Von der Straßenkickerin zur Profifußballerin

Foto: Plan International

Die 18-jährige Tombody spielte früher heimlich Fußball auf der Straße. Dank eines Projekts von Plan International ist sie inzwischen auf dem Weg in die internationalen Arenen.

In Guinea ist die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern eine große Herausforderung. Das zeigt sich nicht nur in Bezug auf den Zugang zu Bildung für Mädchen, sondern auch in den Hindernissen, die Frauen beim Zugang zu beruflichen Karrieren und Entscheidungspositionen begegnen. Obwohl Sport in Westafrika sehr beliebt ist, ist es für Mädchen und Frauen nicht immer einfach, daran teilzunehmen.

In den meisten Schulen Guineas wird Sport oft vernachlässigt, weil es an Freizeiträumen oder Ressourcen mangelt – obwohl es sich dabei um einen notwendigen Bestandteil der Erziehung und Entwicklung von Kindern handelt. Laut einem 2017 veröffentlichten Bericht der Weltbank über Guinea sind weniger als 10 Prozent der öffentlichen Grundschulen überhaupt mit Sporteinrichtungen ausgestattet (in ländlichen Gebieten liegt dieser Anteil bei weniger als zwei Prozent).

Tombody steht gemeinsam mit zwei Trainern mitten in einem Fußballstadion.
Tombody hat früher heimlich Fußball gespielt, weil ihre Eltern dachten, der Sport wäre nur für Jungen Plan International

Tombodys Weg zum Fußball

Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat Plan International in Guinea ein Fußballprojekt umgesetzt. Das Projekt nutzt den Fußball, um das Selbstwertgefühl und die Fähigkeiten junger Frauen zu stärken, damit sie zu Akteur:innen des Wandels in ihren Gemeinden werden können. Seit dem Start im Jahr 2020 hat das Projekt dazu beigetragen, das Leben zahlreicher Mädchen aus Guinea zu verändern. So auch das der heute 18-jährige Tombody, deren Ziel es ist, eine weltbekannte Profifußballerin zu werden. Aber wie und wann hat sie den Fußball entdeckt?

„Als ich sechs Jahre alt war, begann ich in meiner Nachbarschaft Fußball zu spielen. Immer wenn ich die Jungs nachmittags spielen sah, habe ich mich vor meinen Eltern versteckt, um zuzuschauen. Dann habe ich angefangen, mit meinen Freundinnen zu spielen. Da wir es uns nicht leisten konnten, einen Ball zu kaufen, bastelten wir uns aus Plastiktüten einen eigenen Ball und spielten zusammen. Aber meine Eltern fanden das nicht gut, weil sie dachten, Fußball sei nur etwas für Jungs“, erklärt Tombody.

„Meine Eltern fanden das nicht gut, weil sie dachten, Fußball sei nur etwas für Jungs.“

Tombody (18), junge Kickerin aus Guinea

„Mit der Zeit spielte ich weiter und erregte die Aufmerksamkeit der Fußballtrainer an meiner Schule. Ich war Kapitänin der Mädchenmannschaft der Schule, und wir schafften es, uns für die Endrunde eines schulübergreifenden Fußballturniers zu qualifizieren. Da sagte mein Vater zu meiner Mutter, sie solle mich spielen lassen, wenn es mich nicht daran hindere, zur Schule zu gehen.“ 

Fußball fördert Gleichberechtigung

Sport ist ein hervorragendes Mittel, um die Stellung von Mädchen zu verbessern. Er stärkt ihr Selbstvertrauen und ihre Autonomie und hilft ihnen gleichzeitig, sich zu behaupten und Führungsqualitäten zu entwickeln, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu bekämpfen und Stereotypen abzubauen.

Tombody steht mit einem Fußball unter dem Arm in der Mitte eines Stadions und zeigt das Peace-Zeichen.
Inzwischen trainiert Tombody in einem Trainingszentrum des guineischen Fußballverbandes Plan International
Tombody steht neben einem Mann in Trainingsanzug und Käppi.
Tombody und ihr Trainer Plan International

Plan-Projekt stärkt den Frauenfußball in Westafrika

Tombody erfuhr zum ersten Mal von dem Plan-Projekt, als ein Talentscout in ihre Schule kam, um ihr beim Spielen zuzusehen. „Ich wurde für das Projekt ausgewählt und besuche jetzt ein Trainingszentrum des guineischen Fußballverbands in Conakry. Ehrlich gesagt war mein Weg nicht einfach, aber dank meines Mutes glaube ich, dass ich einen guten Anfang gemacht habe.“

Das Programm fördert den Frauenfußball in drei westafrikanischen Ländern – Benin, Togo und Guinea –, um die Einstellungen der Menschen vor Ort zu verändern. Die mehr als 5.000 jungen Projektteilnehmerinnen im Alter zwischen 12 und 24 Jahren haben die Möglichkeit, auf modernen Anlagen Fußball zu spielen, die von Spieler:innen aller Geschlechter genutzt werden. Im Rahmen des Projekts werden Sportvereine für Mädchen in weiterführenden Schulen gegründet, die auch Jungen, Lehrer:innen und Eltern dazu ermutigen, sich zu engagieren und die Mädchen zu unterstützen.

Sensibilisierungsmaßnahmen sind ein weiterer Aspekt des dreijährigen Projekts, das von 2020 bis 2023 läuft. Den Mädchen werden Fähigkeiten und Kenntnisse in Bezug auf die Entscheidungsfindung vermittelt, wie zum Beispiel Verhütung und Umgang mit der Menstruation. Sie lernen viel über ihre Rechte, um so geschlechtsspezifische Gewalt zu verhindern.

„Heute sehe ich einen positiven Mentalitätswandel in unseren Familien: wir werden allmählich als gleichberechtigt mit den Jungen angesehen.“

Tombody (18), junge Kickerin aus Guinea

„Das Projekt schult uns unter anderem in Fragen der Gleichstellung, der geschlechtsspezifischen Gewalt, des Kinderschutzes und der Sexualität. Heute sehen wir einen positiven Mentalitätswandel in unseren Familien und wir werden allmählich als gleichberechtigt mit den Jungen angesehen, vor allem im Sport. Die Barrieren beginnen zu verschwinden“, sagt die junge Fußballerin.

Eltern und Familien, Leitungspersonen von Sportverbänden oder von lokalen Organisationen, sowie lokale Behörden werden über die negativen Auswirkungen von sozialen Normen und Geschlechterstereotypen aufgeklärt, welche die Entwicklung von Mädchen behindern und der Chancengleichheit im Weg stehen.

Tombody will hoch hinaus

„Ohne diese Initiative von Plan International wäre ich heute vielleicht Mutter mehrerer Kinder und meinem Mann ausgeliefert. Ich könnte meine Träume nicht verwirklichen. In der Zukunft möchte ich eine professionelle und internationale Fußballspielerin werden und meinen Schulabschluss machen, damit ich nach dem Fußballspielen eine Karriere machen kann“, sagt Tombody.

„Heute gehe ich zur Schule, ich treffe meine eigenen Entscheidungen und ich kann sagen, dass meine Familie stolz auf mich ist. Ich habe es geschafft, meinen eigenen Weg zu gehen. In Zukunft möchte ich meine Familie versorgen können und mich für die Rechte von benachteiligten Menschen, insbesondere von Frauen, einsetzen.“ Auf die Frage, ob sie einen Rat für jüngere Mädchen hat, die vielleicht in ihre Fußstapfen treten wollen, sagt Tombody: „An alle jungen Frauen, die meine Geschichte lesen: Gebt niemals auf, denkt an eure Träume, auch wenn euch Hindernisse im Weg stehen, kämpft dafür, und am Ende wird alles für euch gut sein.“ 

Tombodys Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Guinea aufgeschrieben.

Mit einer Patenschaft helfen

In Guinea unterstützt Plan International unter anderem Maßnahmen zum Schutz vor weiblicher Genitalverstümmelung, fördert die Gleichberechtigung, sorgt für Gesundheitsaufklärung und trägt so zur Krankheitsprävention bei.

Mit einer Patenschaft unterstützen Sie nicht nur ihr Patenkind, sondern auch die gesamte Gemeinde. Denn durch Ihre Hilfe können wir wichtige Projekte in der Gemeinde umsetzen.

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