Kinder vor Menschenhandel schützen

Foto: Plan International / Tin Villanueva

Auf den Philippinen schützt ein Projekt seit 2023 Kinder vor Ausbeutung und Kinderehen. Erste Erfolge zeigen: Gemeinsam mit engagierten Eltern und Jugendlichen entstehen sichere Perspektiven für tausende Kinder.

Menschenhandel, Früh- und Zwangsverheiratung bedrohen das Leben vieler Kinder und Jugendlicher auf den Philippinen. Noch immer wird jedes sechste Mädchen vor seinem 18. Geburtstag verheiratet, Armut und Perspektivlosigkeit machen sie anfällig für Ausbeutung. Besonders Mädchen laufen Gefahr, aus armen Gemeinden in die Städte verschleppt zu werden, wo sie sexuelle Ausbeutung oder Zwangsheirat erwartet. Obwohl es inzwischen ein Gesetz gegen Kinderehen gibt, fehlen funktionierende Schutzmechanismen. Zwischen 2016 und 2020 wurden mehr als 3.600 Fälle von Menschenhandel gemeldet – nur ein Bruchteil kam vor Gericht.

Um Kindern ein Leben in Sicherheit zu ermöglichen, startete Plan International im Oktober 2023 das Projekt „Kinder vor Menschenhandel schützen“. In sechs Gemeinden der Inseln Samar und Mindoro sollen in drei Jahren über 12.000 Mädchen und Jungen erreicht werden.

Eine Teenagerin hält einen Vortrag. In ihrer Hand ein Mikrofon und hinter ihr aufklärende Plakate.
Jugendliche, die sich im Projekt als Peer-Educator:innen engagieren, tauschen sich über ihre Aufgaben aus und nehmen an Coachings und Mentorings teil Plan International

Ein gelungener Auftakt

Der Startschuss fiel mit Workshops für 130 Vertreter:innen aus Schulen, Gesundheitswesen, Polizei und lokalen Organisationen. Gemeinsam diskutierten sie, wie Schutzstrukturen gestärkt werden können – etwa durch Kinderschutzzentren in Krankenhäusern. Parallel nahmen über tausend Eltern an Seminaren teil, in denen sie über die Risiken von Menschenhandel und Kinderehen aufgeklärt wurden.

Kurz darauf zeigte sich, wie wichtig die vorausschauende Hilfe ist: Als das Wetterphänomen El Niño Dürren auslöste, stellte das Projekt Bargeldhilfen bereit. 170 Familien konnten so ihre dringendsten Bedürfnisse decken – ein frühes Beispiel dafür, wie flexibel das Programm auf Krisen reagiert.

Aufklärung in den Gemeinden

Im Sommer 2024 ging es um die breite Aufklärungsarbeit. In 41 Familientreffen sprachen Eltern und Betreuungspersonen über Wege, Kinder zu schützen. 18 Selbsthilfegruppen entstanden, in denen sich 90 Mütter und Väter regelmäßig austauschen. „Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen“, lautet das Motto.

Auch die Jugendlichen wurden einbezogen: 180 Mädchen und Jungen ließen sich zu Peer-Educator:innen ausbilden. Sie lernten, Mitschüler:innen über Kinderrechte und die Gefahren von Menschenhandel aufzuklären. Bis Herbst gaben sie ihr Wissen in 15 Veranstaltungen an fast tausend Gleichaltrige weiter.

Eine Schülerin hält lächelnd eine Hand in die Luft für eine Wortmeldung
Junge Peer-Educators werden ausgebildet, um andere Jugendliche zu unterstützen, zu trösten und zu beraten Plan International / Tin Villanueva
Eine Gruppe Teenager steht vor einer Schultafel
Jugendliche auf den Philippinen setzten sich gegen Menschenhandel ein Plan International / Tin Villanueva

Ein besonderes Werkzeug ist die Oky-App. Sie informiert über sexuelle Gesundheit, Kinderschutz und Anlaufstellen bei Gewalt. Jugendliche stellten die App in Schulen vor – und machten damit deutlich, wie digitale Lösungen den Schutz stärken können.

Breite Wirkung und erste politische Erfolge

Zwischen Oktober 2024 und März 2025 zeigte sich, wie groß die Reichweite inzwischen ist: Fast 3.000 Kinder nahmen an Sitzungen der Peer-Educator:innen teil. Mehr als 1.500 Eltern wurden in Selbsthilfegruppen erreicht. Zusätzlich fanden 35 große Gemeindeveranstaltungen statt, die fast 2.000 Menschen zusammenbrachten.

Auch politisch bewegt sich etwas. In Tacloban City erarbeiteten Vertreter:innen der Gemeinde Änderungsvorschläge für eine lokale Anti-Menschenhandels-Verordnung. Und in allen Projektregionen entstehen kinderfreundliche Feedback-Boxen, über die Kinder Missbrauch anonym melden können.

Gail: Eine Mutter mit einer Mission

Wie sehr das Projekt schon jetzt Leben verändert, zeigt die Geschichte von Gail. Die 35-Jährige ist Mutter von drei Kindern und leitet in ihrer Gemeinde den Ausschuss für Frauen und Kinder.

„Als Mutter habe ich die Pflicht, meine Kinder zu schützen“, sagt sie. Seit Projektbeginn ist sie eine treibende Kraft, organisiert Treffen und spricht Nachbar:innen an. Zwei Fälle von Kinderhandel wurden in ihrem Viertel bereits aufgedeckt, einer der Täter sitzt im Gefängnis. Für Gail ist das ein Beweis, dass Veränderung möglich ist:

„Veränderung ist schwer, vor allem, wenn es darum geht, eine ganze Gemeinschaft zu erreichen. Aber wir sind schon einen Schritt näher dran, die Zukunft unserer Kinder zu sichern.“

Eine Gruppe junger Menschen hat sich im Kreis aufgestellt und die Hänge in der Mitte des Kreises aufeinander gelegt - ein Zeichen von Zusammenhalt.
Gemeinsam stark: Jugendliche, die als sogenannte Peer-Educator:innen ausgebildet wurden, setzen sich in ihren Gemeinden für den Kinderschutz ein Plan International

Bis 2026 will Plan International multidisziplinäre Teams aus Polizei, Sozialarbeit und Medizin etablieren, Frauen- und Kinderschutzzentren ausbauen und Betroffene bei Schulbesuch, Ausbildung und Unternehmensgründung unterstützen. Vor allem aber sollen Eltern, Lehrkräfte und Jugendliche zu Multiplikator:innen werden, die das Thema Kinderschutz dauerhaft in ihren Gemeinden verankern.

So wächst Schritt für Schritt ein starkes Netz, das Kinder schützt und ihnen neue Perspektiven eröffnet.

Der Artikel wurde mit Material von den Philippinen aufgeschrieben.

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Mit dem Projekt „Kinder vor Menschenhandel schützen“ bewahrt Plan International Kinder und Jugendliche auf den Philippinen – vor allem Mädchen – vor sexueller Ausbeutung, Kinderhandel und Frühverheiratung. Dafür stärkt die Kinderrechtsorganisation bestehende Schutzstrukturen, klärt Mädchen und Jungen über ihre Rechte auf und sensibilisiert ganze Gemeinden für die Risiken und gravierenden Folgen dieser Menschenrechtsverletzungen. 

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