
Nach der Verwüstung: Hilfe für die Philippinen
Zuerst kamen die heftigen Regenfälle, dann die orkanartigen Winde. Insgesamt sechs Mal traf Taifun Bualoi, lokal auch Opong genannt, am 26. September 2025 auf Land – und hinterließ auf den Philippinen eine Schneise der Verwüstung, von der Region MIMAROPA im Westen über die zentrale Provinz Masbate bis in die östlichen Visaya-Inseln. Nach Angaben des Nationalen Katastrophenrats waren über eine Million Familien in 16 Regionen betroffen. Darunter auch die Plan-Projektregionen in den Provinzen Occidental Mindoro, Samar und Ost-Samar. Alle Patenkindfamilien sind nach aktuellem Kenntnisstand in Sicherheit.
Taifune sind keine Seltenheit für die Menschen auf den Philippinen. Durchschnittlich 20 tropische Wirbelstürme treffen pro Jahr auf die südostasiatische Inselgruppe, zum Teil mit Windstärken von über 300 km/h. Sie reißen Dächer ab, entwurzeln Bäume, zerstören Gebäude und Infrastruktur. Aufgrund der Klimakrise nimmt ihre Zerstörungskraft stetig zu und sorgt jährlich für immense Schäden. Doch nicht nur das: Kaum hat der Wiederaufbau angefangen, droht oft bereits die nächste Katastrophe. Das erschwert neben den Hilfsmaßnahmen auch die Ursachenbekämpfung. Bualoi ist in diesem Jahr bereits der 15. Taifun – weitere neun sollen laut wissenschaftlichen Prognosen bis zum Jahresende noch folgen.



Eine Katastrophe folgt der nächsten
Taifun Bualoi hat vor allem die Provinz Masbate schwer getroffen, über 100.000 Familien benötigen dort dringend Hilfe. Viele von ihnen wurden aus ihren Gemeinden vertrieben und mussten in Notunterkünften untergebracht werden. Etliche Straßen sind zudem unpassierbar, die Menschen vor Ort können kaum versorgt werden.
„Der Sturm hinterließ mehr als nur entwurzelte Bäume, zerstörte Häuser und kaputte Straßen – er hinterließ Kinder und Familien, die jetzt in Angst leben“, sagt Hazel Rivas vom Amt für Soziales und Entwicklung der Gemeinde Mobo.
Doch der Taifun blieb nicht die einzige Katastrophe für die Menschen vor Ort. Bereits in den Wochen zuvor trafen die starken Regenfälle des Südwestmonsuns sowie zwei weitere Taifune auf die philippinischen Inseln. Über 3,5 Millionen Menschen aus 8.200 Dörfern bekamen die Auswirkungen der Naturkatastrophen zu spüren.
Am 30. September wurde dann die Provinz Cebu im Zentrum der Philippinen von einem starken Erdbeben der Stärke 6,9 erschüttert. Bei Beben dieser Stärke können Zerstörungen im Umkreis von bis zu 70 Kilometer auftreten. Zwischen Cebu City und Bogo kam es zu weitreichenden Schäden an der Infrastruktur, wichtige Straßen waren blockiert und die lokale Gesundheitsversorgung durch die vielen Verletzten überlastet.
Bestätigt sind bisher knapp 300 Verletzte und 72 Todesopfer. Die Nachbeben in den Folgetagen haben das Trauma und die Angst der betroffenen Familien weiter verschlimmert. Nur wenige Tage später, am 3. Oktober, traf ein vierter Taifun die Insel Luzon im Norden des Landes.

„Mit unserer Notfallhilfe wollen wir sicherstellen, dass wir die am meisten gefährdeten Menschen schützen, stärken und unterstützen.“
Plan International leistet Nothilfe
Plan International hat vor Ort Notfallteams mobilisiert, um die betroffenen Gemeinden zu unterstützen. Zu den dringendsten Bedürfnissen der Menschen gehören jetzt sauberes Trinkwasser, Nahrungsmittel, lebenswichtige Medikamente, Schlafausrüstung und Hygieneartikel. Als Reaktion auf die Katastrophenlage wurde für die Provinz Cebu offiziell der Notstand ausgerufen – so können Hilfsmaßnahmen schnell und unbürokratisch umgesetzt werden.
Der diesjährige WeltRisikoIndex bestätigt das erhöhte Risiko, das auf den Philippinen herrscht. Laut Bericht hat der südostasiatische Inselstaat mit zahlreichen Naturkatastrophen zu kämpfen. Nicht nur deren Häufigkeit nimmt zu, sondern auch deren Intensität – was den bestehenden Katastrophenschutz zunehmend überfordert. Doch die mangelhaften Investitionen in diesen Schutz stehen immer wieder in der Kritik. Erst kürzlich fanden in der Hauptstadt Manila Proteste statt. Die Bevölkerung fühlt sich von der Regierung mit den unmittelbaren Folgen der Naturkatastrophen alleingelassen und sieht sich ihnen schutzlos ausgeliefert.



Kindzentrierte Hilfe und langfristige Stärkung
Inmitten dieser Hilflosigkeit bieten die Maßnahmen von Plan International dringend benötigte Unterstützung. „In Krisenzeiten sind Kinder, insbesondere Mädchen, erhöhten Risiken und Gefahren ausgesetzt“, erklärt Pebbles Sanchez-Ogang, Plan-Länderdirektorin auf den Philippinen. „Bei unseren Notfallmaßnahmen geht es nicht nur darum, Hilfe zu leisten, sondern auch darum, sicherzustellen, dass wir die am meisten gefährdeten Menschen schützen, stärken und unterstützen.“ Ein Team wurde bereits nach Masbate entsandt, um dort Hygienekits an die Familien zu verteilen. Ein weiteres Notfallteam führt in Cebu schnelle Bedarfsanalysen durch und stimmt sich mit den lokalen Behörden und Partnern ab.
Um die Bedürfnisse der Kinder und Familien vor Ort schnell und zuverlässig zu ermitteln, arbeitet Plan International mit nationalen und lokalen Regierungsbehörden sowie anderen unabhängigen Organisationen zusammen. Bisher wurden bereits 605 Haushalte mit Hygienekits, Trinkwasser sowie Schlafausrüstung versorgt. In den kommenden Tagen und Wochen wird die Verteilung der Hilfsgüter weiter ausgebaut und nach und nach auch um die psychosoziale Betreuung von Kindern erweitert. Bei den Maßnahmen geht es der Kinderrechtsorganisation immer darum, nicht nur dringende Bedürfnisse zu erfüllen, sondern die Betroffenen langfristig zu stärken und den Wiederaufbau zu begleiten.
Der Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro auf den Philippinen erstellt.