Blühende Gärten im kargen Savannenland

Foto: El Hadji Touré

Mali ist von der Landwirtschaft abhängig – ein besonders klimasensibler Wirtschaftszweig. Einige Frauen sichern trotz der Widrigkeiten die Versorgung.

Der riesige Binnenstaat Mali ist seit langem den Launen des Klimas ausgeliefert. Das Sahelland hängt großteils von der Landwirtschaft ab, die dort hauptsächlich von Frauen betrieben wird. Fast 70 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung lebt von Ackerbau, Viehzucht, Fischerei und/oder Forstwirtschaft. Aber Extremwetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen bedrohen die Lebensgrundlage der Landwirt:innen – und häufen sich aufgrund des Klimawandels

Hinzu kommt die verbreitete Armut sowie schlechte, unsichere Straßen. Letztere erschweren den Zugang zu Märkten, auf denen die Erzeugnisse verkauft werden. Vor allem in den ertragsarmen Jahreszeiten können sich viele Haushalte die hohen Lebensmittelpreise nicht leisten. Doch die Frauen in Kita Cercle, einer Verwaltungseinheit im Südwesten Malis, lassen sich nicht so leicht entmutigen. Kani (35) und Oumou (60) erzählen von ihrem Erfolg und den Herausforderungen auf dem Weg in die wirtschaftliche Unabhängigkeit.

Eine Frau gießt mit Eimern Pflanzen in ihrem Garten
Kani gießt die Pflanzen in ihrem Garten El Hadji Touré
Vogelperspektive auf einzeln angelegte Gärten inmitten einer sandigen Landschaft
Die Gärten der Gruppe werfen inzwischen gute Erträge ab El Hadji Touré
Eine Gruppe Frauen steht auf einem Stück Land, auf dem verschiedene Gärten angelegt sind
Die Frauen bewirtschaften ihre Gärten gemeinsam – dadurch können sie sich größere Ausgaben teilen El Hadji Touré

Aller Anfang ist schwer

Kani baut seit ihrer Kindheit mit Leib und Seele Gemüse an. Ihre Arbeit liebt sie von ganzem Herzen, wie sie sagt. Ihre Mutter, die selbst Landwirtin war, hat ihr alles beigebracht. Nachdem sie zu ihrem Mann in den Kita Cercle gezogen war, hörte Kani von einer Gruppe von 65 Frauen an, die auf einem gemeinsamen Stück Land – jede auf ihrer eigenen Parzelle – Gemüse anbauten. Inspiriert von diesem Kollektiv schloss sich Kani ihnen an.

Die anfänglichen Herausforderungen waren groß – besonders die Wasserknappheit. Die zwei Brunnen, die den Gemüsegärtnerinnen als Versorgungsader dienten, versiegten häufig wegen des steigenden Wasserbedarfs. „Dann saßen wir stundenlang auf Matten im Garten und warteten darauf, dass das Wasser wieder auftauchte“, erinnert sich Kani. „Sobald es kam, gossen wir die Pflanzen und gingen dann wieder ins Bett. So ging es zwei Jahre lang.“ Die siebenfache Mutter, die vier ihrer Kinder bereits verloren hat, erzählt weiter, dass auch Saatgut und Werkzeug knapp waren.

„Plan International hat uns beim Aufbau des Vereins unterstützt.“

Kani (35), Landwirtin aus Mali

Oumou, Witwe und Mutter von zehn Kindern, erzählt eine ähnliche Geschichte. Nach dem Tod ihres Mannes war sie plötzlich Alleinversorgerin. Aber ihr kleiner Gemüsegarten warf kaum genug zum Überleben ab. Also gründete sie zusammen mit anderen Frauen aus ihrem Dorf einen Verein, indem sie ihre Gartenanlagen zusammenlegten. Diese Entscheidung änderte alles.

Hilfe zur Selbsthilfe

„Plan International hat uns beim Aufbau des Vereins unterstützt“, berichtet Kani. „Zunächst haben sie uns gezeigt, wie man organischen Dünger herstellt und benutzt, dann haben sie uns mit Saatgut versorgt.“ Außerdem stellte die Kinderrechtsorganisation den Gärtnereigruppen Solarpumpen für Brunnen und Zäune zum Schutz ihrer Gärten vor wilden Tieren zur Verfügung.

So konnten die Frauen nicht nur die Fruchtbarkeit ihrer Böden verbessern und mehr Sorten Gemüse anbauen, sondern auch ihre Ernte besser schützen. „Das war eine echte Lösung für unsere Probleme“, sagt Kani. Oumou ergänzt: „Dank dieser Unterstützung sind unsere Pflanzen gesünder und vielfältiger geworden.“

Eine Frau bei den Gartenarbeiten
Oumou arbeitet in ihrem Stück Garten El Hadji Touré
Eine Frau in bunten Kleidern jätet Unkraut per Hand
Kani jätet das Unkraut in ihrem Garten El Hadji Touré

Plan International unterstützt mehrere solcher Gruppen in der Region. Die Organisation schult sie auch in nachhaltigen Anbautechniken und unternehmerischen Fähigkeiten, damit sie ihre Geschäfte mit noch mehr Erfolg führen können. Heute genießen die Mütter und Großmütter ein hohes Ansehen in ihren Gemeinden. Sie tragen zur Ernährungssicherheit bei, indem sie die Menschen mit frischen und qualitativ hochwertigen Produkten versorgen, und steigern damit Wohlstand und Entwicklung der ganzen Region.

„Ich bin jetzt finanziell unabhängig und kann mich selbst versorgen, ohne mich zu verschulden.“

Oumou (60), Landwirtin aus Mali
Eine ältere Frau sitzt mit ihren drei kleinen Enkeltöchtern auf dem Schoß auf ihrer Veranda
Ihre drei Enkelkinder unterstützt Oumou mit den Einnahmen aus ihrem Gartenprojekt El Hadji Touré

Gesunde Ernte, gesunde Familien

Für Kani und Oumou brachte der Erfolg der Gärtnereigruppen weit mehr als nur üppige Ernten. Kani konnte sich mit den Einnahmen aus ihrem Garten drei Ochsen, drei Schafe und eine Ziege kaufen. Sogar Fleisch und Fisch kann sich die Familie jetzt leisten. „Wir essen gut und ernähren uns ausgewogen. Außerdem kann ich mich um meine Kinder und Enkelkinder kümmern“, verkündet Kani stolz. Ihnen zahlt sie die Gebühr für den Besuch einer Privatschulen sowie Schuhe, Kleidung und die medizinische Versorgung. Das Geld, das sie ansparen kann, investiert sie in Kleider, um diese als Zusatzeinkommen zu verkaufen, oder legt es in einer Spargruppe an.

Oumou ist ebenso stolz auf ihre vier Parzellen, auf denen Salat, Sellerie und Kohl prächtig gedeihen. Den Sellerie verkauft ihre Tochter in der Stadt Bamako für die Familie – 40 bis 45 Euro verdient Oumou pro Lieferung. Mit dem Geld hat auch sie Ziegen und Hühner gekauft, die Hochzeit ihrer Tochter bezahlt und ihren Sohn in einer privaten Medizinschule angemeldet. „Ich bin jetzt finanziell unabhängig“, sagt sie. „Ich kann mich selbst versorgen, ohne mich zu verschulden.“

Eine Frau in bunten Kleidern schöpft mit einem Kanister Wasser aus einem Brunnen
Kani schöpft Wasser aus dem Brunnen, den die Gruppe aus ihrer gemeinsamen Kasse bezahlt hat El Hadji Touré
Eine Frau mit zwei Eimern geht ihren Garten ab
Oumou gießt mit Eimern die Pflanzen in ihrem Garten El Hadji Touré

Das Geschäftsmodell der Mikrofinanzgruppen erklärt Oumou so: Jede Woche zahlen die Frauen einen festen Betrag in einen gemeinsamen Fonds ein – zusätzlich zu den Gebühren, die sie für ihre Parzellen bezahlen. „Manche bewirtschaften zwei, drei oder sogar vier Parzellen, so dass sie je nach Anzahl der Parzellen auch mehr einzahlen“, so Oumou. Dadurch schaffen sich die Gärtnerinnen eine finanzielle Basis, mit der sie gemeinsame Ausgaben wie Saatgut und Gerätschaften besser stemmen und sich gegenseitig unter die Arme greifen können.

Eine Familie aus Mutter, Vater und kleinem Sohn sitzt auf ihrer Veranda
Kani mit ihrem Ehemann und ihrem jüngsten Sohn El Hadji Touré
Ein Mann und eine Frau kümmern sich um ihre Tiere, die in einem Unterstand draußen untergebracht sind
Kani und ihr Ehemann kümmern sich um ihre Tiere El Hadji Touré

Mut säen, Erfolg ernten

Aber nicht nur Kanis und Oumous Familien profitieren von dem Erfolg der Frauen – auch ihre Dörfer haben etwas davon. „Wir arbeiten mit den von Plan International unterstützten Kindertagesstätten zusammen und liefern ihnen regelmäßig Gemüse und Obst“, berichtet Oumou stolz. Jedes Jahr spenden sie zudem Geld, um die Ernährungsprogramme der dort betreuten Kinder zu verbessern.

In Kita Cercle haben die Frauen, die früher bei der Entscheidungsfindung im Haushalt ausgegrenzt wurden, jetzt eine stärkere Stimme, und ihr höheres Einkommen hat Spannungen abgebaut und die Familienbande gestärkt. „Früher gab es wegen der Finanzen oft Streitigkeiten in den Familien“, gibt Kani zu. „Jetzt können wir uns an den Haushaltsausgaben beteiligen.“ Ihr Mann zum Beispiel unterstützt sie und hilft ihr, die Produkte in die Stadt zu transportieren. „Wir sind unabhängiger und verantwortungsbewusster geworden“, ergänzt Oumou.

Mit Blick in die Zukunft träumt Kani von einem eigenen Grundstück, auf dem sie ein Haus bauen und ihren Garten erweitern kann, während Oumou ihre Produktpalette und Anbaufläche weiter ausbauen will. Beide repräsentieren mit ihrer Widerstandskraft die Stärke der Frauen von Kita Cercle – die in einer krisengeschüttelten Region nun die Ernte ihres Mutes einfahren.

Die Geschichte der Gärtnereigruppen von Kani und Oumou aus Mali wurde mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro erstellt. 

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