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Durch den Protest in Brautkleidern und mit aufgemalten Verletzungen konnten die Aktivisten öffentlichen Druck auf die libanesische Regierung ausüben. © ABAAD
Durch den Protest in Brautkleidern und mit aufgemalten Verletzungen konnten die Aktivisten öffentlichen Druck auf die libanesische Regierung ausüben. © ABAAD
17.08.2017 - von Plan Redaktion

Umstrittenes „Vergewaltigungs-Gesetz“ im Libanon abgeschafft

Gestern hat das libanesische Parlament eine historische Entscheidung getroffen und Paragraph 522 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. Das umstrittene Gesetz hatte Vergewaltigern Straffreiheit gewährt, wenn sie ihre Opfer heiraten.

Die Abstimmung für die Abschaffung des „Vergewaltigungsgesetzes“ am Mittwoch war das Ergebnis einer starken und jahrelangen Kampagne durch die lokale Aktivistengruppe ABAAD. Plan International unterstützte den Protest von ABAAD und begrüßt die Meldung aus dem Libanon.

„Vergewaltigung ist ein Akt schrecklicher Gewalt, für den es keine Rechtfertigung gibt - Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Wir sehen einen großen Fortschritt in der Entscheidung, die Richtlinie abzuschaffen, die es Vergewaltigern ermöglichte, durch eine Heirat ungestraft davonzukommen“, sagt Anne-Birgitte Albrectsen, CEO von Plan International. Das ist eine erfreuliche Weiterentwicklung im Kampf um die Rechte von Mädchen und Frauen. Albrectsen weist jedoch auch darauf hin, dass dies für viele - auch einige Kinder -, die in einer solchen Ehe bereits gefangen sind, zu spät kommt: „Eine Vergewaltigung verursacht schwere körperliche, emotionale und psychische Schäden, die ein Leben lang überdauern können. Mädchen zu zwingen, noch minderjährig zu heiraten - und dem Mann zu überlassen, der sie vergewaltigt hat - raubt ihnen nicht nur die Kindheit, es verstößt auch gegen ihre Rechte auf Gesundheit, Bildung und persönliche Chancen. Trotz dieser Kenntnisse werden Vergewaltigungen in der Ehe von den Behörden meist ignoriert. Aus diesem Grund müssen nicht nur Gesetze, sondern auch patriarchalische Normen und Traditionen umgeworfen werden. Nur so kann eine wirkliche Geschlechtergerechtigkeit erreicht werden“, sagt sie.

Vor zwei Wochen hatte das jordanische Parlament bereits ein ähnliches Gesetz abgeschafft und Plan International fordert, dass noch weitere Länder diesen Beispielen folgen.
Im Libanon wird Plan International weiterhin mit lokalen Partnern wie ABAAD zusammenarbeiten. Im Vordergrund steht dabei, sexuelle und geschlechterspezifische Gewalt zu verhindern und die Rechte der libanesischen Mädchen und denen in den Flüchtlingsgemeinschaften im Land zu stärken.