
Bildung statt Barrieren
Hoch oben in den ecuadorianischen Anden, auf rund 3.600 Metern über dem Meeresspiegel, liegt ein kleines Dorf, das für Laura mehr ist als nur ihr Heimatort – es ist ihre Herzensangelegenheit. Die 19-Jährige gehört zur indigenen Bevölkerung des Landes und kennt die Herausforderungen, die Mädchen in abgelegenen Regionen tagtäglich überwinden müssen. Insbesondere der Zugang zu Bildung bleibt für viele ein unerreichbares Ziel. Armut, weite Schulwege und tief verwurzelte Rollenbilder bilden ein kaum zu durchdringendes Geflecht aus Barrieren.
In Regionen wie dieser arbeitet Plan International gemeinsam mit Gemeinden daran, Mädchen den Schulbesuch zu ermöglichen, Kinderrechte zu stärken und Aufklärungsarbeit gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu leisten. Mit Bildungsprojekten, Stipendien, Workshops und gezielter Unterstützung indigener Jugendlicher schafft die Organisation neue Perspektiven, besonders für junge Frauen. Auch Laura wird auf diesem Weg begleitet.

Bildung als Akt des Widerstands
Für indigene Mädchen wie Laura bedeutet Bildung nicht nur Lernen, sondern auch Widerstand. Die Wege zur nächsten Schule sind beschwerlich, das Terrain rau. Viele Mädchen werden schon in jungen Jahren dazu angehalten, sich um den Haushalt und Geschwister zu kümmern. Ihre Träume? Oft als unrealistisch abgetan. Ihre Zukunft? Häufig auf die Rolle als Ehefrau und Mutter reduziert.
„Viele Familien geben ihren Töchtern das Gefühl, dass ihre Träume keine Bedeutung haben“, erzählt Laura. Doch ihre Geschichte ist eine andere. Ihre Eltern, selbst ohne höhere Bildung, haben stets an sie geglaubt. „Sie haben mir Mut gemacht und mich darin bestärkt, zur Universität zu gehen“, sagt sie mit einem Lächeln. Für Laura ist ihre Familie, sie hat acht Geschwister, ein unverzichtbarer Rückhalt: „Sie gibt mir Stärke. Für mich bedeutet Familie Zusammenhalt, Glück und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.“
„Dank der Unterstützung konnte ich mir Lernmaterialien leisten und mein Studium fortsetzen“
Ein mutiger Schritt in die Stadt
Um ihren Traum vom Studium verwirklichen zu können, musste Laura ihr Dorf verlassen und in die Provinzhauptstadt von Bolívar ziehen. Dort studiert sie heute Physiotherapie. Anfänglich zweifelte sie, ob sie als indigene Frau in einer fremden Stadt akzeptiert würde. Doch ihr starker Wille und ein Stipendium von Plan International gaben ihr den nötigen Rückhalt. „Dank der Unterstützung konnte ich mir Lernmaterialien leisten und mein Studium fortsetzen. Das Stipendium hat mein Leben verändert“, sagt sie nachdrücklich. „Von diesem Moment an nahm mein Leben eine neue Richtung.“

Ihr Ziel ist klar: Sie will zurück in ihr Dorf – nicht um sich anzupassen, sondern um etwas zu verändern. „Ich möchte den Menschen helfen, die am meisten Unterstützung brauchen. Ich möchte Mädchen und Frauen zeigen, dass es möglich ist, einen eigenen Weg zu gehen – auch gegen Widerstände.“
Engagement für Gleichberechtigung
Ein zentraler Baustein dieser Entwicklung war Lauras Engagement in der Mädchenbewegung von Plan International, einer von Jugendlichen initiierten Gruppe, die sich für Gleichberechtigung, Bildung und gegen geschlechtsspezifische Gewalt starkmacht. „Ich war 15, als ich der Bewegung beitrat. Damals hatte ich Angst, meine Meinung zu äußern. Heute weiß ich, wie kraftvoll meine Stimme ist.“
Mittlerweile organisiert Laura Workshops, unterstützt ältere Menschen beim Ausfüllen amtlicher Dokumente und klärt Kinder über ihre Rechte auf. Besonders das Thema Gewalt gegen Frauen liegt ihr am Herzen. „In meiner Gemeinschaft ist häusliche Gewalt noch immer Teil des Alltags. Sie zerstört Leben und nimmt Menschen die Perspektive auf eine freie, selbstbestimmte Zukunft“, sagt sie eindringlich.

Eine Stimme für viele
Laura scheut sich nicht, Missstände offen zu benennen. Sie informiert über Präventionsmaßnahmen, sensibilisiert für Unterstützungsangebote und bringt Menschen zusammen, um über Gleichberechtigung zu sprechen. Mit ihrem Engagement hat sie bereits viel bewirkt: „Heute trauen sich mehr Mädchen, über erlebte Gewalt zu sprechen. Familien reflektieren ihre Rollenbilder. Kinder wachsen mit weniger Angst und mehr Hoffnung auf.“
Laura ist Vorbild und Wegbereiterin zugleich. Ihre Stimme ist laut geworden und sie nutzt sie für die, die noch keine haben. „Das Land, das wir uns wünschen, ist eines ohne Gewalt. Ein Land, in dem jede Stimme zählt. Ein Land, in dem Mädchen und Frauen frei und gleichberechtigt leben können.“
Mit jeder Veranstaltung, jedem Gespräch, jedem mutigen Schritt bringt sie ihre Gemeinschaft diesem Ideal ein Stück näher. Und sie lädt andere ein, es ihr gleichzutun.
Zum Schluss richtet sie sich direkt an all jene, die zweifeln, kämpfen oder noch zögern:
„Lasst uns gemeinsam stark sein. Lasst uns unsere Ziele verfolgen, unsere Stimmen erheben und sichere Räume schaffen. Werdet Teil der Veränderung, denn nur gemeinsam können wir ein gerechteres Land aufbauen, in dem wir alle gleiche Chancen haben.“
Die Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Ecuador erstellt.