
Wo einst das Dach tropfte, wächst heute Zukunft
Das Dach knarrt leise im Wind und an regnerischen Tagen tropft das Wasser auf den Lehmboden darunter. Die Luft im Raum steht, warm und stickig – durchdrungen vom Geruch nach altem Holz und feuchtem Wellblech. An den Wänden hängen verblasste Zeichnungen, manche wellig vom Regen, die meisten mit improvisierten Nägeln befestigt. An eine Grundschule lässt das provisorische Gebäude nur entfernt erinnern – dennoch erfüllte der Unterstand lange Zeit genau diesen Zweck. Unter anderem für Vankham.
Die heute Neunjährige wünschte sich, wie viele Kinder in den ländlichen Gegenden im Norden von Laos, nichts sehnlicher, als weiter zur Schule zu gehen. Doch dieser Wunsch wurde ihr erheblich erschwert: Die Grundschule in ihrem Dorf bestand aus eben jenem Holzbau, dessen Zustand den Unterricht massiv beeinträchtigte. Was für Außenstehende wie ein Provisorium wirkte, war für viele Generationen bitterer Schulalltag.
Das 2007 errichtete Gebäude bot kaum Schutz vor Regen und hatte so dünne Wände, dass der Lärm aus den Nachbarräumen unüberhörbar war. Bis zu 146 Kinder wurden dort gleichzeitig unterrichtet – ohne getrennte Klassenzimmer, ohne Strom, ohne frische Luftzufuhr.


Eine Schule, die nicht mehr tragbar war
In der abgelegenen Region Oudomxay im Norden von Laos sind solche Zustände keine Ausnahme. Es fehlt vielerorts an stabiler Infrastruktur, Unterrichtsmaterial und regelmäßiger Instandhaltung. Doch der Wunsch nach besserer, qualitativ hochwertiger Bildung ist in den dortigen Gemeinden groß. Er wird getragen von Eltern, Lehrkräften und lokalen Vereinen, die sich für die Mädchen und Jungen in ihren Dörfern einsetzen.
Auch Vankham ließ sich nicht entmutigen, obwohl der Unterricht lange Zeit eine einzieg Herausforderung war: In der heißen Trockenzeit wedelte sie sich mit ihrem Notizbuch etwas Luft zu. Bei Regen suchte sie in der Schule Schutz unter den intakten Stellen des Dachs. Sie wollte einfach nur lernen, trotz aller Widrigkeiten. Ihr Vater, selbst ein Lehrer, unterstützte sie nach dem Unterricht. „Nicht alle Eltern können ihren Kindern so helfen, wie wir“, ist sich Vankhams Mutter bewusst.
Die Lehrkräfte kennen die Herausforderungen aus eigener Erfahrung, viele waren selbst einst unter diesen Bedingungen zur Schule gegangen. So wie Khun Thongsai, heute Lehrer einer fünften Klasse: „Wenn es regnete, musste ich meinen Platz im Klassenzimmer wechseln, um trocken zu bleiben.“
Damit der Unterricht überhaupt stattfinden konnte, war der Einsatz der Dorfgemeinschaft entscheidend. Eltern reparierten Möbel und lokale Bildungskomitees motivierten Familien, ihre Kinder regelmäßig zur Schule zu schicken. Doch mit der Zeit wurde klar: Engagement allein konnte die baulichen Mängel nicht beheben. Eine langfristige Lösung war dringend notwendig geworden.


Gemeinsam stark: Der Bau einer neuen Schule verbindet
Hier kam Plan International ins Spiel: Ende 2024 begann die Kinderrechtsorganisation mit dem Bau einer neuen Grundschule – in enger Abstimmung mit örtlichen Behörden, Lehrkräften, Eltern und dem Gemeindekomitee. Das Ziel: Einen Ort schaffen, an dem Kinder sicher und konzentriert lernen können.
Entstanden ist ein stabiles Betongebäude mit sechs Klassenzimmern, zuverlässiger Stromversorgung und Belüftung. Die Räume sind klar voneinander getrennt, das Dach ist dicht, die Atmosphäre ruhig. Am Tag der Einweihung kam das ganze Dorf zusammen – ein Moment der Freude und Erleichterung für alle. „So eine gute Grundschule gab es in unserem Bezirk noch nie“, betont Khun Khamsavang von der Bildungsbehörde.
Die neue Schule wurde als gemeinschaftlicher Erfolg gefeiert, denn alle haben etwas zu ihrer Entsehung beigetragen. Und für Vankham bedeutet sie einen Neuanfang: „Jetzt kann ich mich aufs Lernen konzentrieren“, sagt sie. „Ich möchte Sängerin werden – und später vielleicht anderen Kindern helfen, die auch lernen wollen.“

Verantwortung, die weitergeht
Mit dem Neubau begann nicht nur ein besserer Schulalltag. Auch das Bewusstsein für langfristige Verantwortung ist gewachsen. Gemeinsam entwickelten Lehrer:innen, Eltern und Gemeindemitglieder einen Betriebs- und Wartungsplan. Schulungen vermittelten das nötige Wissen. Seitdem kümmert sich ein Wartungsausschuss um Instandhaltung und kleinere Reparaturen. „Während der Ferien übernehmen wir abwechselnd die Aufsicht über das Gelände“, berichtet ein Lehrer. Das stärkt nicht nur den Schutz – sondern auch das Gemeinschaftsgefühl.
Darüber hinaus gibt es jetzt zwei Abfallöfen für die Grund- und die Vorschule, begleitet von einer Schulung zur Abfallwirtschaft. Schüler:innen und Lehrkräfte lernen darin gemeinsam, wie sie ihre Lernumgebung sauber und gesund halten können.
Aktuell sammelt die Dorfgemeinschaft Holz, um rund um das Schulgelände einen Zaun zu errichten. Auch dieses Projekt ist ein Zeichen für den Willen, den Schulalltag der Kinder dauerhaft zu verbessern. Gleichzeitig ist es eine weitere Maßnahme, um ihr Recht auf Bildung zu fördern.
Die Geschichte wurde mit Material aus dem laotischen Plan-Büro erstellt.
