Konflikt in der Sahelzone: Mädchen in Krisen stärken

Foto: Fabien Akakpo

In Krisen sind Mädchen und Frauen am stärksten von den weitreichenden Auswirkungen betroffen. Eine 17-Jährige aus Niger berichtet vom bewaffneten Konflikt, Hunger, Frühverheiratung – und neuen Perspektiven.

Cherifatou* hat ihren Vater, ihren Onkel und ihren Bruder verloren, als ihr Dorf in der Nacht von bewaffneten Männern angegriffen wurde. „Wir haben geschlafen, als sie kamen“, erinnert sich die 17-Jährige. „Nachdem mein Vater und mein Bruder getötet worden waren, blieben meine Mutter und ich allein in unserem Dorf zurück. Wir haben keine andere Wahl, als hier zu bleiben. Wir können nirgendwo anders hin.“

* Der Name wurde zum Schutz der Identität geändert.

Grafik: Landkarte, auf der Niger hervorgehoben ist
In Niger arbeitet Plan International unter anderem in der Region Tillabéri

Bewaffnete Konflikte, Vertreibung und Hunger erhöhen in Niger beständig den Bedarf an humanitärer Hilfe. In mehreren Regionen des westafrikanischen Landes greift Gewalt um sich, und viele Menschen sind dazu gezwungen, ihre Häuser aus Angst um ihr Leben zu verlassen. Allein in der Region Tillabéri haben die gewaltsamen Auseinandersetzungen seit 2017 mehr als 2.500 Menschen das Leben gekostet.

Folgen von Krisen: geschlechtsspezifische Gewalt, Kinderheirat, Hunger

Von den Auswirkungen des Konflikts sind Frauen und Mädchen am stärksten betroffen. Allein wegen ihres Geschlechts sind sie in Konflikten eher sexueller Gewalt, körperlichen und verbalen Misshandlungen ausgesetzt als Jungen und Männer. Mädchen und Frauen erleben dagegen eher Hindernisse beim Zugang zu Nahrung und Wasser. „Unsere Ressourcen schwinden von Tag zu Tag“, sagt Cherifatou. „Wir leben hier nur dank der Großzügigkeit der Dorfbewohner, die uns Nahrungsmittel geben. Um unsere Lebensbedingungen zu verbessern, wollte meine Mutter mich an einen älteren Mann verheiraten. Denn ich war für sie eine Bürde geworden, ein weiterer Mund, der gefüttert werden musste.“

„Unsere Ressourcen schwinden von Tag zu Tag.“

Cherifatou* (17), ist von Kinderheirat bedroht

Der Konflikt im Land führt zu einer rückläufigen Wirtschaft und unterbricht den Zugang zu Nahrungsmitteln für viele Menschen. Kinderheirat wird in solchen Situationen als verzweifelte Lösung für die finanzielle Stabilität der Familie gesehen. Niger hat eine der höchsten Raten an Kinderehen weltweit, was zum Teil auf die sozio-ökonomische Krise, aber auch auf ökologische Herausforderungen wie die Folgen des Klimawandels sowie wirtschaftliche Instabilität des Landes zurückzuführen ist.

Hilfe zur Selbsthilfe: finanzielle Unabhängigkeit

Im Rahmen eines Projekts zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt führt Plan International Veranstaltungen zur Sensibilisierung in den Gemeinden durch. Dabei wird unter anderem auf das Problem der Gewalt gegen Frauen und Mädchen hingewiesen. Auch Cherifatou hat an einer solchen Schulung teilgenommen und daraufhin beschlossen, die Projektmitarbeiter:innen um Hilfe zu bitten.

Eine junge Frau von hinten fotografiert
Cherifatou erhielt im Plan-Projekt Unterstützung auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit. Zum Schutz ihrer Identität möchte die 17-Jährige unerkannt bleiben Plan International

„Ich habe mich geweigert, meiner Mutter nachzugeben und zu heiraten“, so die 17-Jährige. „In der Aufklärungsveranstaltung wurden wir darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es ist, Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt zu melden. Zu wissen, dass es Lösungen für Menschen gibt, die die Schule abgebrochen haben oder von Gewalt betroffen sind, hat mir Hoffnung gegeben.“

Aufklärungsmaßnahmen und -projekte wie die von Plan International unterstützen vor allem Mädchen und junge Frauen. Die Aktivitäten zielen darauf ab, frühe Ehen wie bei Cherifatou zu vermeiden und sind auf die lokalen Bedürfnisse vor Ort zugeschnitten. Das Programm stellt zudem sicher, dass junge Menschen mit den notwendigen Fähigkeiten und Instrumenten ausgestattet werden, um ihre finanzielle Unabhängigkeit trotz der vorherrschenden sozio-ökonomischen Krise zu erreichen. „Wir haben gemeinsam einen Geschäftsplan für mich entwickelt. Ich erhielt 86.000 CFA-Franc (ca. 130 Euro), um mir eine Nähmaschine zu kaufen, damit ich einen Monat lang an Schulungen bei den Dorfschneiderinnen teilnehmen konnte“, berichtet Cherifatou. „Ohne eine Nähmaschine hätte ich keine Schneidereilehre machen können, denn man braucht eine eigene und man muss eine Gebühr bezahlen.“

Dank ihrer Ausbildung verdient Cherifatou inzwischen 3.000 CFA-Franc (ca. 4,60 Euro) pro Tag und macht pro Woche einen Gewinn von 5.000 CFA-Franc (ca. 7,60 Euro). „Ich kann jetzt für mich selbst sorgen und einen finanziellen Beitrag für meine Familie leisten. Die Gewinne ermöglichen mir auch, zu sparen, um mein Geschäft auszubauen“, so die junge Frau.

Die Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Niger aufgeschrieben.

Mit einer Patenschaft helfen

In Niger setzen wir von Plan International uns vor allem für die Vorbeugung und Behandlung von Mangelernährung, den Zugang zu Schulbildung für benachteiligte Kinder sowie die Aufklärung zu Frühverheiratung und früher Schwangerschaft ein. Helfen Sie mit Ihrer Patenschaft, das Leben in Niger nachhaltig zu verbessern.

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