Mit Vollgas gegen Kinderheirat

Foto: Plan International

Mitten im ländlichen Kambodscha stellt sich die 24-jährige Kann gegen schädliche Traditionen und kämpft für die Rechte junger Frauen.

Als ihre Mutter sie auf eine Heirat anspricht, ist Kann sprachlos. Sie ist 17, steht kurz vor dem Schulabschluss und hat ganz andere Pläne. Doch in ihrem Heimatdorf in der kambodschanischen Provinz Stung Treng werden viele Mädchen früh verheiratet. Für Kann kommt das jedoch nicht infrage.

„Ich war sprachlos und enttäuscht, als meine Mutter mich verheiraten wollte.“

Kann (24), widersetzte sich einer frühen Heirat

„Ich war sprachlos und enttäuscht, als meine Mutter mich verheiraten wollte“, erinnert sich Kann. „Ich erklärte ihr, dass ich eine Ausbildung machen und einen guten Job finden möchte. An Heirat dachte ich damals überhaupt nicht.“

Doch ihre Mutter bleibt hartnäckig. Sie ist überzeugt, dass eine frühe Ehe ihrer Tochter ein besseres Leben ermöglichen könnte. Aber Kann hält dagegen – immer und immer wieder. Täglich erklärt sie ihrer Familie, welche Folgen eine zu frühe Heirat haben kann. Ihre Argumente zeigen Wirkung. Schließlich akzeptiert Kanns Familie ihren Wunsch und hört auf, sie zu drängen.

Kann sitzt an einem Schreibtisch, vor ihr ein Laptop - Sie schaut konzentriert auf dessen Bildschirm.
Kann wehrte sich gegen Kinderehe – sie strebte Bildung und finanzielle Unabhängigkeit an Plan International

Wo Widerstand wachsen darf

Den entscheidenden Rückhalt findet Kann in einem Jugendclub, der von Plan International in ihrem Dorf gegründet wurde. Dort hört sie erstmals von den Hintergründen und Auswirkungen von Frühverheiratung und beginnt daraufhin, sich zu engagieren. „Ich mag soziale Arbeit und teile mein Wissen gerne mit anderen Kindern und Jugendlichen, also habe ich beschlossen, Club beizutreten“, sagt sie.

Dadurch erhält sie Zugang zu verschiedenen Schulungen – über kambodschanische Geschichte, Kinderehen, geschlechtsspezifische Gewalt. Alles Themen, die sie direkt betreffen.

„Ich habe nie ein Treffen verpasst. Ich war froh, ein Teil davon zu sein, weil der Austausch mir Wissen und Fähigkeiten für meine Zukunft gab.“

Ihr Engagement bleibt nicht unbemerkt. Sie wird eingeladen, Teil des Kommunalkomitees für Frauen und Kinder in ihrer Gemeinde zu werden. Dort klärt sie andere Jugendliche über Kinderrechte und sexuelle und reproduktive Gesundheit auf.

„Bei den Aufklärungssitzungen sage ich immer, dass wir uns erst selbst weiterentwickeln müssen, bevor wir heiraten“, erklärt Kann. „Drei von zehn jungen Frauen bereuen, dass sie jung geheiratet haben – deshalb bin ich stolz, dass ich helfen kann, Frühverheiratung in meiner Gemeinde zu reduzieren.“

Kann sitzt auf einem roten Moped und fährt aus einer Einfahrt heraus.
Kann benutzt einen Motorroller, um in abgelegene Dörfer zu fahren und auch dort das Bewusstsein für Gleichberechtigung zu schärfen Plan International
Zwei Frauen sitzen sich an einem Schreibtisch gegenüber und unterhalten sich
Kann unterhält sich mit ihrer Kollegin bei der Khmer Youth Association Plan International

„Ich möchte einmal Gemeindevorsteherin werden, damit ich noch mehr gegen Kinderehen und geschlechtsspezifische Gewalt tun kann.“

Kann (24), möchte anderen Mädchen helfen

Vom Ehrenamt zur Berufung

2023 bewirbt sie sich bei der Khmer Youth Association (KYA), einem Projektpartner von Plan International, der das Programm „Time to Act“ umsetzt. Das von der deutschen Bundesregierung finanzierte Projekt will Kinderehen und Teenagerschwangerschaften in benachteiligten Regionen Nordost-Kambodschas reduzieren. Kann wird angenommen und übernimmt Verantwortung. Am Berufsbildungszentrum der Provinz leitet sie nun Trainings für Jugendliche, die die Schule abgebrochen haben.

„Ich sage den jungen Menschen, dass sie sich entwickeln, auf ihre Gesundheit achten und sich einen Job suchen sollen, bevor sie ans Heiraten denken“, so Kann. Auch ihre eigenen Pläne stehen fest. Eine Hochzeit? Ja – aber erst später. „Ich möchte erst mit 27 heiraten, weil ich dann reifer bin und finanziell auf eigenen Beinen stehe.“

Ihr Engagement bleibt stark: Noch immer nimmt sie aktiv an den monatlichen Treffen des Kommunalkomitees teil. Inzwischen ist sie auch dessen Vorsitzende. „Ich bin weiterhin aktiv dabei, bringe Ideen ein und teile meine Meinung bei den monatlichen Sitzungen. Die Mitglieder haben mich zu ihrer Leiterin gewählt, und ich bin sehr glücklich.“

Weil Veränderung möglich ist

Was die junge Frau antreibt, ist größer als sie selbst. „Ich möchte einmal Gemeindevorsteherin werden, damit ich noch mehr gegen Kinderehen und geschlechtsspezifische Gewalt tun kann.“

Kann hat sich nicht nur gegen eine frühe Ehe entschieden – sie hat ihren eigenen Weg gewählt. Heute hilft sie anderen jungen Menschen, dasselbe zu tun. Mit Wissen, Überzeugung und dem Mut, laut zu sein in einer Gesellschaft, die Mädchen oft zum Schweigen bringt.

Der Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Kambodscha erstellt.

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