Alleinerziehend, unverheiratet – arbeitslos?

Foto: Geoffrey Buta

Wer in Ghana außereheliche Kinder hat, wird oft ausgegrenzt. Als Gruppe wollen betroffene Frauen jetzt den Kreislauf der Armut brechen.

Rahinatu wirkt nachdenklich als sie auf die vergangenen vier Jahre zurückblickt. Sie ist alleinerziehend, unverheiratet – und erlebt mit ihrem Kind regelmäßig Ablehnung in ihrer Gemeinde. Zur Ausgrenzung gehört beispielsweise der Umstand, dass bei Entscheidungen, die sie betreffen, ihre Stimme als letzte berücksichtigt wird und eine angemessen bezahlte Arbeit nur schwer zu finden ist.

Eine Frau läuft mit einem kleinen Kind an der Hand
Die alleinerziehende Rahinatu mit ihrem Sohn Geoffrey Buta

Während Rahinatu über ihre Alltagserfahrungen berichtet, erscheint ihr die Tatsache, dass sie mit diesen Herausforderungen nicht allein dasteht, nur wenig tröstlich. Viele andere unverheiratete Mütter in Ghana sind in einer ähnlichen Situation wie die junge Mutter. Sie sind gezwungen, schlecht bezahlte, niedere Arbeiten anzunehmen, um sich und ihre Kinder zu versorgen – wodurch der Kreislauf der Armut fortgesetzt und die Zukunft ihrer Töchter und Söhne eingeschränkt wird.

Einkommen schaffen in einer Zeit beispielloser Not

Einen Ausweg bietet ein Projekt für alleinerziehende Mütter. Es will den beteiligten Teilnehmerinnen die nötigen Fähigkeiten vermitteln, damit sie ihr Leben sowie das ihrer Familien selbstbestimmt führen können. Das Projekt „Women's Voices and Leadership – Frauenstimmen und -führung“ verschafft den Frauen Gehör und will ihr gesellschaftliches Mitbestimmungsrecht fördern. Dazu unterstützt Plan International lokale und regionale Frauenorganisationen sowie -netzwerke in dem westafrikanischen Land, die sich für die Förderung der Frauenrechte, die Stärkung der Rolle der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen.

Eine Frau lässt Erde durch ihre Hände rieseln
Eine Landwirtin prüft die Bodenqualität Quinn Neally
Frauen bringen die Ernte ein
Als Gruppe erwirtschaften diese alleinerziehenden Mütter wachsende Erträge Geoffrey Buta

Der Auftakt für dieses Vorhaben fällt in die Zeit der Corona-Pandemie: Im März 2021 entstand die Idee für eine grundlegende Veränderung der Situation, indem sich Betroffene zusammenschließen und miteinander kooperieren sollten. 25 Mütter aus dem Distrikt Tolon im Norden Ghanas gründeten mit Unterstützung von Plan International eine Gruppe, in der sie gemeinsam geschult wurden und mit einem Kleinkreditprojekt Geld sparen konnten. Schließlich steigerten sie ihr Einkommen – mitten in einer Zeit beispielloser Not.

Diverse Interessen, Angebote und Verdienste

Die Frauen arbeiten seitdem Hand in Hand, helfen und unterstützten sich gegenseitig. „Das Gute an der Arbeit in der Gruppe ist, dass sie einen zur Zusammenarbeit ermutigt“, sagt Gruppenmitglied Rahinatu. „Wenn man in einer Gruppe ist, erreicht man schneller etwas als allein.“

„Das Gute an der Arbeit in der Gruppe ist, dass sie einen zur Zusammenarbeit ermutigt.“

Rahinatu, alleinerziehende Mutter und Projektteilnehmerin

Nach landwirtschaftlichen Trainings und einer diesbezüglichen Ausbildung beschloss die Gruppe, in den Soja- und Erdnussanbau einzusteigen. Im Rahmen des Projekts erhielten die Frauen ein Stück Land und Unterstützung beim Aufbau einer Produktionsstätte für Erdnusspaste. In ihrem ersten Jahr ernteten die Frauen 20 Säcke Sojabohnen und 10 Säcke Erdnüsse, die sich als ihr Verkaufsschlager erwiesen. Sie beschlossen, weiteres landwirtschaftliches Material zu besorgen, um ihre Erträge zu erweitern.

Andere Mitglieder der Gruppe entschieden sich für eine Ausbildung als Friseurin und Kosmetikerin, so auch Rahinatu. „Ich habe gelernt, wie man Haare flechtet, Pediküre und Maniküre macht. Ich habe den Kurs nach sechs Monaten abgeschlossen und bin inzwischen selbst Ausbilderin. An den Tagen, an denen ich keine Ausbildung machen, biete ich meine Flechtdienste an.“

Eine Frau frisiert eine Kundin
Rahinatu (rechts) bringt anderen Frauen die Kunst des Haareflechtens bei Geoffrey Buta

Endlich Geld für die Bildung der eigenen Kinder

Die Frauen erlernten nicht nur Fertigkeiten zur Sicherung des Lebensunterhalts, sondern erhielten auch Schulungen in den Bereichen Unternehmensführung, Gleichstellung der Geschlechter, Ernährung und Finanzen, etwa zum Aufbau und Unterhalt eines lokalen Sparsystem. Damit werden Kredite bezahlbar und Investitionen in die eigenen Unternehmen möglich.

Neben einer fair bezahlten Arbeit, die endlich ein Stück Sicherheit bei der Versorgung der eigenen Familie ermöglichte, war für die meisten Frauen die Bildung ihrer Kinder das dringlichste Anliegen. Die Mädchen und Jungen sollten endlich in eine Schule eingeschrieben werden; viele ihrer alleinerziehenden Mütter konnten zuvor die Kosten dafür nicht aufbringen.

Frauen verarbeiten Ernüsse mit einer Maschine
Gemeinsam haben die Frauen die Erträge ihrer Erdnussproduktion verdreifacht Geoffrey Buta

Gemeinsame Erfolge feiern

Rahinatu sagt, dass es für sie sehr schwer war, sich und ihren Sohn zu ernähren, bevor sie sich der Gruppe für alleinerziehende Mütter angeschlossen hat. Sie hat als Landarbeiterin gearbeitet und zum Beispiel Farmbesitzern bei der Ernte geholfen, und dabei weniger als einen US-Dollar pro Arbeitstag verdient – ein Leben unterhalb der Armutsgrenze. „Seit ich mit dieser Selbsthilfegruppe arbeite, hat sich viel für mich verändert. Ich bin selbstbewusster geworden, habe eine Wohnung für mich und meinen Sohn gemietet und bin aus dem Zimmer meines Freundes ausgezogen“, erzählt sie. So hat sich Rahinatu von einem Hungerlohn zu einem Mindesteinkommen von 50 US-Dollar pro Monat hochgearbeitet.

Auch die Sojabohnen- und Erdnussproduktion entwickelt sich positiv. Gemeinsam haben die Frauen seit ihrem Zusammenschluss als Gruppe ihre Erträge verdreifacht und mitlerweile einen zusätzlichen Hektar Ackerland hinzugewonnen. Sie bauen genug an, um die Ausbildung und Ernährung ihrer Kinder zu sichern. Und auch die Gruppe selbst ist gewachsen: Sie hat inzwischen 40 aktive Mitglieder.

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