoll und nachhaltig sind und wo wir in kommenden Projekten Anpassungen vornehmen müssen.“ 

Aktuell können Ex-post-Evaluierungen jedoch nicht standardmäßig eingeplant werden, da häufig die Finanzierung nicht gesichert ist. Hier kommt die Stiftung Hilfe mit Plan ins Spiel. So konnte im November 2023 dank der Förderung einer unserer Stifterinnen eine Ex-post-Evaluierung für das Projekt „Schutz von Mädchen vor sexueller Gewalt“ in Bolivien durchgeführt werden. Das Projekt lief von März 2016 bis Oktober 2020 und wurde in den Regionen Santa Cruz und Tarija umgesetzt.

Farbenfroher Raum mit Tisch und Regalen an der Wand
Der Aufenthaltsraum im Zentrum "Vida Digna" bietet Mädchen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, ein geschütztes Umfeld Plan International
Zwei Personen stehen im Raum und malen
Malen ist eine der Therapieformen, die im Zentrum "Vida Digna" angeboten werden Plan International
Eine Person malt an einer Staffelei
Die Mädchen können ihre Gefühle oft besser in Bildern als in Worten ausdrücken Plan International

Ziel war es, Mädchen und junge Frauen zu unterstützen, die sexuelle Gewalt erlitten haben und infolge des Missbrauchs schwanger wurden – ein weit verbreitetes Problem in Bolivien. Zudem sollte mehr Aufmerksamkeit für das Thema häusliche Gewalt geschaffen sowie Schutzstrukturen aufgebaut werden, um weitere Fälle zu verhindern. 

Unter anderem wurde dazu ein Frauenhaus in Tarija ausgebaut, das jungen Frauen und ihren Kindern eine sichere und kindgerechte Unterkunft sowie psychosoziale und medizinische Hilfe bietet. In Schulungen und Aufklärungsveranstaltungen lernten Jugendliche, Eltern sowie Mitarbeiter:innen von Gesundheits- und Bildungsbehörden zudem mehr über geschlechtsspezifische Gewalt sowie sexuelle und reproduktive Rechte.

„Unser Ziel muss es sein, unsere Projekte so zu planen und umzusetzen, dass die angestoßenen Veränderungen auch Bestand haben, wenn das Projekt beendet ist.“

Karin Werner, Expertin für Monitoring & Evaluation bei Plan International Deutschland

Die Ex-post-Evaluierung rund drei Jahre nach Abschluss des Plan-Projekts zeigt nun, dass unter anderem die Aufklärungsmaßnahmen nachhaltigen Erfolg hatten. So ist der Anteil der Mädchen und jungen Frauen, die für das Thema sensibilisiert sind und mindestens drei Anzeichen sexueller Gewalt und drei Risikosituationen kennen, weiter gestiegen. Auch das Schutzhaus in Tarija bietet nach Abschluss des Projekts nach wie vor eine qualitativ hochwertige Betreuung und Beratung für junge Frauen an. 

Ein großer Erfolg ist zudem, dass Systeme zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die in sechs Gemeinden aufgebaut wurden, noch immer funktionieren. Darüber hinaus hat die Lokalregierung in ihrem Haushalt die Schaffung eines kommunalen Schutzsystems einbudgetiert. Dies zeigt, dass dem Thema weiterhin Aufmerksamkeit gewidmet wird und die Menschen vor Ort Verantwortung übernehmen, um das Problem zu bekämpfen. Doch es gibt nicht nur positive Ergebnisse. Zwar ist die Prozentzahl derjenigen, die wissen, an wen sie sich im Fall von sexueller Gewalt wenden können, durch das Projekt gestiegen. Im Vergleich zur End-Evaluierung ist sie drei Jahre nach Projektabschluss aber wieder merklich gesunken.

Natürlich ist es unerfreulich, wenn einzelne Erfolge keinen Bestand haben, doch für uns sind gerade auch diese Ergebnisse hilfreich“, erklärt Karin Werner. „Denn wir können wichtige Erkenntnisse daraus ableiten. So untersucht eine Ex-post-Evaluierung immer auch die Gründe bestimmter Entwicklungen. Wenn wir wissen, warum Maßnahmen keine dauerhafte Wirkung entfalten, können wir sie beim nächsten Mal anpassen. Auch müssen wir realistisch betrachten, dass strukturelle Veränderungen Zeit brauchen. Wir arbeiten in komplexen Kontexten und häufig reicht eine zwei- bis dreijährige Projektphase nicht aus, um beispielsweise gesellschaftliche Normen oder Geschlechterungleichheiten zu ändern. Unser Ziel muss es sein, unsere Projekte so zu planen und umzusetzen, dass die angestoßenen Veränderungen auch Bestand haben, wenn Plan International das Projekt beendet hat. Die Erkenntnisse aus Ex-post-Evaluierungen helfen uns sehr, unsere Arbeit in diesem Zusammenhang stetig weiterzuentwickeln und zu verbessern.“

Sie möchten mehr über die Arbeit der Stiftung Hilfe mit Plan erfahren? Auf der Stiftungs-Seite finden Sie weitere Informationen und Hintergründe.

Raum mit beschrifteten Plakaten und Personen, die daran etwas erklären
Das Projekt zum Schutz von Mädchen vor sexueller Gewalt setzt unter anderem durch Aufklärungsveranstaltungen auf Prävention in der Gemeinde Plan International

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