Traditionen überwinden: Kuntas Weg zur gesunden Mutterschaft

Foto: Plan International

Traditionelle Bräuche für die Zeit der Schwangerschaft führten bei der Nepalesin Kunta zu Unterernährung. Ein Projekt von Plan International half der 26-Jährigen, auf ihre Gesundheit und die ihrer Kinder zu achten – und veränderte auch für ihren Mann die Elternschaft.

Die 26-jährige Kunta aus Nepal ist Mutter von zwei Söhnen im Alter von fünf Jahren und neun Monaten. Sie heiratete mit 19, drei Jahre später war sie schwanger. „Ich hatte keine Ahnung, wie ich allein für ein Kind sorgen sollte. Meine Schwiegermutter blieb einige Monate bei mir und kümmerte sich um meinen Sohn“, erzählt Kunta. Während ihrer ersten Schwangerschaft hielt sich die 26-Jährige an die traditionellen Gebräuche ihrer Familie. Doch die Anweisungen, die ihr gegeben wurden, waren nicht immer korrekt – so durfte sie beispielsweise keinen Fisch, kein Fleisch und keine Milchprodukte essen. So fehlten ihr wichtige Nährstoffe in dieser für den Körper ohnehin schon herausfordernden Zeit.

Dil Maya und weitere freiwillige Gesundheitshelferinnen kümmern sich um Schwangere und geben ihnen wertvolle Ratschläge Plan International

„Während meiner ersten Schwangerschaft war ich unterernährt“, berichtet Kunta. „Ich nahm nicht zu und konnte nicht genug Milch für meinen Sohn produzieren. Bis heute hat er nicht zugenommen und ist die meiste Zeit müde.“ In der Zeit der Schwangerschaft erhielt Kunta Besuch von der freiwilligen Gesundheitshelferin Dil Maya Thapa Magar, die sofort erkannte, dass die junge Schwangere unterernährt war. „Kunta war schwach und konnte nicht regelmäßig ins Gesundheitszentrum kommen. Ich ging zu ihr nach Hause und versorgte sie mit Eisen- und Kalziumtabletten.“

Nach der Geburt ihres Sohnes übernahm Kuntas Schwiegermutter schnell die Verantwortung und begann, ihrem neugeborenen Enkel feste Nahrung wie Haluwa (ein Pudding aus Grieß, Mehl oder Linsen) zu geben. Obwohl Dil Maya versuchte zu intervenieren, wurde ihr Rat nicht befolgt. „Ich kam oft vorbei und habe Kunta Informationen über Kindererziehung gegeben, aber wegen der traditionellen Einstellung ihrer Schwiegermutter konnte ich nicht viel tun.“

Müttertreffen: „Meine beste Entscheidung“

Da sie ihre Ausbildung nach der Heirat nicht abschließen konnte, lebt Kunta mit ihrem Mann und ihren Kindern in einer kleinen ländlichen Gemeinde im Distrikt Sindhuli in Nepal. Ihr Mann arbeitet als Hilfsarbeiter und kommt oft erst spät abends nach Hause. Um zum Familieneinkommen beizutragen, betreibt Kunta neben ihrem Haus einen Lebensmittelladen.

Kunta (l.) betreibt einen kleinen Lebensmittelladen neben ihrem Haus Plan International

„Der Müttergruppe beizutreten war die beste Entscheidung.“

Kunta, zweifache Mutter aus Nepal

Vor zwei Jahren wurde Kunta zu einem Müttertreffen eingeladen, das von Plan International in Zusammenarbeit mit HANDs Nepal organisiert wurde. Im Rahmen des „Child Dream“-Projekts (etwa: Kindertraum) unterstützen wir Eltern, Betreuer:innen und Gemeindeorganisationen dabei, Kindern die Fürsorge und Dienstleistungen zukommen zu lassen, die sie brauchen, um gesund aufzuwachsen und ihr volles Potenzial zu entfalten.

Das „Child Dream“-Projekt wird in mehr als 300 Gemeinden in fünf Distrikten Nepals durchgeführt: Makwanpur, Sunsari, Jumla, Bardiya und Sindhuli. Das Projekt richtet sich an schwangere Frauen und junge Eltern mit Kindern unter drei Jahren. In Kursen für positive Elternschaft werden den Eltern neue Fähigkeiten und Kenntnisse vermittelt.

„Der Müttergruppe beizutreten war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe“, sagt Kunta. „Das hat mir geholfen, vor, während und nach der Geburt meines zweiten Kindes offen mit meinem Mann zu sprechen und zu planen. In den Elternseminaren habe ich neue Fähigkeiten erlernt, wie zum Beispiel aus alten Kleidern Spielzeug für meine Kinder zu basteln. Ich habe gelernt, wie wichtig die Anregung der fünf Sinne für die Gesamtentwicklung meines Kindes ist. Ich wählte bunte Kleidung für das Spielzeug aus, sprach während der Schwangerschaft mit meinem Bauch und aß nahrhaftes Essen wie Fisch und Fleisch.“

In den Kursen erwerben die Mütter auch Fähigkeiten und Kenntnisse, die ihnen helfen, sich von geschlechtsspezifischen Normen und traditionellen Einstellungen zu befreien. „Bei den wöchentlichen Treffen erzählt jede Mutter von ihren Erfahrungen. Ich lerne von ihnen und wende einige ihrer Ideen zu Hause an. Ich verstehe jetzt, wie wichtig Bildung für meine Kinder ist und möchte ein positives Lernumfeld für sie schaffen“, sagt Kunta.

Kunta mit ihrem jüngsten Sohn Plan International
Kunta bastelt buntes Spielzeug für ihre Kinder aus alten Kleidungsstücken Plan International
Kunta mit ihrem Kind
Kunta mit ihrem Sohn

Ebenfalls wichtig: Eine positive Vater-Kind-Bindung

„Nachdem ich einige Monate an den Treffen teilgenommen hatte, sprachen wir über Väter und ihr positives Engagement für die frühe Entwicklung der Kinder, die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Mütter und die Unterstützung durch die Gemeinschaft. Daraufhin bat ich meinen Mann, mit mir an den Elternseminaren teilzunehmen.“

Kunta sagt, ihr Mann habe sein Verhalten geändert, nachdem er an den Kursen teilnahm. „Er half bei der Hausarbeit und verkaufte keine Zigaretten mehr in unserem Laden, weil die Leute sie vor meinen Augen kauften und rauchten, was nicht gut für die Gesundheit des Babys war.“ Sie erzählt auch, dass sie und ihr Mann kürzlich das Zimmer ihres Sohnes mit bunten Bildern dekoriert haben. „Ich helfe meinem älteren Sohn beim Zeichnen und Ausmalen seiner Hausaufgaben. Ich sammle seine Zeichnungen und hänge sie an die Wand, um ihm meine Wertschätzung zu zeigen. Er liebt es, wenn ich das tue“, so die zweifache Mutter.

„Mein Mann half bei der Hausarbeit und verkaufte keine Zigaretten mehr in unserem Laden, weil die Leute sie vor mir rauchten, was nicht gut für die Gesundheit des Babys war.“

Kunta, zweifache Mutter aus Nepal

Dil Maya hat eine große Veränderung bei Kunta bemerkt, seit sie zu den Treffen der Müttergruppe geht. „Früher, als ich Kunta verschiedene Dinge über Kinderpflege beibrachte, hat sie nur einen meiner Ratschläge befolgt. Aber seit sie an den Elternseminaren teilnimmt, macht sie alles, was ich ihr sage.“

Kunta und ihr Mann verbringen jetzt so viel Zeit wie möglich mit ihren Söhnen. Ihr Mann sagt: „Ich versuche, früher nach Hause zu kommen. Da mein älterer Sohn in die Schule geht, singe ich ihm gern Schullieder vor, lese mit ihm Gute-Nacht-Geschichten und zeige ihm, wie ich mit seiner Mutter arbeite. Ich habe aufgehört, Kunta zu beschimpfen und anzuschreien. Stattdessen gehe ich mit ihr auf den Markt und zu Festen, damit wir beide unsere gemeinsame Zeit genießen können. Die Erziehungsseminare haben mir ein neues Verantwortungsgefühl für meine Kinder und meine Frau gegeben.“

Die Geschichte von Kunta und ihrer Familie wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Nepal erstellt.

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