
Weibliche Genitalverstümmelung abschaffen
In Mali wird die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung landesweit praktiziert. Sie birgt ein hohes gesundheitliches Risiko für die Mädchen und jungen Frauen und ist oft mit schweren körperlichen und seelischen Folgen verbunden. Plan und seine Partner kämpfen bereits seit 2004 in verschiedenen Regionen Malis dafür, Mädchen vor der weiblichen Genitalverstümmelung zu schützen und die Zahl der beschnittenen Mädchen und Frauen zu senken.
Das Projekt ist erfolgreich finanziert.
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Jetzt Pat:in werden!Was wir in Mali erreicht haben
Im Laufe des Projekts wurden 25 Vereinbarungen über den Verzicht auf FGM/C unterzeichnet und 30 Beschneiderinnen gaben ihre Tätigkeit auf. Zur Sicherung der Langfristigkeit dieser Erfolge kam es außerdem zur Gründung einer Vereinigung ehemaliger Beschneiderinnen sowie einer Gruppe für junge Aktivist:innen in den Gemeinden, die sich weiterhin gegen schädliche Praktiken einsetzen. Das Projekt trug damit zur Verbesserung der Lebensbedingungen, zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts und mit Mikrofinanzierung zur Förderung der wirtschaftlichen Selbstständigkeit von Frauen bei.
Das Projekt „Weibliche Genitalverstümmelung abschaffen“ setzten wir in Zusammenarbeit mit Plan International Mali von August 2020 bis Februar 2025 um. Es richtete sich an 49 Dörfer in den Gemeinden Oualia, Gounfan und Niambia im Kreis Bafoulabé. Im Verlauf des Projekts wurden zahlreiche Aktivitäten durchgeführt, um das Bewusstsein in den Gemeinden zu stärken, soziale Tabus abzubauen und Frauen zu empowern. Zu wichtigen Erfolgen gehören die breite Akzeptanz des Projekts in den Gemeinden, die individuelle und kollektive Abkehr von FGM/C in den Projektgebieten sowie die erfolgreiche medizinische Unterstützung von betroffenen Frauen.

Unsere Projekterfolge
Die Erfolge
- 30 Beschneider:innen legten ihre Tätigkeit nieder
- 25 Vereinbarungen über den Verzicht auf FGM/C wurden unterzeichnet
- 30 Lehrkräften wurden zu den Folgen von FGM/C und zu altersgerechten Kommunikationsmitteln geschult
- Sechs Radiomoderator:innen und 30 jugendlichen Medienschaffende erlernten Kommunikationstechniken zu FGM/C und Kinderrechten
- 15 Betroffene von Komplikationen ausgelöst durch FGM/C wurden medizinisch und psychosozial versorgt
- Mehr als 5000 Menschen wurden mit Theateraufführungen und Workshops über Kinderheirat und die Folgen von FGM/C informiert
Prüfung und Bewertung
Ursprünglich war das Projektende auf Juli 2023 angesetzt. Aufgrund des Sicherheitskontextes vor Ort kam es zu Verzögerungen. Aktivitäten konnten erst später umgesetzt und Anschaffungen verzögert gemacht werden, sodass das Projekt verlängert wurde. Trotz einer Kürzung des Projektbudgets, konnten alle Projektziele erreicht und eine nachhaltige Veränderung vor Ort geschaffen werden.
Die Zwischenevaluierung wurde durchgeführt, um eine effektive und wirkungsvolle Umsetzung des Projekts sicherzustellen. Sie hob insbesondere die Stärke der gemeinschaftlichen Ansätze des Projekts hervor. Zum Ende jeder Aktivität fand ein Feedbackgespräch mit dem gesamten Team statt, um Stärken und Herausforderungen bei der Umsetzung zu erkennen. Eine Projektteilnehmerin berichtet:
„Vor dem Projekt wussten wir nicht, wie wir diese Rechte in unserer Gemeinschaft, in der Mädchen nicht in Entwicklungsaktivitäten einbezogen werden, zum Ausdruck bringen und einfordern sollten. Unsere Meinung wurde zu Themen wie Beschneidung und Frühverheiratung nicht gefragt. Dank des Projekts werden die Mädchen vor allem in der Frage der Ehe angehört.“
Projektaktivitäten August 2020 - Februar 2025
Um verschiedene Generationen in den Prozess der Bekämpfung von FGM/C einzubeziehen, fanden Workshops für 392 Großeltern aus den Projektgemeinden statt. Dabei wurden die Folgen von FGM/C, die Konsequenzen für Kinder, geschlechtsbasierte Gewalt und Kinderechte thematisiert. Besonders ging es um die Rolle der Großeltern bei der Erziehung und ihrem Schutzauftrag für Kinder und Enkelkinder. Mamoussa Sissoko aus dem Dorf Moriya berichtet:
„Mein Bewusstsein schärfte sich, als ich eine meiner kleinen Töchter beschneiden ließ und es Komplikationen gab. Mir wurde klar, dass ich meine Augen nicht länger vor dieser Praxis verschließen konnte. Seitdem habe ich den Entschluss gefasst, meine kleinen Mädchen nicht mehr zu beschneiden. Jedes Kind verdient es in Sicherheit und ohne Angst um seine Gesundheit aufzuwachsen. Durch die Aufklärungsarbeit von Plan International haben sich alle Bewohner von Moriya dazu entschlossen, die Praxis der Beschneidung aufzugeben.“
Darüber hinaus wurden Workshops mit muslimischen und christlichen religiösen Führungspersonen durchgeführt. Inhalte waren sexuelle und reproduktive Gesundheit, Kinderrechte sowie schädliche traditionelle Praktiken. Ziel war es, religiöse Missverständnisse auszuräumen und die Genitalverstümmelung zu beenden. Ein Teilnehmer erklärte:
„Ich war der festen Überzeugung, dass es vom Islam verlangt wird. Ich habe nun verstanden, dass muslimische Länder, die nicht weit von uns entfernt sind, diese Praxis nicht kennen. Es gibt sogar einige Dörfer hier in der Gemeinde, die sie nicht praktizieren. Was hindert uns daran, sie aufzugeben?“
In den 49 Dörfern im Projektgebiet fanden regelmäßige Aufklärungsgespräche über Kinderrechte und Kinderheirat sowie die Folgen von Beschneidungen statt. Die Gespräche fanden in den wöchentlichen Versammlungen von Frauengruppen statt. Insgesamt wurden in der Projektlaufzeit 2.548 Aufklärungsgespräche durchgeführt. So konnte das Tabu rund um das Thema Beschneidung gebrochen werden, sodass nun offener darüber gesprochen wird.

Um möglichst viele Menschen zu erreichen, setzte das Projekt auf Medien- und Kulturformate:
- 6 Radiomoderator:innen und 30 jugendliche Medienschaffende (12 Mädchen, 18 Jungen) wurden geschult.
- Über ein Jahr hinweg wurden zweimal täglich Radiosendungen ausgestrahlt mit den Inhalten weibliche Genitalverstümmelung, Kinderheirat, Gewaltprävention und Kinderrechte.
- 5.025 Menschen nahmen an Theateraufführungen in Oualia, Gounfan und Niambia teil (834 Männer, 2.302 Frauen, 949 Jungen, 940 Mädchen).
- Schauspieler:innen wurden zu den Themen geschult, um Wissen wirkungsvoll zu vermitteln.
- Das Publikum war aktiv eingebunden, stellte Fragen und diskutierte.
Die Maßnahmen stärkten den gesellschaftlichen Dialog, erreichten breite Bevölkerungsgruppen und trugen nachhaltig zur Sensibilisierung in den Gemeinden bei.
Im Rahmen eines Programms wurden Frauen aus lokalen Frauengruppen geschult, Spargruppen zu gründen, zu verwalten und organisatorisch zu strukturieren. Ziel war es, ihnen zu ermöglichen, mit lokalen Ressourcen eigene Einkommensaktivitäten aufzubauen.
Schwerpunkte der Schulungen:
- Gründung und Verwaltung von Spargruppen
- Nutzung lokaler Ressourcen (z. B. Mangos, Fonio, Sorghum, Erdnüsse)
- Entwicklung von Strategien für nachhaltige Einkommensaktivitäten
Erfolge der Maßnahme:
- Positive Resonanz der Teilnehmerinnen
- Frauen erkannten Ursachen für Verluste in früheren Projekten
- Stärkung von Selbstvertrauen und Zukunftsperspektiven
- Entlastung von familiären Lasten durch eigenes Einkommen
Insgesamt nahmen 245 Frauen aus lokalen Frauengruppen an den Schulungen teil.
Im Projekt wurden Fachkräfte geschult, um Frauen mit Komplikationen nach Genitalverstümmelung besser zu unterstützen. Ziel war es, medizinische und psychosoziale Hilfe sicherzustellen und die Selbstständigkeit betroffener Frauen zu fördern.
Unsere Schwerpunkte:
- Ausbildung von 9 Sozialarbeiter:innen und Pfleger:innen
- Vorbereitung auf medizinische und psychosoziale Betreuung
- Identifizierung und Behandlung von 15 betroffenen Frauen
- Unterstützung von 30 Frauen mit Fonds für einkommensschaffende Aktivitäten
Mariétou, eine Betroffene, berichtet: „Ich hatte Schmerzen, litt an chronischen Krankheiten und Harnwegsinfektionen, was sich auf mein Leben auswirkte. Als das Team von Plan International hier ankam, […] wurden [wir] an das Gesundheitszentrum in Bafoulabé verwiesen. Dort wurde ich untersucht. Glücklicherweise war kein chirurgischer Eingriff erforderlich, der Arzt verschrieb mir jedoch Medikamente. Alle Kosten wurden von Plan Mali übernommen. Heute habe ich keine Schmerzen mehr.“
Was ist FGM/C?
Die weibliche Genitalverstümmelung/-beschneidung (englisch: Female Genital Mutilation (FGM) oder Female Genital Cutting, FGC)) umfasst verschiedene Verfahren, die darauf abzielen, die äußeren Genitalien von Frauen teilweise oder vollständig zu entfernen oder zu verletzen. Dies kann kulturelle oder andere nicht-therapeutische Gründe haben. Das Alter der betroffenen Mädchen variiert stark. Die meisten, die von dieser Praxis betroffen sind, sind noch Kinder - sie sind zwischen sechs und 13 Jahren alt, wobei die Altersspanne auch von Säuglingen bis zu erwachsenen Frauen reicht.
Ziele für Nachhaltige Entwicklung:
Die Sustainable Development Goals (SDGs) der UN sind ein globaler Aktionsplan, um weltweite Herausforderungen wie Armut, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit gemeinsam zu bewältigen. Plan International unterstützt diese Ziele, indem wir Menschen weltweit stärken und uns aktiv für nachhaltige Entwicklung einsetzen – durch Bildungsprojekte, Aufklärung und gezielte Hilfsmaßnahmen. Welche UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) wir mit diesem Projekt angehen, erfahren Sie hier:
Abschlussbericht
Meinungen unserer Pat:innen und Spender:innen
Nachhaltige Hilfe, die ankommt
Mo. - Fr. erreichbar. Bitte schreiben Sie uns eine Email oder rufen Sie uns an.