
Kulinarische Spezialitäten für eine bessere Zukunft
Honduras zählt zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas und steht vor enormen sozialen und wirtschaftlichen Hürden. Vor allem in den ländlichen Gebieten fehlt es jungen Menschen an Perspektiven: Schulen sind oft weit entfernt oder schlecht ausgestattet, Jobs rar und die Infrastruktur schwach. Über 60 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze – und besonders junge Frauen sind mehrfach benachteiligt. Sie sehen sich mit traditionellen Geschlechterrollen konfrontiert, die ihre Chancen einschränken. Frühe Schwangerschaften, häusliche Gewalt und Diskriminierung sind weit verbreitet.
Doch trotz dieser Widrigkeiten gibt es eine starke Kraft, die immer deutlicher wird: Die Eigeninitiative junger Frauen, die nicht länger warten, sondern selbst aktiv werden. Das Plan-Projekt „Generation mit Chancen“ schafft Räume, in denen sie lernen, an sich wachsen und ihre wirtschaftlichen Ideen verwirklichen können – als Gestalterinnen ihrer Zukunft.


Zwischen Armut und Aufbruch: Alejandras Geschichte
Im kleinen Dorf San Antonio im Westen von Honduras beginnt Alejandras Tag noch vor dem Sonnenaufgang. Zwischen dampfender Milch und klappernden Eimern denkt sie darüber nach, wie sie traditionelle Rezepte neu beleben kann. Ihre Familie arbeitet seit Generationen in der Milchwirtschaft, doch Alejandra will mehr als den bloßen Verkauf. Sie experimentiert mit selbst produziertem Käse, Quark und Butter, immer auf der Suche nach neuen Verdienstmöglichkeiten.
„Das Projekt hat mir geholfen, groß zu denken.“
Der Wendepunkt kommt, als sie von dem Projekt „Generation mit Chancen“ hört. Dort lernt sie nicht nur, wie man Produkte vermarktet, sondern auch, wie man ein kleines Unternehmen führt. Mit einem Zuschuss kauft sie eine Skimmmaschine, die die Butterqualität verbessert. Heute verkauft Alejandra ihre Käseprodukte in der Region, studiert nebenbei an der Universität und träumt von einem eigenen Markennamen und neuen Märkten. „Der Antrieb kommt von mir und meiner Familie, aber das Projekt hat mir geholfen, groß zu denken“, sagt Alejandra.


Teamarbeit: Grecias und Aylins Geschichte
Ein paar Fahrstunden westlich, in den Bergen von Copán, mischen Grecia und Aylin Gewürze und Fleisch und erweitern dabei ihren Unternehmergeist. Zusammen mit Freundinnen haben sie ein kleines Lebensmittelgeschäft aufgebaut: hausgemachte Chorizo – eine scharf gewürzte Wurst –, Tamales – gefüllte Teigtaschen –, Donuts – süße Teigkrinkel – und „elotes locos“ – ein bunter Mais-Snack. Die Idee dafür hatten sie aus dem Alltag, das Wissen aus dem Projekt. Trainings in Teamarbeit, Finanzplanung und Kundenkommunikation sowie ein Zuschuss für die Ausrüstung machten den Start möglich. An den Wochenenden produzieren sie bis zu 90 Kilogramm Chorizo.
Der Anfang war schwer: unterschiedliche Charaktere, wenige berufliche Erfahrung und viele wirtschaftliche Unsicherheiten. Doch gemeinsam wuchsen die jungen Frauen zusammen, lernten einander zuzuhören und sich abzusprechen. „Wir haben nicht gewartet, bis sich etwas ändert, wir haben selbst angefangen", sagen Grecia und Aylin. Und ihr Erfolg spricht sich herum. Die Nachfrage nach den von ihnen produzierten kulinarischen Spezialitäten wächst, während sie weitermachen, sich verbessern wollen und weiter inspirieren lassen.

„Was wir brauchen, ist nicht Mitleid, sondern Räume, in denen wir wachsen können.“
In über 80 ländlichen Gemeinden in Honduras unterstützt Plans Projekt Jugendliche, auch und gerade junge Frauen. Sie erhalten praxisnahe Trainings zu Unternehmensgründung, Finanzplanung, Produktentwicklung und Kundenkommunikation. Begleitet werden sie von Mentor:innen, die sie individuell beraten und stärken. Ein wichtiger Bestandteil sind Starter-Zuschüsse, mit denen die Teilnehmenden Grundausstattung wie Maschinen, Kühlgeräte oder Verkaufsstände finanzieren können.
Über 600 junge Menschen haben so 2024 ihre Geschäftsidee umgesetzt, allein oder im Team. Wo möglich, stellt das Projekt Arbeitsräume oder Marktzugänge bereit.

Blick nach vorn
Das Projekt schafft weit mehr als Wissen. Es eröffnet konkrete Wege in die wirtschaftliche Unabhängigkeit und macht sichtbar, wie viel Potenzial in jungen Frauen wie Alejandra, Grecia und Aylin steckt. Sie sagen: „Wir haben mehr als ein Unternehmen. Es ist unser Weg in die Unabhängigkeit.“ Ihre Geschichten zeigen, was möglich ist, wenn jungen Menschen Vertrauen geschenkt wird – in ihre Fähigkeiten und ihre Entscheidungen. In einer Umgebung, die ihnen oft enge Grenzen setzt, erfinden sie sich und ihre Zukunft neu.
Die Geschichten von Alejandra, Grecia und Aylin wurden mit Material aus dem honduranischen Plan-Büro erstellt.