Gruppenreisen

Abseits der bekannten Touristenrouten

Im November 2017 ergriffen 14 Pat:innen die Chance, sich von den Geheimnissen Westafrikas verzaubern zu lassen. Abseits der Touristenrouten ging es nach Togo und Benin. Bekannt als die Wiege des Voodoo und berüchtigt als Ausgangspunkt des grausamen Sklavenhandels während der Kolonialzeit, bieten Togo und Benin viele kulturelle Highlights und eine beeindruckende Naturlandschaft. Im Mittelpunkt steht für alle das Treffen mit den Patenkindern und das Kennenlernen der Projektarbeit. Hautnah taucht die Reisegruppe in die Lebenswirklichkeit der Patenfamilien ein.

Von Voodoo und Venedig

Die ersten Tage der Reise sind erfüllt von einmaligen Ereignissen. Wir erleben das Treiben auf dem größten Markt in Lomé, der Hauptstadt Togos. Im Landesinneren begeben wir uns auf eine Zeitreise. Als erste Kolonialmacht in Togo haben die Deutschen Spuren hinterlassen, alte Gebäude, Brücken und Friedhöfe gibt es zu bestaunen. Außerdem lassen wir uns die Bräuche des Voodoo-Glaubens hautnah erklären. Nach drei Tagen geht es über die Grenze nach Benin. Innerhalb Europas ist man es durch die offenen Grenzen gar nicht mehr gewohnt, wie viel Zeit und Nerven so eine Grenzüberquerung kosten kann. Nach drei Stunden ist es geschafft und die Reise kann weitergehen.

Wir besuchen das Venedig Afrikas. Die Stadt Ganvié liegt im Nokoué-See und ist auf Pfählen errichtet. Im 16. und 17. Jahrhundert suchte ein ganzes Volk auf dem See Zuflucht vor den erbarmungslosen Sklavenhändlern. Bis heute leben die Menschen in der immer noch wachsenden Gemeinde auf dem See. Wir fahren in Booten und mischen uns in das geschäftige Treiben.

Kinder und Pat:innen strahlen um die Wette

Nach einer 10-stündigen Fahrt erreichen wir die Stadt Natitingou im Nordosten von Benin. Die Plan Mitarbeiter:innen der Projektregion „Atacora“ nehmen uns herzlich in Empfang. Nach einer Einführung über die Arbeit von Plan International in der Region, geht es weiter zu einem kleinen Dorf. Die Spannung steigt, denn die ersten Pat:innen treffen hier auf dem Marktplatz ihre Patenkinder. Tänzer und afrikanische Musik erwarten uns und ziehen uns in ihren Bann. Und dort warten schon die Kinder mit ihren Eltern. Es sind emotionale Momente, Blicke, Lachen, zögernde Worte, kleine Geschenke werden ausgetauscht, die Schüchternheit überwunden. Nach einem aufregenden und emotionalen Nachmittag heißt es dann Abschied nehmen. Auf der Fahrt zurück hängen wir unseren Gedanken nach und verarbeiten die Eindrücke.

Patin und Patenkind

Am nächsten Tag steht der Besuch zwei weiterer Dörfer auf dem Programm. Zunächst treffen wir auf eine Gruppe sehr selbstbewusster Frauen, die sich unter Plan Internationals Anleitung zu einer Spargruppe zusammengeschlossen haben und stolz erzählen, welche Geschäftsideen sie dank der Möglichkeit kleine Kredite aufzunehmen verwirklichen konnten. Darüber hinaus besteht für die Frauen im Notfall die Möglichkeit, zinsfreie Sozialkredite zu bekommen. Eine Frau berichtete, wie sie das Leben ihrer Enkelin retten konnte, weil sie durch einen Sozialkredit Medikamente für das sterbenskranke Mädchen kaufen konnte. Beeindruckt von den Geschichten der Frauen kommt der Wunsch auf, die Kasse durch eine kleine Spende aufzustocken. Diese Geste wird von den Frauen mit Tanz und Musik bedankt.

Im zweiten Dorf werden wir sogar von eine Reiterstaffel begrüßt, aber eigentlich geht es um eine Mädchen-Fußballmannschaft. Unter schattenspendenden Bäumen dürfen wir an Schulbänken am Rande des staubigen Fußballplatzes Platz nehmen und die Mädels zeigten uns, wie gut sie mit dem Fußball umgehen können. Anschließend hält die Kapitänin des Teams eine Rede und bedankte sich stellvertretend für Ihre Mannschaft für die Unterstützung von Plan International und den Besuch aus Deutschland.

Bewegende Momente

Nach diesen ereignisreichen Tagen geht es wieder über die Grenze nach Togo. Der Grenzübergang im Norden besteht aus einem einzigen Grenzbeamten, der unsere Pässe unter einem Baum stempelt. Schade, dass man ihn dabei nicht fotografieren darf!

In Togo besuchen wir die Projektregion rund um die Stadt Atakpamé. Auch hier werden wir herzlich willkommen geheißen. Beim Besuch der lokalen weiterführenden Schule erfahren wir, dass Plan International hier den Bau von zwei neuen Gebäuden unterstützt hat. Außerdem gibt es dank Plans Arbeit eine Wasserpumpe und getrennte Latrinen für Mädchen und Jungen. 

Die Schulleiterin führt uns über das Schulgelände, begleitet von einer riesigen Kinderschar. Schnell findet sich eine Lehrerin, die uns in einem Klassenraum eine Unterrichtsstunde präsentiert. Auf den Bänken drängen sich mindestens sechzig Kinder, die ganz stolz die Fragen der Lehrerin beantworten. Es geht um die verschiedenen Wege der Kommunikation: Telefon, Zeitung, Brief…

Am folgenden Tag ist es dann auch für den zweiten Teil der Gruppe soweit, sie werden ihre Patenkinder treffen. Aber zuerst steht natürlich auch hier die Begrüßungszeremonie auf dem Programm. Wir schütteln beinahe dem ganzen Dorf die Hände, es wird wieder gesungen und getanzt und der Dorfvorsteher hält uns zu Ehren eine Rede. Auch in Togo sind die Begegnungen mit den Patenkindern emotionale Momente und viele Pat:innen verbleiben mit gemischten Gefühlen. Einerseits wissen wir nun, dass unsere Spenden gebraucht werden und ankommen, auf der andere Seite „ist es auch traurig“, sagt ein Pate nachdenklich.

Auch hier treffen wir eine Spargruppe und dürfen sogar an einer Sitzung teilnehmen. Diese sind sonst, zum Schutz der Ersparnisse streng geheim und finden normalerweise in einer kleinen Hütte, unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Mit 17 Gästen aus Deutschland suchte sich die Gruppe lieber ein schattiges Plätzchen im Freien. Wir sind beeindruckt, wie streng die Regeln sind. Jedes Mitglied kennt eine von ihnen auswendig, denn viele Teilnehmer:innen können weder richtig lesen noch schreiben. Zu Beginn jeder Sitzung sagt jede:r Teilnehmer:in seine Regel auf. Sollte sie vergessen werden, muss ein kleiner Betrag als Strafe in die Kasse eingezahlt werden. Auch wenn man zu spät kommt, unentschuldigt fehlt oder sich mit einem anderen Gruppenmitglied streitet muss man eine Strafe zahlen. Es herrscht offensichtlich ein strenges aber gerechtes System, dass die Gruppe zusammenhält.

Jedes Gruppenmitglied darf pro Sitzung 1000 bis 5000 CFA (ca. 1,50 bis 7,50 Euro) einzahlen. In 1000er Schritten werden die Summen mit Stempeln im Kassenbuch vermerkt. Wenn ein Mitglied der Gruppe einen Kredit aufnehmen möchte, wird die Geschäftsidee von allen Mitgliedern beurteilt und gemeinsam wird der Kreditrahmen festgelegt, damit es möglichst sicher ist, dass der Kreditnehmer seine Schulden begleichen kann. Auch hier wird für die Sozialkasse gespendet und unter Jubel verabschieden wir uns von der Spargruppe.

Nach zwei ereignisreichen Wochen in Togo und Benin heißt es Abschied nehmen von Westafrika. Alle Teilnehmer:innen wissen es zu schätzen, was sie zu Hause erwartet und viele beteuern, sich nie wieder über „Kleinigkeiten“ zu beschweren….wir werden sehen, wie lange der gute Vorsatz hält.

Ein Bericht von Sarah Penning.

Video der Patengruppenreise nach Togo und Benin

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