Projekte im Land der Gegensätze
Bolivien ist ein Land der Gegensätze. In dem südamerikanischen Land treffen zwischen schneebedeckten Anden und tropischen Ebenen, indigene Kulturen mit jahrhundertealte Traditionen auf moderne Städte sowie strukturelle Armut. Für viele Kinder und Jugendliche ist der Weg zu guter Bildung, Gesundheit und einem sicheren Aufwachsen daher hürdenreich.
Plan International arbeitet seit mehr als vier Jahrzehnten in Bolivien, um die Kinderrechte zu stärken, insbesondere Mädchen zu fördern und Gemeinden zu unterstützen. Patenschaften schaffen eine stabile Grundlage für langfristige Entwicklungsprozesse, während Projekte gezielt dort ansetzen, wo Unterstützung am dringendsten gebraucht wird – in Kindergärten, Schulen, Gesundheitszentren und in der lokalen Wirtschaft.
Wie Patenschaften Zukunft gestalten
Patenschaften bilden in vielen Regionen Boliviens eine zentrale Grundlage der langfristigen Entwicklungsarbeit. Denn eine Plan-Patenschaft hilft nicht nur dem Kind, sondern auch, Hilfsprojekte in der Gemeinde umzusetzen, die allen zugutekommen. Patenschaftsprogramme ermöglichen es beispielsweise, Schulen auszustatten, Lehrkräfte weiterzubilden und Gemeinden für Kinderrechte zu sensibilisieren. So entstehen sichere Lern- und Schutzräume – sowohl im Hochland der Anden als auch im tropischen Tiefland Boliviens. Für viele Familien bedeuten Patenschaften zudem Stabilität im Alltag. Sie tragen dazu bei, dass Kinder regelmäßig die Schule besuchen können und früh gefördert werden – eine wichtige Voraussetzung für spätere Bildungs- und Berufschancen.
Lamas und Zukunftspläne
Ein Fokus der Programmarbeit von Plan International in Bolivien liegt zudem auf der wirtschaftlichen Stärkung von Jugendlichen, da diese oft nur eingeschränkte Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Selbstbestimmung haben. Die Plan-Programme vermitteln relevante Fähigkeiten, wie Unternehmertum und Selbstständigkeit. So erhalten die jungen Projektteilnehmer:innen zum Beispiel Tiere als Startkapital für den Aufbau eines eigenen kleinen landwirtschaftlichen Unternehmens.
Welche Tiere wo verteilt werden, hängt von der jeweiligen Region ab. Im Hochland, wo die Landschaft karg und Ackerbau nur eingeschränkt möglich ist, eignen sich Lamas besonders gut. Sie sind an die Höhenlage angepasst, benötigen nur wenig Futter und liefern Wolle, die verkauft und weiterverarbeitet werden kann. Begleitet werden die Jugendlichen durch Schulungen, die sowohl praktische Kenntnisse – etwa in Tierpflege und grundlegender Tiermedizin – als auch unternehmerisches Wissen vermitteln. Ziel ist es, jungen Menschen eine realistische Perspektive für wirtschaftliche Selbstständigkeit zu eröffnen.
Wie eng Ausbildung, Verantwortung und Zukunftsperspektiven dabei miteinander verbunden sind, erlebte Nora Onnen, Projektmanagerin bei Plan International Deutschland, während einer Reise in die Projektregionen. Ein besonderer Moment ihrer Reise ist ihr im Gedächtnis geblieben:
„Zwei Projektteilnehmerinnen sind Zwillinge und haben Lamas bekommen, die später ebenfalls Zwillingsnachwuchs hatten. Das passiert sehr selten – ein echtes Highlight.“
So beginnt die unternehmerische Entwicklung vieler Jugendlicher mit der Vergabe von Nutztieren. Beispielsweise in der Region um die Millionenstadt Santa Cruz im tropischen Tiefland Boliviens. Das warme Klima und vorteilhafte Bedingungen für Landwirtschaft machen dort die Geflügelhaltung besonders geeignet. Die Jugendlichen erhalten je 20 Hühner und lernen, wie man ein kleines Geflügelunternehmen führt – von der Zucht, über den Eierverkauf bis hin zur Planung von Einnahmen und Ausgaben.
Ob Lamas, Hühner, Ziegen, Schafe oder Schweine: Angepasst an die lokalen Bedingungen haben die jungen Unternehmer:innen die besten Chancen, ihr Einkommen selbst Schritt für Schritt aufzubauen.
Hilfe, die wirkt
Die Umsetzung solcher Projekte erfordert gezielte finanzielle Unterstützung. Das Programm „Sinnvoll Schenken“ knüpft an diese Projektarbeit an und ermöglicht konkrete Beiträge zu laufenden Projekten. Dabei wählen Unterstützer:innen Geschenke aus, die direkt vor Ort eingesetzt werden – und jungen Menschen echte Zukunftschancen eröffnen.
Schon ein einzelnes Geschenk kann Großes bewirken: Ein Lama, das Wolle und Einkommen bringt. Hühner, die nicht nur Eier, sondern auch den Grundstein für ein kleines Geflügelunternehmen legen. Schafe oder Ziegen, die Familien langfristig ernähren. Veterinärkits und Ställe, die dafür sorgen, dass Tiere gesund bleiben und Jugendliche ihre Ausbildung erfolgreich abschließen können.
Diese Geschenke wirken doppelt: Sie sind ein persönliches, sinnvolles Präsent – und sie schaffen nachhaltige Perspektiven für Jugendliche, die wirtschaftlich unabhängig werden möchten.
Diese Geschenke sind mehr als Sachspenden. Sie sind Startkapital für junge Menschen, die gelernt haben, Verantwortung zu übernehmen, wirtschaftlich zu denken – und ihre Zukunft aktiv zu gestalten.
Gerade in ländlichen Regionen Boliviens verändern solche Geschenke das Leben ganzer Familien. Sie schaffen Einkommen, stärken Selbstvertrauen und geben Jugendlichen die Möglichkeit, da zu bleiben, wo ihre Wurzeln sind – und dort selbst etwas aufzubauen.
Die Arbeit in Bolivien macht deutlich, wie Bildung, Schutz und wirtschaftliche Förderung ineinandergreifen und langfristige Perspektiven schaffen.
Gleiche Chancen von Anfang an
Derzeit entsteht in Bolivien ein neues Programm im Bereich frühkindliche Bildung, das Plan-Projektmanagerin Nora Onnen vor Ort mitgestaltete. Obwohl es in Bolivien bereits Gesundheitskontrollen und Betreuungsangebote gibt, erreichen sie nicht alle Familien. Manche Einrichtungen sind schlecht ausgestattet, in anderen fehlen ausgebildete Fachkräfte.
Um die Bedarfe vor Ort genau zu verstehen, erfolgt die Projektentwicklung in Zusammenarbeit mit lokalen Partner:innen. Sie kennen die regionalen Strukturen, sprechen die Sprachen der Gemeinden und arbeiten eng mit Familien vor Ort zusammen. Gemeinsam mit ihnen reiste Nora Onnen in die Projektregionen. Dort besuchten sie Gesundheitszentren, trafen Ärzt:innen, Erzieher:innen und Eltern und sammelte Erfahrungsberichte, die relevant für den Zuschnitt des neuen Vorhabens sind. Dazu diente auch ein Workshop, in dem gemeinsam an einem Projektantrag gearbeitet wurden. „Wir saßen eine Woche lang mit allen Beteiligten in einem Raum. Fragen konnten sofort geklärt werden, Expert:innen kamen punktuell hinzu. Das war extrem produktiv“, berichtet die Plan-Projektmanagerin.
Das neue Projekt soll künftig Kindern in ihren ersten Lebensjahren bessere Gesundheitsversorgung, stärkeren Schutz und qualitativ hochwertige frühkindliche Förderung bieten – getragen von Strukturen, die langfristig vor Ort wirken.