Ich spiele mit!

Foto: PLan International

Armut und feste Rollenbilder legten Merly Hürden in den Weg. Doch heute geht das Patenkind in Guatemala seinen Weg – und ermutigt andere Kinder, es ihr gleichzutun.

Schüchtern, zurückhaltend, oft übersehen – so erlebt Merly lange Zeit ihre Kindheit in Guatemala. Die heute Elfjährige lebt mit ihrer Familie in einer indigenen Gemeinde in dem zentralen Departamento Quiché. Jeden Morgen hilft sie ihrer Mutter im Haushalt, bevor sie zur Schule geht. Wer ihr begegnet, sieht ein lebendiges, aufmerksames und fröhliches Mädchen. Doch dieses Selbstbewusstsein wird ihr nicht von Geburt an mitgegeben. In ihrer Gemeinde ist das Leben vieler Familien von Armut geprägt. 

Die prekären Lebensverhältnisse sind häufig ein Nährboden für Selbstzweifel: Zweifel an der eigenen Stimme, am eigenen Wert, am eigenen Platz im Leben. Lange Zeit fällt es Merly schwer, sich zu zeigen – insbesondere dann, wenn Jungen in der Nähe sind. „Ich hatte Angst, etwas vor den Jungs zu sagen“, erinnert sie sich. Sie beobachtet lieber still, als sich selbst irgendwo einzubringen. Obwohl sie gern Fußball spielen möchte, bleibt sie lieber am Rand des Spielfelds und schaut zu. „Wenn ich die Jungs spielen sehe, wird mir langweilig, so ganz für mich allein.“

Oft ist es für Mädchen nicht selbstverständlich, sich frei zu entfalten und schon gar nicht laut, sichtbar oder gleichberechtigt neben Jungen. In vielen traditionellen Gemeinschaften wirken noch immer starre Geschlechterrollen, die Mädchen in eine stille, angepasste Rolle drängen. Wer mitspielen will – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – muss erst den Mut finden, gegen Erwartungen anzutreten.

Ein Mädchen mit Schulranzen auf einer Feldstraße
Früher traute sich Merly vieles nicht zu – heute geht sie selbstbewusst ihren Weg zur Schule. Plan International

„Manchmal hatte meine Familie nicht genug Geld, um Schulmaterialien zu kaufen.“

Merly (11), Plan-Patenkind aus Guatemala

Wenn Mangel leise Zweifel sät

Hinzu kamen die schwierigen Lebensumstände zu Hause. „Manchmal hatte meine Familie nicht genug Geld, um Schulmaterialien zu kaufen“, erzählt Merly. Wenn es an so etwas Alltäglichem fehlt, fühlt man sich schnell zurückgeworfen. Armut bedeutet nicht nur, weniger zu haben, sondern kann auch das Gefühl geben, weniger wert zu sein. Wer ständig mit Mangel lebt, beginnt leicht, an sich selbst zu zweifeln.

Ein Wendepunkt kam, als Merly Teil des Patenschaftsprogramms von Plan International wurde. Mit gezielter Unterstützung für ihre Bildung und durch ermutigende Begleitung begann sie, sich selbst in einem neuen Licht zu sehen. Stück für Stück fasste sie Vertrauen – in ihre Fähigkeiten, ihre Stimme, ihren Wert.

 

Ein Mädchen steht an der Tafel vor ihren Mitschülerinnen und Mitschülern und trägt etwas vor
Durch das Patenschaftsprogramm gewann Merly den Mut, ihre Stimme zu erheben Plan International

Heute: sichtbar, selbstsicher, voller Ideen

Der Moment, der alles veränderte, kam mit einem einfachen, aber entscheidenden Satz: „Ich spiele mit!“ Es war das erste Mal, dass Merly nicht nur zusah, sondern selbst auf das Fußballfeld trat. Es war mehr als ein Spiel – es war der Augenblick, in dem sie sich selbst erlaubte, dazuzugehören. Aus der Zuschauerin wurde eine Mitspielerin. Aus Zurückhaltung wurde Teilhabe.

Heute macht Merly bei Schulumzügen mit, nimmt an Wettbewerben teil, trägt ihre Gedichte vor und spielt selbstverständlich Fußball – auch mit den Jungen. „Früher hatte ich Angst. Jetzt nicht mehr“, sagt sie.

Doch Merly denkt längst nicht mehr nur an sich. Sie weiß, dass viele Mädchen noch immer mit denselben Zweifeln kämpfen wie sie früher. Deshalb will sie helfen und Mut machen. „Ich möchte Mädchen unterstützen, damit sie ihre Träume verwirklichen können – so wie ich“, sagt sie entschlossen.

Ihr eigener Traum? Stylistin in einem Schönheitssalon zu werden – nicht nur, um kreativ zu arbeiten, sondern auch, um anderen Menschen etwas Gutes zu tun. „Ich will es weit bringen, damit ich meiner Mutter helfen kann.“

Ein Mädchen sitzt an einem Pult und liest in einem Schulbuch
Merly bearbeitet Schulaufgaben in ihrer Klasse Plan International

Ein leuchtendes Beispiel

Merlys Geschichte zeigt, wie sehr gezielte Förderung das Leben eines Kindes verändern kann. Gerade in einer Welt, in der Armut nicht nur das Einkommen, sondern auch den Glauben an sich selbst beschneidet und in der traditionelle Rollenbilder viele Mädchen kleinhalten, braucht es mehr Programme, die stärken, begleiten und Möglichkeiten eröffnen.

Denn aus einem leisen „Ich trau mich nicht“ kann mit ein wenig Unterstützung ein klares, kraftvolles „Ich spiele mit!“ werden.

Merlys Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Guatemala erstellt.

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