Frauen klären gegen Mangelernährung auf
Es ist eine lebendige Atmosphäre, die unter dem Schatten eines großen Baumes auf dem Dorfplatz herrscht: Fröhliches Lachen und muntere Gespräche mischen sich mit dem Klirren des Löffels in einem dampfenden Topf. Der Duft von gerösteter Soja, von Hirse, Erdnüssen und Bohnen zieht durch die Luft, der neugierige Kindernasen anzieht. Rund 30 schwangere Frauen, stillende Mütter und Betreuungspersonen kleiner Kinder sind zusammengekommen, um von den Mamans Lumière – den „Müttern des Lichts“ – zu lernen. Sie alle verbindet das gleiche Ziel: ihre Kinder gesund zu ernähren und Mangelernährung in ihrer Gemeinde vorzubeugen.
Gemeinsam kochen, gemeinsam lernen
Die Kochdemonstrationen der Mamans Lumière sind ein zentraler Bestandteil eines Projekts von Plan International, das die Ernährungssituation in der krisengeprägten Tschadsee-Region verbessern soll. Sie besuchen Gemeinden in der Region Diffa in Niger und zeigen Frauen, wie sie nahrhafte, vitaminreiche Mahlzeiten zubereiten können. Heute steht ein angereicherter Porridge auf dem Programm – eine Mischung aus lokal verfügbaren Zutaten wie Erdnüssen, Hirse, Bohnen, Soja und Milch.
„Wir haben gelernt, wie wir unsere Kinder besser ernähren, und geben dieses Wissen nun weiter“
Aissa, eine der Mentorinnen, erklärt zunächst die Bedeutung von Händewaschen vor dem Essen. Dann zeigt sie Schritt für Schritt, wie aus einfachen Lebensmitteln eine nährstoffreiche Mahlzeit entsteht. Die Frauen hören aufmerksam zu, machen sich Notizen und tauschen sich über ihre eigenen Erfahrungen aus.
„Wir haben diese Techniken gelernt, um unsere Kinder besser zu ernähren – und nun geben wir dieses Wissen weiter“, sagt Aissa.
Wissen, das Leben retten kann
Niger zählt zu den Ländern mit den weltweit höchsten Raten von Kindersterblichkeit und akuter Mangelernährung. Gründe sind unter anderem anhaltende Konflikte, Lebensmittelknappheit und der Klimawandel, der Ernten zerstört und die Versorgungslage verschlechtert. Hier setzt das Projekt an: Die Mamans Lumière stammen selbst aus den Gemeinden, in denen sie aktiv sind. Sie sind Vertrauenspersonen, die andere Frauen erreichen, informieren und unterstützen.
„Die Kochvorführungen vermitteln, wie wichtig lokale Lebensmittel sind“
Dr. Djamilou Rabiou, Ernährungsspezialist bei Plan International, betont die Wirkung der Aktivitäten: „Diese Kochvorführungen zeigen nicht nur, wie gesunde Mahlzeiten zubereitet werden. Sie vermitteln auch, wie wichtig lokal verfügbare, nährstoffreiche Lebensmittel sind. So sollen Unterbrechungen in der Versorgungskette verhindert werden. Sie helfen außerdem, Ernährungsmythen abzubauen – zum Beispiel die Annahme, bestimmte Lebensmittelkombinationen sollten vermieden werden, weil sie ein Kind krank machen könnten.“
Stärkung von Müttern – Schutz für Kinder
Die Geschichten der teilnehmenden Frauen verdeutlichen den Erfolg des Projekts. Zeinabou, eine junge Mutter von zwei Kindern, hat die neue Porridgerezeptur bereits fest in ihren Alltag integriert: „Die Zutaten sind leicht zu finden, mein Kind liebt den Porridge – und ist gesund“, sagt sie lächelnd, während sie ihr Einjähriges füttert.
Doch das Projekt geht über die Verbesserung der Essgewohnheiten hinaus. Die Mamans Lumière wurden zusätzlich darin geschult, frühe Anzeichen von Mangelernährung zu erkennen. Damit werden Behandlungen schneller eingeleitet und schwere Krankheitsverläufe vermieden.
Große Wirkung in der Region Diffa
Fast die Hälfte der Kinder unter fünf Jahren in Niger sind chronisch unterernährt (UNICEF). Die Folgen sind gravierend: Wachstums- und Entwicklungsverzögerungen, erhöhte Krankheitsanfälligkeit und eine verminderte Lebenserwartung. Klimawandel, Konflikte und Versorgungslücken machen es den Familien schwer, sich dauerhaft ausreichend und ausgewogen zu ernähren. Projekte wie die Mamans Lumière tragen nachhaltig zur Verbesserung bei: Die Nutzung lokal verfügbarer Lebensmittel reduziert die Abhängigkeit von teurem Import und macht eine gesunde Ernährung realistischer. Die Bewusstseinsbildung für Hygiene schützt Kinder davor, durch verunreinigte Nahrung krank zu werden. Die Mentorinnen genießen Vertrauen, da sie selbst aus der Gemeinde kommen – und erreichen Frauen, die sonst kaum Zugang zu Informationen und Beratung hätten, wie junge Mütter in abgelegenen Dörfern. Sie erkennen Anzeichen von Mangelernährung und können frühzeitig Hilfe organisieren. Kurz: Die Mamans Lumière setzen genau dort an, wo Veränderung möglich und nachhaltig ist: im Alltag der Familien.
Bis heute wurden in der Region Diffa 8.311 Frauen durch Kochdemonstrationen und Sensibilisierungsmaßnahmen erreicht und 121 junge Mütter unter 25 mit mangelernährten Kindern durch zusätzliche Cash-Transfers unterstützt. Jede von ihnen trägt das neu erlernte Wissen weiter – an ihre Familien, Nachbarinnen und Freundinnen. So entsteht eine Bewegung, die die Zukunft vieler Kinder nachhaltig verändert. Insgesamt sollen 15.940 Menschen direkt von den Projektaktivitäten profitieren.
Ein Löffel Hoffnung
Am Ende jeder Sitzung erhalten die Frauen nicht nur eine Portion des frisch zubereiteten Porridges. Sie gehen auch mit dem Gefühl nach Hause, ihre Kinder stärken und schützen zu können. Jeder einzelne Löffel steht für die Chance auf ein gesünderes Aufwachsen.
Die Mamans Lumière zeigen eindrücklich: Wenn Frauen zusammenkommen, Wissen teilen und sich gegenseitig unterstützen, entsteht Licht – selbst in herausfordernden Zeiten.
Die Geschichte wurde mit Material aus dem nigrischen Plan-Büro verfasst.