Vom Sack Reis zum landwirtschaftlichen Vermächtnis

Foto: Plan International

In Ghana erwirtschaften Bäuerinnen etwa zwei Drittel aller Erträge. Ein Projekt verschafft ihnen jetzt mehr Autonomie auf heimischen Äckern.

Maniok, Süßkartoffeln, Kochbananen – die Liste der Agrarprodukte im westafrikanischen Ghana ist lang, und produziert werden sie zu rund 70 Prozent von weiblichen Arbeitskräften. In den bewaldeten Gebieten der zentralen Ashanti-Region bewirtschaftet auch Paulina ihr Stück Land. Als Reisbäuerin und Mutter von fünf Kindern blickt die 44-Jährige auf ein Leben voller Kämpfe ums Überleben.

Reis gilt in Ghana als ein Grundnahrungsmittel. Doch allzu geringe Erträge waren für Paulina immer wieder ursächlich für einen Alltag voller Herausforderungen. „Durch die geringe Produktion ging es mir finanziell sehr schlecht, und ich konnte nicht einmal meine Familie ernähren“, erinnert sich die Landwirtin an die Anfänge ihrer beruflichen Entwicklung. „Anfangs konnte ich nur einen Sack Reis auf meiner Farm produzieren.“

Eine Frau hält eine Landmaschine in den Händen und lacht
Reisbäuerin Paulina (44) aus Ghana stand zeitlebens vor immensen Herausforderungen Plan International

„Durch die geringe Produktion ging es meiner Familie schlecht.“

Paulina (44), Landwirtin aus Ghana
Durch nackte Hände rieselt trockene Erde
Von der Qualität der Böden, aber auch Trocken- und Regenzeiten hängt der Erfolg auf den Feldern ab Quinn Neally
Zwei Kinder und zwei Erwachsene sitzen unter einem Baum vor einem Haus
Landwirtin Paulina (2. v. r.) hat viele Herausforderungen erleben müssen Plan International

Wie viele Frauen in Ghana sah sich Paulina mit systembedingten Hindernissen konfrontiert – begrenztem Zugang zu Ressourcen, Ausbildung sowie Entscheidungsbefugnis. Sie verbauten der Bäuerin manche Chance und trieben ihre Familie sogar bis an den Rand des Hungers. Alles änderte sich, als sie an einem Projekt zur Stärkung von Frauen und Kindern beteiligt wurde. Beim Programm „Women's Voice and Leadership“ haben 25 Frauen eine Stimme bekommen; sie wurden zu Management- sowie Führungsaufgaben geschult – mit dem Ziel, die landwirtschaftliche Produktivität und damit ihren Lebensunterhalt zu steigern.

Ein Leben am Rande des Hungers

Im Rahmen des von Plan International geförderten Agrarprojekts erhielt Paulina dringend benötigte Ressourcen – Saatgut, Düngemittel und Schutzausrüstung sowie eine Schulung, die sie mit modernen Anbautechniken vertraut gemacht hat. Dabei lernte sie, wie sich das beste Reissaatgut auswählen und die Ernte zeitlich so einteilen lässt, dass sie den größtmöglichen Ertrag bringt. Daneben haben Fragen zum Wassermanagement auf dem Lehrplan gestanden und Vorschläge, wie bei der Landwirtschaft mit Schädlingen umgegangen werden sollte, die oftmals Pflanzen plagen.

Eine Frau schiebt eine Saatgutmaschine über ein Feld
Landwirtschaftliche Maschinen aus heimischer Produktion erleichtern Reisbäuerin Paulina die Arbeit auf ihren Feldern Plan International

Mit dem zusätzlichen Einkommen diversifizierte die Bäuerin ihren Betrieb.

Die Wirkung der Fortbildung war für die Teilnehmerinnen unmittelbar spürbar: „Ich kann inzwischen viel mehr auf meiner Farm produzieren und bewirtschafte jetzt etwa fünf Hektar Land“, sagt Paulina. Von einem einzigen Sack Reis ist ihre Produktion auf mittlerweile 20 Säcke Reis pro Erntesaison gewachsen. Diese Steigerung bedeutete nicht nur mehr Essen für sich und ihre Familie, sondern auch eine größere finanzielle Stabilität.

Mit dem zusätzlichen Einkommen diversifizierte die Bäuerin zudem ihren Betrieb. Sie baut inzwischen auch Kakao an und begann mehr und mehr, sich eine Zukunft jenseits des bloßen Überlebens vorzustellen.

Eine Frau pflanzt mit der Hand Reissetzlinge auf einem Feld
Seit der Teilnahme an dem Trainingsprogramm verpasst Paulina keine Termine mehr für eine gelunge Aussaat Plan International
Ein Junge hievt Kleidungsstücke aus einem Wäschekorb zusammen mit seiner Mutter
Daheim teilt Paulina Hausarbeit auch auf ihre Söhne auf Plan International

Ein Schlüssel für den positiven Wandel sind Schulungsprogramme wie dieses, indem Fachwissen gezielt an Frauen vermitteln wird. Denn in Ghana produzieren Bäuerinnen aufgrund des ungleichen Zugangs zu Ressourcen bislang meist weniger als ihre Kollegen. Für Paulina und ihre Mitstreiterinnen stellten sich mit der Teilnahme an dem Kurs gleichsam höhere Erträge und mehr Gewinn ein sowie die Möglichkeit, mehr in ihre Betriebe und Familien zu investieren.

Der positive Wandel ist bis in die Gemeinden zu spüren

Mehr Reis ist gleichbedeutend mit weniger Hunger und Unterernährung, die auch und gerade in ländlichen Gebieten Ghanas ein großes Problem darstellen. Für Paulina gehen die Vorteile über das Greifbare hinaus: Die Ausbildung hat ihr Selbstvertrauen gestärkt und ihr ein Gefühl der Unabhängigkeit gegeben. „Jetzt, wo das Projekt abgeschlossen ist, weiß ich, dass ich auf eigenen Füßen stehen, für mich und meine Familie sorgen und meinen Betrieb ausbauen kann“, sagt sie stolz.

„Jetzt weiß ich, dass ich auf eigenen Füßen stehen kann.“

Paulina (44), Reisbäuerin aus Ghana

Und Paulina hat kühne Ambitionen. Sie hofft, ihre fünf Hektar bald auf 15 Hektar zu vergrößern und dadurch ein Vermächtnis zu schaffen, das sie an künftige Generationen weitergeben kann. Beim Erreichen dieses Ziels stellt die Reisbäuerin auch traditionelle Geschlechternormen infrage. Indem sie auf ihrer Farm und in ihrer Gemeinde Führungsaufgaben übernimmt, beweist sie, dass Frauen in der Landwirtschaft erfolgreich sein können – „wenn sie die nötigen Mittel dazu erhalten“, resümiert die erfolgreiche Landwirtin.

Die Geschichte von Paulina wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Ghana erstellt.

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