
Neustart in Ruanda
Das ostafrikanische Land interessierte Matti Tomingas schon lange, bevor er die Patenschaft für Juwayeze übernahm. Mit seiner Freundin Waleska besuchte der Nürnberger das siebenjährige Mädchen und seine Familie und lernte die ruandische Gastfreundschaft kennen. Matti Tomigas berichtet:
Patenkindbesuch bei Juwayeze
Ein klitzekleines Land im Herzen Afrikas, reich an Menschen, Natur und verschiedenen Landschaften. Endlich sollte ich dieses wunderschöne Land mit seiner traurigen Vergangenheit kennenlernen. Nach dem Genozid in Ruanda gibt es viele Familien, die Angehörige verloren oder selbst an Morden beteiligt waren. Trotzdem wurde ein Neuanfang der Versöhnung gewagt. Mit meiner Patenschaft für Juwayeze möchte ich die Projektarbeit von Plan vor Ort unterstützen.
Fahrt durch die afrikanische Schweiz
Am Tag nach unserer Ankunft in der Hauptstadt Kigali brechen wir auf nach Rwamagana. Die Fahrt durch die Hügellandschaft dauert eineinhalb Stunden. Wir wissen nun, warum Ruanda auch die „Schweiz Afrikas“ genannt wird. Das Land ist arm und dicht besiedelt. Juwayeze lebt ganz in der Nähe an der Grenze zu Tansania. Wir fahren vorbei am Lake Muhazi. Nach einer Stunde biegen wir in einen Feldweg ab, der durch Bananenfelder führt. Die Leute leben hier in kleinen Bauernhöfen von ihrem Anbau. Kinder laufen über die Straßen und rufen „Muzungu“ (Weißer). An einem der Häuser macht der Fahrer halt, wir sind angekommen.
Trommeltanz für die Gäste
Die Menschen in Ruanda sind herzlich, aber zurückhaltend. Endlich lernen wir Juwayeze, ihre Eltern und die vier Geschwister kennen. Ihr Vater führt uns hinter die Lehmhütte, wo uns bereits einige Verwandte und Freunde der Familie erwarten. Wir bekommen Wasser angeboten und kommen ins Gespräch. Ich will von Juwayeze wissen, ob ihr die Schule gefällt. Zunächst unsicher, beschließt sie, mit „Yego“ (Ja) zu antworten. Die Kinder haben einen Trommeltanz für uns einstudiert. Vier junge Tänzer kommen ums Haus, gefolgt von zahlreichen singenden und trommelnden Menschen. Wir werden zum Mitmachen aufgefordert. Dann zeigen wir Bildbände aus unseren Heimatländern Deutschland und Mexiko.
Wie viele Kühe kostet eine Ehefrau?
Juwayezes Vater fragt meine Freundin, wie viele Kühe man in Deutschland für eine Frau zahlen müsse? Wir lachen und meine Freundin erklärt, dass es bei uns keiner Kühe bedarf, weder für Mann noch Frau. Es ist, wie in einer anderen Welt in diesem Hinterhof, umringt von so vielen Kindern. Der Besuch neigt sich dem Ende. Wir überreichen unsere Geschenke und erleben, wie schnell sich Bonbontüten leeren können. Juwayezes Vater übergibt uns zum Abschied eine komplette Bananenstaude. Ein Geschenk, das ich nicht ablehne, da ich mich über die ruandischen Sitten informiert habe. Alle sind gerührt. Nach zahlreichen Umarmungen und ein paar Tränen verabschieden wir uns von Juwayeze und ihrer Familie. Wir verleben noch zwei wunderschöne Wochen in diesem tollen Land, dann fliegen wir zurück nach Deutschland.